Missionar und Menschenfreund
Pater Udo Baumüller starb im Alter von 87 Jahren – Er prägte das Missionshaus Mellatz
MELLATZ (ins) - Die Gemeinschaft der Comboni-Missionare, die Gottesdienstgemeinde Mellatz und viele ihr verbundenen Menschen im Westallgäu trauern um Pater Udo Baumüller. Am 2. November starb er im Alter von 87 Jahren infolge eines Herzversagens. Über viele Jahrzehnte hat er das Missionshaus Mellatz und seine Ausstrahlung als spiritueller Ort wesentlich geprägt.
Schon als junger Mann packte der 1931 in Nürnberg geborene Udo Baumüller in Mellatz mit an: Mit anderen Bamberger Theologiestudenten half er Ende der 1950er-Jahre in den Semesterferien beim Bau eines neuen Noviziats, dem heutigen Missionshaus. Mitglied der Hausgemeinschaft wurde der 1960 zum Priester geweihte Baumüller zehn Jahre später. Er war von der Ordensleitung nach Mellatz entsandt worden, um gemeinsam mit den Brüdern und Patres die Gedanken des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962 bis 1965) umzusetzen. Der Geist dieses Konzils habe es ermöglicht, Gemeinschaft und Haus zu öffnen, sagte Pater Udo einmal im Gespräch mit unserer Zeitung.
1970 bis 1983 und erneut seit 1993 wirkte Baumüller im Missionshaus Mellatz: als Hausoberer, Leiter des Bildungsbereichs, Seelsorger und Begleiter der Gottesdienstgemeinde. Der temperament- und humorvolle Priester sprach in seinen Predigten und Gebeten drängende Probleme unverblümt an und erinnerte Christen wie kirchliche Würdenträger mit nachdrücklichen Worten an ihre Verantwortung. Aus dem Evangelium und den Impulsen des Zweiten Vatikanischen Konzils leitete er Menschenliebe, Toleranz und einen angstfreien Glauben ab.
Die Vorstellung einer lebendigen Weltkirche und die ökumenische Praxis waren ihm ebenso selbstverständlich wie die lebendige Liturgie
und der Dialog mit anderen Religionen. „Wenn das Missionshaus Mellatz heute als Kraftort, als spirituelles Zentrum von Besuchern, Kursteilnehmern und Gottesdienstteilnehmern erfahren und aufgesucht wird, dann ist dies zu einem großen Teil das Verdienst von Pater Udo“, schreibt sein Mitbruder Pater Werner Nidetzky in einem Nachruf. Baumüllers Tod erlebt Nidetzky als schmerzhaften Verlust. Die Beziehung der beiden Patres sei von persönlicher Freundschaft und theologischem Austausch auf gleicher Wellenlänge geprägt gewesen.
An überkommenen Strukturen, verkrusteter Hierarchie und dem zögerlichen Umgang mit anstehenden Reformen in der Katholischen Kirche litt Pater Udo Baumüller, der im Zölibat ebenso wie im auf Männer beschränkten Priesteramt Hindernisse für notwendige Erneuerungen sah. Von der Unbeweglichkeit der Amtskirche ließ er sich indes nicht beirren. „Ich gehe im pastoralen Tun meinen Weg, wie ich ihn erkenne. Wir können in Mellatz Dinge verwirklichen, die nicht überall möglich sind“, sagte er in einem Interview. Mit dieser Haltung gab er manchen Menschen eine religiöse Heimat, die sich nicht in jeder Kirche willkommen fühlen.
Freidenker mit Neugier auf die Spiritualität anderer Kulturen
Der frei denkende Theologe, der Gründungsmitglied und mehrere Jahre Redaktionsmitglied der Missionszeitschrift Kontinente in Essen war, befasste sich neugierig mit der Spiritualität anderer Kulturen und den Klassikern christlicher Mystik. Besonders faszinierten ihn Berührungspunkte zwischen Theologie und Quantenphysik. Seine Reflexionen, sein Bibelverständnis und Gottesbild teilte er in vielen Vorträgen im ganzen Landkreis mit Interessierten. Pater Udo Baumüller, der als junger Mann davon geträumt hatte, „den Glauben draußen in der Welt zu verkünden“, verstand sich zeitlebens als Missionar. Anlässlich seines Goldenen Priesterjubiläums sagte er: „Missionar sein heißt, die Botschaft Jesu zu verkünden: Menschenwürde, Gerechtigkeit, Frieden – das alles ist Reich Gottes.“
„Ich gehe im pastoralen Tun meinen Weg, wie ich ihn erkenne.“Pater Udo Baumüller