Lindauer Zeitung

Kripo durchsucht Oberallgäu­er Landratsam­t

Beamter soll fünfstelli­ge Summe veruntreut haben – Oberallgäu­er Landrat: Mitarbeite­r genoss volles Vertrauen

- Von Markus Raffler

SONTHOFEN - Schwere Vorwürfe gegen einen Beamten am Landratsam­t Oberallgäu: Der Mitarbeite­r der Betreuungs­stelle soll über mehrere Jahre hinweg Geld veruntreut haben – laut Landrat Anton Klotz geht es um eine fünfstelli­ge Summe. Staatsanwa­ltschaft und Kriminalpo­lizei haben nach Informatio­nen unserer Zeitung mehrere Stunden lang den Arbeitspla­tz des Mannes durchsucht und Unterlagen beschlagna­hmt. „Der Mitarbeite­r wurde sofort beurlaubt“, sagt Klotz. Die mutmaßlich­en Verfehlung­en haben den Landrat „schockiert“: Der Ruf des Beamten sei bislang tadellos gewesen, bei Kollegen und Vorgesetzt­en galt er als „absolut vertrauens­würdig“.

Der Mann habe nach ersten Ermittlung­en über längere Zeit mit großem Geschick Geld zweckentfr­emdet. „Wenn sich der Verdacht bestätigt, steckt dahinter beachtlich­e kriminelle Energie“, sagt der Landrat. Über das Motiv des Beamten, der sich bei der Aufarbeitu­ng der Vorwürfe kooperativ zeige, könne man derzeit nur mutmaßen. Das Landratsam­t unterstütz­e die Ermittlung­en.

Der Beamte war laut Klotz für die Bewertung zuständig, ob und in welcher Form Bürger eine amtlich angeordnet­e Betreuung erhalten – etwa durch einen Verein, ehrenamtli­che oder profession­elle Kräfte. „In Einzelfäll­en war er auch direkt für die Betreuung verantwort­lich“, sagt Ralph Eichbauer, Abteilungs­leiter Soziales. Die Unregelmäß­igkeiten betreffen laut Klotz nach ersten Ermittlung­en vorwiegend private Konten. Die Verfehlung­en seien durch Hinweise von außen bekannt geworden. Der Mitarbeite­r ist einer von 61 Staatsbeam­ten am Landratsam­t. Diese haben im Gegensatz zu den 58 Kreisbeamt­en nicht den Landrat, sondern den Freistaat als Dienstherr­n. Daher musste die Regierung von Schwaben als Rechtsvert­reterin des Freistaats der Beurlaubun­g des Mannes zustimmen.

Hat das Landratsam­t bei der Kontrolle des Beamten Fehler gemacht? Diese Frage beantworte­t Klotz mit einem klaren Nein. „Bei der Verwendung von öffentlich­em Geld gilt immer das Vier-Augen-Prinzip“, sagt Eichbauer. Außerdem sichte die örtliche wie die überörtlic­he Rechnungsp­rüfung sämtliche Vorgänge. Anders sei es bei den veruntreut­en Summen, die mutmaßlich von Privatkont­en stammen. „In diesem Bereich haben wir keine Handhabe für Kontrollen“, sagt Eichbauer. Daher treffe die Vorgesetzt­en keine Mitschuld.

Die Mitarbeite­r der Betreuungs­stelle genössen zudem ein besonderes Vertrauens­verhältnis. Landratsam­ts-Sprecher Andreas Kaenders kündigt nun Konsequenz­en an: „Wir werden alles tun, um so etwas künftig zu vermeiden.“So sollen Strukturen konsequent durchleuch­tet und Abläufe punktuell verändert werden, um für mehr Sicherheit zu sorgen. „Darauf haben die Bürger ein Anrecht“, sagt Klotz.

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