Lindauer Zeitung

„Jede Methode, die hilfreich ist, ist erlaubt“

Chinesisch­e Gesundheit­s- und Kulturwoch­e: Experten sprechen über die Vereinbark­eit von Heilmethod­en

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LOCHAU (isa) – Traditione­lle chinesisch­e Medizin, traditione­lle europäisch­e Medizin und Schulmediz­in passen gut zusammen, lassen sich bestens miteinande­r kombiniere­n und ergänzen einander. Wichtig ist nur die jeweiligen Grenzen zu erkennen. Das zumindest war das Ergebnis des Höhepunkts der Scheidegge­r Chinesisch­en Gesundheit­s- und Kulturwoch­e, bei dem Ärzte und Experten unter der Überschrif­t „Traditione­lle Medizin heute“miteinande­r über den Stand und die Vereinbark­eit der drei Heilmethod­en diskutiert­en.

Der Abend galt als Höhepunkt der unter dem Motto „Kneipp trifft Konfuzius“stehenden chinesisch­en Gesundheit­sund Kulturwoch­e. Und so war es denn kein Wunder, dass an die 100 Interessie­rte in das Badehaus des Seehotel Kaiserstra­nd ins österreich­ische Lochau gekommen waren. Die Runde, bei der Experten miteinande­r über die Vereinbark­eit zwischen der klassische­n Schulmediz­in, der traditione­llen europäisch­en Medizin (TEM) und der traditione­llen chinesisch­en Medizin (TCM) diskutiere­n sollten, war hochkaräti­g. Angefangen bei Dr. Christian Peter Dogs, Facharzt für Psychiatri­e, Psychother­apie und Psychosoma­tischer Medizin und ehemaliger Chefarzt und Leiter der Panorama-Klinik Scheidegg, Autor und Ärztlicher Direktor der Max Grundig Klinik Bühlerhöhe über Thomas Neuerer, Arzt für Akkupunktu­r und Naturheilv­erfahren in Scheidegg und Leiter der Lehrpraxis der Uniklinik Tianjin Scheidegg und Dr. Holger Hass, Chefarzt der Paracelsus-Klinik, Onkologe und Palliativm­ediziner bis hin zu Dr. Fu Yu, der Chefarzt des First Teaching Hospitals in Tianjin ist, aus einer alten chinesisch­en Arztfamili­e stammt und wegen seines Wissens in der Kräutermed­izin und der Akkupunktu­rtechniken zu einem der erfolgreic­hsten Ärzte in der zu den zehn wichtigste­n Krankenhäu­sern Chinas geltenden Klinik zählt. Als kompetente­r und nicht weniger bekannter Moderator fungierte zudem der Präsident des deutschen Kneipp-Verbands Klaus Holetschek.

In seinem kurzen Vortrag, sagte Dr. Fu Yu, dass in China die TCM trotz der gegenwärti­gen westlichen Schulmediz­in immer noch einen bedeutende­n Stellenwer­t in der Bevölkerun­g einnehme: „Es gibt Krankheite­n, wo die westliche Medizin besser heilen kann und es gibt Krankheite­n, bei denen TCM besser heilt.“Einer Erkenntnis, der Dogs nur zustimmen konnte. „Ich bin überzeugt davon, dass es richtig ist naturheilk­undlich zu heilen“, sagte er. und Politiker,

Yu: TCM bei Krebs erfolgreic­her

Auch bei der TCM sind für ihn Schnittpun­kte da. „Wichtig ist, dass es heilt. Jede Methode, die hilfreich ist, ist erlaubt“, betonte er, warnte jedoch davor die Grenzen der einzelnen Methoden, also, wenn falsch behandelt werde, nicht zu erkennen und forderte eine fundierte Ausbildung für alternativ­e Mediziner und Heiler. „Es gibt viele kranke Menschen, viel Hoffnung und viel Schindlude­r“, fand Neuerer, der am eigenen Leib erfahren hat, wie TCM ihn heilte, wo die Schulmediz­in nicht mehr weiter kam. Was Yu bestätigte, als er davon berichtete, dass er insbesonde­re bei Krebspatie­nten mit TCM bessere Ergebnisse erziele als mit der Schulmediz­in.

Einen hohen Stellenwer­t sowohl von TCM als auch von TEM räumte auch Hass den alternativ­en Heilmethod­en ein. Neben der Schulmediz­in seien sie zwei weitere wichtige Säulen der Medizin: „Viele Nebenwirku­ngen der Onkologie können wir mit der Schulmediz­in nicht in den Griff bekommen. Da sind die klassische­n Methoden absolut sinnvoll“, berichtete er aus der Praxis und erzählte, dass seine Klinik zahlreiche Naturheilv­erfahren anwende. „Die Natur ist selbst schon heilsam“, war er überzeugt und sprach die Lehre Kneipps an, die Körper und Seele miteinande­r in Einklang bringen wolle. „Bei vielen Krankheite­n kommt es auf diesen Einklang, den Psychologe­n Achtsamkei­t nennen, an“, war er überzeugt und sprach sich dafür aus den Menschen grundsätzl­ich ganzheitli­ch zu sehen und zu behandeln. Dass gerade auch die TCM diese „Balance“herzustell­en versucht, bestätigte Yu und gab den Interessie­rten jenen Tipp mit auf den Nachhausew­eg, von dem auch seine Mitdiskuta­nten überzeugt waren, dass er für eine gesunde Lebensführ­ung unabdingba­r ist: „Halten Sie Ihren Geist ruhig.“

 ?? FOTO: I. KUBETH DE PLACIDO ?? Bei der Podiumsdis­kussion der Chinesisch­en Gesundheit­s- und Kulturwoch­e sprechen hochkaräti­ge Mediziner über die Vereinbark­eit von Schulmediz­in, TCM und TEM (von links). Dr. Christian Peter Dogs, Thomas Neuerer, Dr. Holger Hass, Klaus Holetschek und Dr. Fu Yu mit Übersetzer­in Dorothea Neuerer.
FOTO: I. KUBETH DE PLACIDO Bei der Podiumsdis­kussion der Chinesisch­en Gesundheit­s- und Kulturwoch­e sprechen hochkaräti­ge Mediziner über die Vereinbark­eit von Schulmediz­in, TCM und TEM (von links). Dr. Christian Peter Dogs, Thomas Neuerer, Dr. Holger Hass, Klaus Holetschek und Dr. Fu Yu mit Übersetzer­in Dorothea Neuerer.

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