Kripo durchsucht Oberallgäuer Landratsamt
Beamter soll fünfstellige Summe veruntreut haben – Oberallgäuer Landrat: Mitarbeiter genoss volles Vertrauen
SONTHOFEN - Schwere Vorwürfe gegen einen Beamten am Landratsamt Oberallgäu: Der Mitarbeiter der Betreuungsstelle soll über mehrere Jahre hinweg Geld veruntreut haben – laut Landrat Anton Klotz geht es um eine fünfstellige Summe. Staatsanwaltschaft und Kriminalpolizei haben nach Informationen unserer Zeitung mehrere Stunden lang den Arbeitsplatz des Mannes durchsucht und Unterlagen beschlagnahmt. „Der Mitarbeiter wurde sofort beurlaubt“, sagt Klotz. Die mutmaßlichen Verfehlungen haben den Landrat „schockiert“: Der Ruf des Beamten sei bislang tadellos gewesen, bei Kollegen und Vorgesetzten galt er als „absolut vertrauenswürdig“.
Der Mann habe nach ersten Ermittlungen über längere Zeit mit großem Geschick Geld zweckentfremdet. „Wenn sich der Verdacht bestätigt, steckt dahinter beachtliche kriminelle Energie“, sagt der Landrat. Über das Motiv des Beamten, der sich bei der Aufarbeitung der Vorwürfe kooperativ zeige, könne man derzeit nur mutmaßen. Das Landratsamt unterstütze die Ermittlungen.
Der Beamte war laut Klotz für die Bewertung zuständig, ob und in welcher Form Bürger eine amtlich angeordnete Betreuung erhalten – etwa durch einen Verein, ehrenamtliche oder professionelle Kräfte. „In Einzelfällen war er auch direkt für die Betreuung verantwortlich“, sagt Ralph Eichbauer, Abteilungsleiter Soziales. Die Unregelmäßigkeiten betreffen laut Klotz nach ersten Ermittlungen vorwiegend private Konten. Die Verfehlungen seien durch Hinweise von außen bekannt geworden. Der Mitarbeiter ist einer von 61 Staatsbeamten am Landratsamt. Diese haben im Gegensatz zu den 58 Kreisbeamten nicht den Landrat, sondern den Freistaat als Dienstherrn. Daher musste die Regierung von Schwaben als Rechtsvertreterin des Freistaats der Beurlaubung des Mannes zustimmen.
Hat das Landratsamt bei der Kontrolle des Beamten Fehler gemacht? Diese Frage beantwortet Klotz mit einem klaren Nein. „Bei der Verwendung von öffentlichem Geld gilt immer das Vier-Augen-Prinzip“, sagt Eichbauer. Außerdem sichte die örtliche wie die überörtliche Rechnungsprüfung sämtliche Vorgänge. Anders sei es bei den veruntreuten Summen, die mutmaßlich von Privatkonten stammen. „In diesem Bereich haben wir keine Handhabe für Kontrollen“, sagt Eichbauer. Daher treffe die Vorgesetzten keine Mitschuld.
Die Mitarbeiter der Betreuungsstelle genössen zudem ein besonderes Vertrauensverhältnis. Landratsamts-Sprecher Andreas Kaenders kündigt nun Konsequenzen an: „Wir werden alles tun, um so etwas künftig zu vermeiden.“So sollen Strukturen konsequent durchleuchtet und Abläufe punktuell verändert werden, um für mehr Sicherheit zu sorgen. „Darauf haben die Bürger ein Anrecht“, sagt Klotz.