Stadtwerke heben Energiepreise an
Kunden müssen für Strom und Gas ab 1. Januar deutlich mehr zahlen.
LINDAU (dik) - Kunden der Stadtwerke Lindau müssen sich auf höhere Preise bei Strom und Gas einstellen. Ein durchschnittlicher Haushalt, der Strom und Gas bezieht, wird etwa zwölf Euro pro Monat mehr zahlen müssen als bisher.
Fast alle Energieversorger müssten zum Jahreswechsel die Preise anheben, sagt Stadtwerkechef Thomas Gläßer. Sein Unternehmen sei da keine Ausnahme, könne aber zumindest beim Wasser den Preis stabil halten. Marketingchef Hannes Rösch verweist darauf, dass die Stadtwerke den Gaspreis im vergangenen Jahr sogar gesenkt hatten, beim Strom waren sie trotz gestiegener Kosten vier Jahre lang stabil.
Jetzt würden die staatlichen Steuern und Umlagen, die Netzentgelte und die Beschaffungskosten aber derart steigen, dass man das an die Kunden weitergeben müsse. Rösch erklärt, dass die staatliche EEG-Umlage zwar medienwirksam gesenkt wurde. Dass die ebenfalls vom Staat erhobene Offshore-Netzumlage aber um fast den gleichen Betrag angehoben wurde, hat bisher kaum jemand mitbekommen. Beides berücksichtigt die Veränderungen beim Energiemarkt. Denn vor allem der Ausbau der Leitungen, die Strom aus Norddeutschland in den Süden transportieren, werde Geld kosten.
Stolz sind die Stadtwerke auf ihr gutes Netz in Lindau, in dem der Strom im vergangenen Jahr rechnerisch nur 5,8 Minuten lang ausgefallen ist, das ist weniger als die Hälfte des Durchschnitts in Deutschland. Damit das so bleibt, sind Investitionen nötig, die Geld kosten. Das Netzentgelt muss übrigens jeder Anbieter gleich zahlen, der in Lindau Strom verkauft.
Dass die Energiepreise steigen, erlebt jeder Autofahrer an der Tankstelle. Das betrifft auch die Stadtwerke. Der Gaspreis ist zwar nicht mehr direkt an den Ölpreis gekoppelt, aber Bindungen gibt es immer noch. Und beim Strom reagieren die Märkte extrem auf verschiedene Nachrichten. Da sind die Zölle und Boykotte der USA, die steigende Nachfrage nach Steinkohle aus China und Indien sowie Unsicherheiten um die Atomkraftwerke in Belgien und Frankreich.
Stadtwerke werben für Verträge langfristiger Preissicherheit
Die Stadtwerke beziehen ihren Strom zwar komplett von den Vorarlberger Kraftwerken, doch die Preise sind dabei gekoppelt an die Entwicklung der Strombörse. Denn Energie ist ein europaweites Geschäft.
Stromkunden müssen sich deshalb dauerhaft auf steigende Preise einrichten, warnt Gläßer, der davon ausgeht, dass die Preisspirale noch lange nicht am Ende ist. Seine Großkunden aus der Wirtschaft werden das zu spüren bekommen, wenn deren aktuelle Verträge auslaufen. Für Privatkunden ändern sich die Preise am 1. Januar. Ein durchschnittlicher Kunde mit einem Wir-Strom-12-Vertrag muss mit knapp vier Euro mehr an Stromkosten rechnen. Beim WirGas-12-Vertrag steigt der Preis um knapp acht Euro im Monat.
Die meisten Kunden haben Verträge über ein oder zwei Jahre Preisbindung abgeschlossen. Wer noch in der Grundversorgung ist, kann zwar schneller den Anbieter wechseln, muss aber tiefer in die Tasche greifen. Gläßer und Rösch werben für den Wechsel: Wer sich gegen weiter steigende Preise absichern will, kann beim Strom und beim Gas in einen Wir-12- oder sogar Wir-24-Vertrag umsteigen.