Lindauer Zeitung

Wie man sich zu Hause sicherer fühlen kann

Horst Zimmermann hat sich von der Polizei zum Seniorenbe­rater ausbilden lassen

- Von Claudia Goetting

KREIS LINDAU - Horst Zimmermann ist nicht der Typ, der es sich im Ruhestand im Fernsehses­sel gemütlich macht und Däumchen dreht. Der 70Jährige braucht eine – oder besser mehrere Herausford­erungen. Und zwar nicht irgendwelc­he. „Sinnvoll muss es sein“, sagt Zimmermann, der mit seiner Frau seit 17 Jahren im Scheidegge­r Ortsteil Lindenau lebt, nachdem er vorher beruflich in ganz Deutschlan­d herumgekom­men ist. Aber auch im idyllische­n Landkreis Lindau gibt es Kriminalit­ät – und das ist sein großes Thema.

„Oft denkt man, schlimme Dinge passieren nur woanders und anderen Leuten“, weiß Zimmermann. Aber dem ist leider nicht so. Und so engagiert er sich seit drei Jahren bei der Opferschut­zorganisat­ion Weißer Ring. Und über diese Aufgabe wiederum ist Zimmermann zu seinem neuen Ehrenamt gekommen. Hermann Jehnes aus Bodolz, der Leiter der Lindauer Außenstell­e des Weißen Rings, hat ihm vom Projekt „Senioren informiere­n Senioren“des Polizeiprä­sidiums Schwaben Süd/ West erzählt.

Im Frühjahr haben sich die beiden zu Seniorenbe­ratern ausbilden lassen – und am morgigen Freitag sind sie als Premiere in dieser Funktion gemeinsam beim Bunten Seniorenna­chmittag in Weiler dabei: mit einem Vortrag und einer Diskussion zum Thema „Einbruchdi­ebstahl“. Zimmermann, der zuletzt im Marketing und Außendiens­t in der pharmazeut­ischen Industrie in München gearbeitet hat, legt Wert auf positive Formulieru­ngen. Deshalb überschrei­bt er seinen Vortrag lieber mit dem Titel „Schutz und Sicherheit in der eigenen Wohnung und im eigenen Haus“.

Und ebenfalls aufgrund seines berufliche­n Hintergrun­ds hat er gleich mal alle neuen Seniorenbe­rater mit ausgebilde­t – zum Thema „Seniorenge­rechte Präsentati­on“. Für Senioren müsse quasi das Wichtige vom Wichtigen kurzweilig und einfach dargestell­t werden. „Wir müssen als Showmaster auftreten. Die Senioren wollen unterhalte­n werden, sich unterhalte­n – und nebenbei noch etwas lernen oder Nützliches erfahren“, sagt Zimmermann.

Und so hat er die Präsentati­on mehrmals überarbeit­et, Folien gelöscht, Textmengen verkleiner­t, die Schrift vergrößert, Bilder und Filme eingefügt. Garniert wird der Vortrag mit Geschichte­n und Beispielen. Zimmermann überlässt nichts dem Zufall. Da er nicht wie ein Einbrecher im Dunkeln mit der Umgebung verschwimm­en möchte, sondern sich optisch abheben will, um die Aufmerksam­keit der Besucher auf Dauer zu halten, passt er sogar die Kleidung der Örtlichkei­t an – in diesem Fall dem Kolpinghau­s in Weiler.

Auch wenn der Vortrag eine Premiere ist, durch seine Arbeit beim Weißen Ring weiß Zimmermann, wie belastend ein Einbruchdi­ebstahl oft für die Opfer ist. „Zu sehen, Hab und Gut liegen auf dem Boden verstreut, da ist jemand über das Bett gelaufen und hat es durchwühlt, lässt so manchen nicht mehr schlafen und sich in den eigenen vier Wänden nicht mehr wohlfühlen“, berichtet der 70-Jährige.

„Gehen über Leichen“

Durch seine Ausbildung zum Seniorenbe­rater weiß er aber auch, wie Einbrecher ticken. „Das sind Profis. Die arbeiten oft nicht allein, sind gut organisier­t. Wenn sie innerhalb von zwei bis drei Minuten die Tür oder das Fenster nicht geknackt haben, geben sie auf. Und sie gehen notfalls über Leichen, wenn man sich ihnen in den Weg stellt.“Deshalb seien unter anderem gute Schlösser wichtig. Aber das ist nur eines der Themen, um die es beim Vortrag gehen wird. Er wird auch ansprechen, was man auf keinen Fall machen sollte – und wie man sich richtig verhält, wenn bei einem eingebroch­en worden ist.

Zimmermann­s Ziel: Möglichst viele Senioren sollen sich wohl und sicher fühlen – in einem gut geschützte­n Zuhause.

Dem 70-Jährigen ist allerdings auch bewusst: „100-prozentige Sicherheit wird es nie geben. Aber viele kleine Puzzleteil­e können die Sicherheit massiv erhöhen.“

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FOTO: GOETTING Horst Zimmermann hat Sicherheit­stipps für Senioren.

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