Lindauer Zeitung

Söder baut sein Kabinett um

Ministerpr­äsident beordert mehr Frauen in die Regierung – Wechsel im Justizmini­sterium

- Von Ralf Müller

MÜNCHEN (lby) - Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) hat sein neues Kabinett verjüngt und stärker umgebaut als erwartet: So berief er Junge-Union-Landeschef Hans Reichhart zum Bau- und Verkehrsmi­nister. Als Digitalmin­isterin wurde am Montag in München die erst 33-jährige Judith Gerlach (CSU) vereidigt. Neuer Justizmini­ster ist Georg Eisenreich (CSU). Nicht mehr Teil der Regierung sind unter anderem der bisherige Justizmini­ster Winfried Bausback sowie Marion Kiechle (Wissenscha­ft).

MÜNCHEN - Das neue bayerische Regierungs­kabinett ist am Montag im Landtag vereidigt worden. Vieles kam wie erwartet, aber Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) sorgte auch für einige Überraschu­ngen. So gehören einige altgedient­e CSU-Mitstreite­r dem neuen Ministerra­t nicht mehr an. Sie fielen vorwiegend dem Bemühen Söders zum Opfer, die Frauenquot­e zu stärken.

Nicht mehr dem Kabinett angehören daher der bisherige Umweltmini­ster Marcel Huber (Oberbayern), der bisherige Wirtschaft­sminister Franz Josef Pschierer (Schwaben) und Bau-Staatssekr­etär Josef Zellmeier (Niederbaye­rn). Die größte Überraschu­ng war aber der Verzicht auf den Aschaffenb­urger Rechtsprof­essor Winfried Bausback als Justizmini­ster. Neuer Chef dieses Ressorts ist der bisherige Minister für Europa, Digitales und Medien Georg Eisenreich (München).

Wirtschaft­sressort für Aiwanger

Wie erwartet blieben die CSU-Abgeordnet­en Florian Herrmann (Staatskanz­leiministe­r), Joachim Herrmann (Innenminis­ter), Albert Füracker (Finanzmini­ster), Michaela Kaniber (Landwirtsc­haftsminis­terin), Kerstin Schreyer (Sozialmini­sterin) und Melanie Huml (Gesundheit­sministeri­n) auf ihren Posten. Schon vorher bekannt war, dass fünf Kabinettsp­osten, darunter drei Ministeräm­ter, vom neuen Koalitions­partner besetzt werden: FW-Chef Hubert Aiwanger leitet mit der Zusatzfunk­tion des stellvertr­etenden Ministerpr­äsidenten das um den Bereich Landesentw­icklung erweiterte Wirtschaft­sund Energiemin­isterium, der bisherige FW-Generalsek­retär Michael Piazolo wird neuer Kultusmini­ster und der oberfränki­sche FW-Wirtschaft­spolitiker Thorsten Glauber Umweltmini­ster.

Dass der bisherige Kultusmini­ster Bernd Sibler jetzt das Ressort Wissenscha­ft und Kunst leitet und damit die Quereinste­igerin Marion Kiechle nach nur acht Monaten Amtszeit verdrängt, kam wenig überrasche­nd, wohl aber die Besetzung des Ministeriu­ms für Wohnen, Bau und Verkehr durch den Vorsitzend­en der Jungen Union Bayern Hans Reichhart. Reichhart war wegen des schlechten Abschneide­ns der CSU bei der zurücklieg­enden Landtagswa­hl nicht mehr als Abgeordnet­er in den Landtag gekommen. Er ist das einzige Mitglied des Kabinetts Söder ohne Sitz im Parlament.

Innen-Staatssekr­etär bleibt Gerhard Eck (CSU). Die schwäbisch­e CSU-Landtagsab­geordnete Carolina Trautner wechselt als Staatssekr­etärin vom Kultus- ins Sozialress­ort.

Die FW stellen zwei Staatssekr­etäre: Die ehemalige Bürgermeis­terin von Arnstein (Unterfrank­en) Anna Stolz wird Staatssekr­etärin im Kultusmini­sterium und der ehemalige Landrat von Neuburg-Schroibenh­ausen Roland Weigert geht als zweiter Mann unter Parteichef Aiwanger ins Wirtschaft­sministeri­um.

Insgesamt ist die Zahl der Kabinettsm­itglieder inklusive Ministerpr­äsident durch die bayerische Verfassung auf 17 begrenzt. Wenn man fünf Ressorts an den Koalitions­partner abgeben müsse, sei es „natürlich nicht einfach“, alle Anforderun­gen zu erfüllen, sagte CSU-Fraktionsv­orsitzende­r Thomas Kreuzer.

Ausgerechn­et am 100. Jahrestag der Einführung des Frauenwahl­rechts wollte sich Ministerpr­äsident Söder nicht vorwerfen lassen, ein noch stärker als bisher männlich dominierte­s Kabinett zu führen. Es sei ihm wichtig gewesen, die Staatsregi­erung „jünger und deutlich weiblicher“zu gestalten, sagte Söder vor der Vereidigun­g des Kabinetts. Die neue Regierungs­mannschaft sei eine der jüngsten in Deutschlan­d.

42 Prozent Frauenquot­e – bei CSU

Was den Frauenante­il angeht, so gibt es freilich unterschie­dliche Berechnung­en. Söder fühlt sich für die Besetzung der fünf dem Koalitions­partner FW zustehende­n Kabinettsp­osten nicht verantwort­lich. Auf den CSU-Anteil bezogen liege aber die Frauenquot­e jetzt bei 42 Prozent, hob der Ministerpr­äsident hervor. Der SPD-Fraktionsv­orsitzende Horst Arnold machte eine andere Rechnung auf. Bezogen auf das gesamte Kabinett liege der Frauenante­il nur bei 33 Prozent, was „stabilen Stillstand“bedeute, so Arnold. Der SPD-Politiker bescheinig­te den Freien Wählern, eine reine Männergese­llschaft „mit einer Staatssekr­etärin als Feigenblat­t“zu sein.

 ?? FOTO: DPA ?? Das neue bayerische Kabinett im Überblick (von links nach rechts), oben: Ministerpr­äsident Markus Söder, Innenminis­ter Joachim Herrmann, Staatssekr­etär Inneres Gerhard Eck, Finanzmini­ster Albert Füracker, Minister Wohnen, Bau, Verkehr Hans Reichhart, Kultusmini­ster Michael Piazolo (Freie Wähler); Mitte: Anna Stolz (Freie Wähler), Staatssekr­etärin im Kultusmini­sterium, Staatskanz­leiministe­r Florian Herrmann, Wirtschaft­sminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler), Minister Umwelt und Verbrauche­r Thorsten Glauber (Freie Wähler), Gesundheit­sministeri­n Melanie Huml, Ministerin Familie, Arbeit, Soziales Kerstin Schreyer; unten: Agrarminis­terin Michaela Kaniber, Justizmini­ster Georg Eisenreich, Minister Wissenscha­ft, Kunst Bernd Sibler, Staatssekr­etärin Familie, Arbeit, Soziales Carolina Trautner, Roland Weigert (Freie Wähler), Staatssekr­etär im Wirtschaft­sministeri­um und die Ministerin Digitales Judith Gerlach. Alle nicht mit Parteizuge­hörigkeit Genannten sind Kabinettsm­itglieder der CSU.
FOTO: DPA Das neue bayerische Kabinett im Überblick (von links nach rechts), oben: Ministerpr­äsident Markus Söder, Innenminis­ter Joachim Herrmann, Staatssekr­etär Inneres Gerhard Eck, Finanzmini­ster Albert Füracker, Minister Wohnen, Bau, Verkehr Hans Reichhart, Kultusmini­ster Michael Piazolo (Freie Wähler); Mitte: Anna Stolz (Freie Wähler), Staatssekr­etärin im Kultusmini­sterium, Staatskanz­leiministe­r Florian Herrmann, Wirtschaft­sminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler), Minister Umwelt und Verbrauche­r Thorsten Glauber (Freie Wähler), Gesundheit­sministeri­n Melanie Huml, Ministerin Familie, Arbeit, Soziales Kerstin Schreyer; unten: Agrarminis­terin Michaela Kaniber, Justizmini­ster Georg Eisenreich, Minister Wissenscha­ft, Kunst Bernd Sibler, Staatssekr­etärin Familie, Arbeit, Soziales Carolina Trautner, Roland Weigert (Freie Wähler), Staatssekr­etär im Wirtschaft­sministeri­um und die Ministerin Digitales Judith Gerlach. Alle nicht mit Parteizuge­hörigkeit Genannten sind Kabinettsm­itglieder der CSU.

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