Wie man sich zu Hause sicherer fühlen kann
Horst Zimmermann hat sich von der Polizei zum Seniorenberater ausbilden lassen
KREIS LINDAU - Horst Zimmermann ist nicht der Typ, der es sich im Ruhestand im Fernsehsessel gemütlich macht und Däumchen dreht. Der 70Jährige braucht eine – oder besser mehrere Herausforderungen. Und zwar nicht irgendwelche. „Sinnvoll muss es sein“, sagt Zimmermann, der mit seiner Frau seit 17 Jahren im Scheidegger Ortsteil Lindenau lebt, nachdem er vorher beruflich in ganz Deutschland herumgekommen ist. Aber auch im idyllischen Landkreis Lindau gibt es Kriminalität – und das ist sein großes Thema.
„Oft denkt man, schlimme Dinge passieren nur woanders und anderen Leuten“, weiß Zimmermann. Aber dem ist leider nicht so. Und so engagiert er sich seit drei Jahren bei der Opferschutzorganisation Weißer Ring. Und über diese Aufgabe wiederum ist Zimmermann zu seinem neuen Ehrenamt gekommen. Hermann Jehnes aus Bodolz, der Leiter der Lindauer Außenstelle des Weißen Rings, hat ihm vom Projekt „Senioren informieren Senioren“des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/ West erzählt.
Im Frühjahr haben sich die beiden zu Seniorenberatern ausbilden lassen – und am morgigen Freitag sind sie als Premiere in dieser Funktion gemeinsam beim Bunten Seniorennachmittag in Weiler dabei: mit einem Vortrag und einer Diskussion zum Thema „Einbruchdiebstahl“. Zimmermann, der zuletzt im Marketing und Außendienst in der pharmazeutischen Industrie in München gearbeitet hat, legt Wert auf positive Formulierungen. Deshalb überschreibt er seinen Vortrag lieber mit dem Titel „Schutz und Sicherheit in der eigenen Wohnung und im eigenen Haus“.
Und ebenfalls aufgrund seines beruflichen Hintergrunds hat er gleich mal alle neuen Seniorenberater mit ausgebildet – zum Thema „Seniorengerechte Präsentation“. Für Senioren müsse quasi das Wichtige vom Wichtigen kurzweilig und einfach dargestellt werden. „Wir müssen als Showmaster auftreten. Die Senioren wollen unterhalten werden, sich unterhalten – und nebenbei noch etwas lernen oder Nützliches erfahren“, sagt Zimmermann.
Und so hat er die Präsentation mehrmals überarbeitet, Folien gelöscht, Textmengen verkleinert, die Schrift vergrößert, Bilder und Filme eingefügt. Garniert wird der Vortrag mit Geschichten und Beispielen. Zimmermann überlässt nichts dem Zufall. Da er nicht wie ein Einbrecher im Dunkeln mit der Umgebung verschwimmen möchte, sondern sich optisch abheben will, um die Aufmerksamkeit der Besucher auf Dauer zu halten, passt er sogar die Kleidung der Örtlichkeit an – in diesem Fall dem Kolpinghaus in Weiler.
Auch wenn der Vortrag eine Premiere ist, durch seine Arbeit beim Weißen Ring weiß Zimmermann, wie belastend ein Einbruchdiebstahl oft für die Opfer ist. „Zu sehen, Hab und Gut liegen auf dem Boden verstreut, da ist jemand über das Bett gelaufen und hat es durchwühlt, lässt so manchen nicht mehr schlafen und sich in den eigenen vier Wänden nicht mehr wohlfühlen“, berichtet der 70-Jährige.
„Gehen über Leichen“
Durch seine Ausbildung zum Seniorenberater weiß er aber auch, wie Einbrecher ticken. „Das sind Profis. Die arbeiten oft nicht allein, sind gut organisiert. Wenn sie innerhalb von zwei bis drei Minuten die Tür oder das Fenster nicht geknackt haben, geben sie auf. Und sie gehen notfalls über Leichen, wenn man sich ihnen in den Weg stellt.“Deshalb seien unter anderem gute Schlösser wichtig. Aber das ist nur eines der Themen, um die es beim Vortrag gehen wird. Er wird auch ansprechen, was man auf keinen Fall machen sollte – und wie man sich richtig verhält, wenn bei einem eingebrochen worden ist.
Zimmermanns Ziel: Möglichst viele Senioren sollen sich wohl und sicher fühlen – in einem gut geschützten Zuhause.
Dem 70-Jährigen ist allerdings auch bewusst: „100-prozentige Sicherheit wird es nie geben. Aber viele kleine Puzzleteile können die Sicherheit massiv erhöhen.“