Kompromiss für Beverplatz vorgeschlagen
Unter Umständen würden Bunte einem Parkdeck vor der Insel zustimmen.
LINDAU - Möglicherweise gelingt doch noch eine Lösung für das Parken am Karl-Bever-Platz, die ohne Bürgerentscheid durchgeht. Das ist das Ergebnis eines Sondierungsgesprächs, zu dem die Bunte Liste am Sonntagabend eingeladen hatte. Die Bunten zeigten sich kompromissbereit, wenn die Parkplatzbefürworter auch Abstriche machen.
Mehr als 30 Interessierte, darunter zwölf Stadträte, waren der Einladung der Bunten gefolgt. Erfolgreich werde der Abend nur, wenn alle „darauf verzichten, zu versuchen, die andere Seite zu überzeugen“, sagte Uli Kaiser, der die Idee für dieses Sondierungsgespräch hatte. Er sei überzeugt, dass nach Jahrzehnten alle Argumente für und wider das Auto in Lindau ausgetauscht seien. Wer einen Bürgerentscheid vermeiden will, müsse sich auf eine Lösung einlassen, die jeden nur zu 80 Prozent überzeugt, wie Moderator Götz Rauch das formulierte – einen echten Kompromiss eben.
Tatsächlich sagten zu Beginn viele Teilnehmer, wie wichtig sie einen solchen Kompromiss finden, ohne weiteren Streit „in einer total zerstrittenen und gespaltenen Ansammlung von Menschen“, wie Manfred Kaschner sagte. Uli Kaiser bedauert, dass der Stadtrat in fast allen Fragen kompromissfähig ist, aber nicht beim Streitthema Verkehr. Er hoffe, dass die Runde zu einem „vertrauensvollen Gesprächsklima auch beim Thema Mobilität“beitrage. Dabei seien nicht nur die Belange der Insulaner, sondern auch die der lärmgeplagten Menschen an den Einfallstraßen nach Lindau in Aeschach und Reutin zu bedenken, betonten mehrere Teilnehmer.
Nötig ist ein Parkdeck, das sich wieder abbauen lässt
Deutlich wurde auch, dass einige Stadträte nicht um jeden Preis einen Kompromiss suchen. Alexander Kiss will gerne vor einem Bürgerentscheid für das kämpfen, was er für richtig hält. Ähnlich wie auf der anderen Seite Roland Freiberg, der „die für die Insel optimale Lösung“will. Das hält auch Hotelier Karl Nitsche für richtig, er warnte aber davor, dass ein Bürgerentscheid gegen die Pläne auf dem Karl-Bever-Platz gute Chancen hätte.
So ließen sich alle Anwesenden darauf ein, in Kleingruppen nach Kompromissen zu suchen. Dabei diskutierten Stadträte mit Bürgern, die zufällig am selben Tisch saßen. Schnell stellte sich in allen Gruppen heraus, dass die Lösung für den Beverplatz in einem Parkdeck liegt, das sich schnell wieder abbauen lässt, wenn das nötig sein sollte oder wenn der Stadtrat das irgendwann will.
Als alle Gruppen ihre Ergebnisse vorstellten, war dies die große Übereinstimmung. Uneinig sind sich die verschiedenen Gruppen nach wie vor hinsichtlich der Zahl der Stellplätze. Die Bunten können sich nicht viel mehr als 500 vorstellen, andere forderten erneut mindestens 700. Uli Kaiser machte deutlich, dass die Schmerzgrenze für ihn da liegt, wo es nicht mehr um ein einfaches Parkdeck geht, sondern um ein Gebäude. Wenn das in anderthalb Jahren fertig sein soll, also vor Saisonbeginn 2020, wenn der Seeparkplatz auf der Hinteren Insel wegen der Arbeiten für die Gartenschau nicht mehr zur Verfügung steht, dann sei eine Einrichtung nötig, die ohne Bebauungsplan erlaubt ist. Das werde die Zahl der Stellplätze begrenzen. Deshalb ließen die Teilnehmer am Sonntagabend die Zahl offen.
In einem Antrag verschiedener Fraktionen wollen die Räte nun die Stadtverwaltung beauftragen, die Rahmenbedingungen zu klären. Dazu gehört die Zahl der Stellplätze, für die keine aufwendige Genehmigung nötig ist. Dazu gehören aber auch Kosten, Lieferzeiten und Bauzeit. Denn solch ein Parkdeck ist in wenigen Wochen aufzubauen, derzeit haben die Hersteller aber etwa zehn Monate Lieferzeit. Der Stadtrat müsste also spätestens Ende Februar alles endgültig beschließen.
Verwaltung soll eine Quartiersgarage planen
Eile ist auch an anderer Stelle geboten: Fraktionsübergreifend ärgern sich Stadträte, dass die Stadt die Idee einer Quartiersgarage nicht mehr verfolgt. Dort könnten Inselbewohner, aber auch Hoteliers oder Geschäftsleute Stellplätze kaufen oder dauerhaft mieten. Das Parkraumkonzept hält eine solche Quartiersgarage auf der Insel für unerlässlich. Leider sei das auf dem ursprünglich geplanten Grundstück der GWG derzeit nicht möglich. Deshalb soll die Verwaltung nun andere Grundstücke prüfen und das ernsthafte Interesse der Insulaner prüfen, es müsse ja nicht die GWG als Bauherr auftreten. Billige Stellplätze werde es dort nicht geben, machte Kaiser deutlich, der von einer Monatsmiete zwischen 120 und 150 Euro pro Stellplatz sprach.
Zumindest für die Zeit der Gartenschau wären direkt vor der Insel auch Parkplätze auf dem heutigen Busparkplatz und entlang der Bregenzer Straße möglich, die nach dem Bau der Unterführung zur Fahrradstraße werden soll. Die Busse sollen im Bereich der Ladestraße parken.
Die Planung eines Gebäudes auf dem Beverplatz für ein Hotel oder Geschäftsräume steht aus Sicht der Teilnehmer des Gesprächs vom Sonntag zurück angesichts der Parkplätze. Während einige diese Pläne endgültig zu den Akten legen wollen, sprechen die Bunten weiter von der Suche nach einem Investor, der dort ein Hotel bauen soll. Doch das reiche auch nach der Gartenschau, dann könne man alles wieder ändern und das Parkdeck zum Beispiel auf der Blauwiese aufstellen. Ob die jetzt überlegten vorübergehenden Lösungen allerdings wirklich so vorläufig bleiben, wie jetzt geplant, daran hat nicht nur Andreas von Hollen seine Zweifel: „Meistens bleiben die Provisorien.“