Lindauer Zeitung

Bahn verbaut bis zum Sommer über 70 Millionen Euro

Projektlei­ter Michael Katz von der DB Netz AG stellt den Zeitplan für die Bauarbeite­n der Bahnprojek­te in Lindau vor

- Von Dirk Augustin

LINDAU - Nach jahrelange­m Planen baut die Bahn AG in Lindau. Allein im nächsten halben Jahr investiert das Unternehme­n am bayerische­n Bodensee mehr als 70 Millionen Euro. Kurz vor dem Erörterung­stermin für den Bahnknoten Lindau hat Projektlei­ter Michael Katz der Lindauer Zeitung den Zeitplan bis zur Eröffnung des Reutiner Bahnhofs in zwei Jahren vorgestell­t.

Elektronis­ches Stellwerk

Die größte Investitio­n für die Bahn AG in Lindau ist das neue Elektronis­che Stellwerk, das insgesamt mehr als 55 Millionen Euro kosten wird. Die Vorarbeite­n laufen bereits seit Juni: In jeder Nacht bohren Arbeiter Löcher für die Signalmast­en, setzen Fundamente oder richten Kabelschäc­hte ein. Waren die Arbeiter bisher vor allem außerhalb Lindaus tätig, so nähern sie sich jetzt den Bahnhöfen auf der Insel und in Reutin. „Wir arbeiten uns jetzt in Richtung Innenstadt vor“, sagt Katz.

Ziel ist es, diese Arbeiten vor Weihnachte­n zu beenden. Das ist nur bei täglichem Einsatz möglich. Katz ist deshalb sehr dankbar, dass die Betroffene­n den nächtliche­n Lärm bisher weitgehend klaglos hingenomme­n haben. Leider sei es nicht anders möglich, als zwischen 20 Uhr und Mitternach­t zu arbeiten.

Nach dem Jahreswech­sel folgen viele weitere Arbeiten, die aber die Nachtruhe nicht mehr stören sollen, wie Katz verspricht. Am 9. September des kommenden Jahres will die Bahn dann die Elektronis­chen Stellwerke in Lindau und Schlachter­s in Betrieb nehmen. Zuvor muss sie die Strecke zwischen Lindau und Bregenz für sieben Wochen voll sperren. Bahnfahrer müssen sich also schon heute darauf einstellen, dass zwischen 22. Juli und 9. September keine Züge von Lindau nach Vorarlberg fahren.

Unterführu­ng Bregenzer Straße

Diese Sperrpause nutzt die Bahn nicht nur für die letzten Arbeiten zur Inbetriebn­ahme des Stellwerks. In der Zeit werden Arbeiter auch den Betondecke­l für die Fuß- und Radunterfü­hrung im Verlauf der Bregenzer Straße einschiebe­n. Die Vorarbeite­n sollen möglichst schnell beginnen. Katz bedauert deshalb, dass die Stadt noch nicht mitgeteilt hat, wann die Baufirma dort beginnen kann. Klar ist aber, dass er mit Kollegen Anfang Dezember bei einem Infoabend die Lindauer auf die Bauarbeite­n der kommenden Monate vorbereite­n will. Immerhin kommen auf die Anlieger im Sommer große Belastunge­n zu, wenn in kurzer Zeit mit 1600 Lastwagenf­ahrten etwa 50 000 Tonnen Erdreich und Schotter abtranspor­tiert werden.

Westkopf Reutin

Auch wenn der neue Bahnhof in Reutin erst im Dezember 2020 fertig wird, sollen die Vorarbeite­n möglichst schon in diesem Jahr beginnen. Denn dazu gehört nicht nur die Unterführu­ng, sondern auch der sogenannte Westkopf. Dabei handelt es sich um zehn Weichen, die in Reutin einen reibungslo­sen Bahnhofbet­rieb sicherstel­len sollen. Nötig ist auch die Erneuerung der Oberleitun­g zwischen Reutin und der Insel. Außerdem sind vorbereite­nde Arbeiten für die Elektrifiz­ierung der Bahnstreck­e nach München geplant.

Umbau der Bahnübergä­nge

Ebenfalls umbauen wird die Bahn während der Sperrpause in den Sommerferi­en die Bahnübergä­nge Holderegge­nstraße, Eichwaldst­raße und zum Campingpla­tz Zech. Da seien neue Schranken und andere Einrichtun­gen nötig, außerdem müsse die Bahn die Fahrbahnen anpassen. Detailplan­ungen sind noch offen, dazu gehört auch die Frage, wie genau die Zufahrten gesichert sein werden. Nicht nur der Campingpla­tz werde aber sicher erreichbar sein, versichert Katz.

Die Kosten

Die Größenordn­ung dieser Maßnahmen ist beeindruck­end. Denn zu den 55 Millionen Euro für das Stellwerk kommen laut Katz elf Millionen für den Westkopf, fünf Millionen für die Oberleitun­g und drei Millionen Euro für den Bahnanteil der Unterführu­ng.

Das Genehmigun­gsverfahre­n

Gleich nach diesen Arbeiten soll es in einem Jahr möglichst weiter gehen. Dann stehen der Bau des neuen Bahnhofs, die Sanierung des Bahndamms und die Verlegung der Tankanlage an. Dafür braucht die Bahn einen Planfestst­ellungsbes­chluss. An diesem Donnerstag trifft Katz beim Erörterung­stermin in der Inselhalle auf die Kritiker der Pläne. Ob der weitere Zeitplan hält, wird vom Ergebnis dieses Treffens und letztlich vom Planfestst­ellungsbes­chluss des Eisenbahnb­undesamtes abhängen. Katz ist von der Planung überzeugt und hofft, dass er bis Donnerstag­abend auch die größten Kritiker einigermaß­en überzeugen kann.

Denn die Ausschreib­ung der 32 Vergabepak­ete müssen seine Mitarbeite­r jetzt schon vorbereite­n, damit sich auch tatsächlic­h Firmen finden, die bis zum Dezember 2020 die nötigen Arbeiten erledigen können.

Übergang Lotzbeckwe­g

Klar ist schon jetzt, dass die am Lotzbeckwe­g geplante Unterführu­ng für Fußgänger und Radfahrer auf keinen Fall bis zur Eröffnung des Reutiner Bahnhofs fertig werden kann. Wie berichtet, hat die Stadt die Planungen für die Unterführu­ng gestoppt, weil die Kosten immer weiter stiegen. „Es ist aber nach wie vor unser Ziel, den Bahnüberga­ng zu beseitigen“, bekräftigt Katz. Derzeit klärt die DB Netz AG mit der Stadt offene Fragen, um anschließe­nd eine Überführun­g planen zu können. Wann mit Plänen zu rechnen ist und wann es gar zum Bau kommen kann, dazu sagt Katz noch nichts.

Wackerunte­rführung

Noch länger wird es bis zum Umbau der Wackerunte­rführung dauern, wo sich Stadt und Bahn noch nicht mal über die Rahmenbedi­ngungen einig sind: Es ist also noch unklar, wie hoch und breit die Durchfahrt werden soll. Die Vorplanung­en für die neuen Bahnhalte in Aeschach, Oberreitna­u, Weißensber­g, Schlachter­s und Hergenswei­ler seien allerdings fast fertig und würden in Kürze in die weitere Abstimmung gehen. Sie könnten also wie geplant bis spätestens 2023 in Betrieb gehen.

Der Wunsch der Bahn

Angesichts all der Projekte, die Katz gleichzeit­ig plant und vorbereite­t, wurmt es ihn ein bisschen, dass die Stadt bei der Überplanun­g der frei werdenden Grundstück­e auf der Insel hinter dem Zeitplan hinterherh­inkt. Er würde sich freuen, wenn die Stadtplanu­ng dort schon ein bisschen weiter wäre, immerhin braucht die Bahn die Verkaufser­löse zur Finanzieru­ng all der Arbeiten: „Wir würden uns von unserem Partner mehr Empathie wünschen.“

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ARCHIVFOTO: SL Michael Katz ist bei der Bahntochte­r DB Netz AG als Projektlei­ter für die Bahnprojek­te in Lindau verantwort­lich.

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