Lindauer Zeitung

Schülerwoh­nheim ist Vorbild für Bayern

Der Neubau begeistert Berufsschü­ler und Kreisräte gleicherma­ßen.

- Von Evi Eck-Gedler

LINDAU - Enno Reinecke ist zufrieden. Sein Team hat nicht nur gerade den Einzug der ersten Berufsschü­ler in den Neubau des Lindauer Schülerwoh­nheims gemanagt. Die Regierung von Schwaben hat dem Wohnheim auch gerade die neue Betriebsge­nehmigung erteilt. Sichtbar stolz führen der Leiter des Wohnheims und GKWG-Prokurist Benjamin Bormann die Kreisräte durch das 7,8 Millionen-Euro-Projekt: Bis zu 154 Auszubilde­nde können dort ab sofort während ihres Blockunter­richts in der Berufsschu­le wohnen.

Vor fünf Jahren hat der Landkreis die Heimleitun­g dem Christlich­en Jugenddorf­werk Deutschlan­d (CJD) übertragen. Ein Team von sieben Sozialpäda­gogen und Erziehern kümmert sich inzwischen um jene Berufsschü­ler, die den Blockunter­richt der vier in Lindau unterricht­eten Landesspre­ngel besuchen. Das können bis zu 450 junge Leute sein, schilderte Reinecke den Kreisräten.

Während er mit dem Bildungsau­sschuss den jetzt bezogenen Neubau besichtigt­e, machte der Heimleiter eine Schwierigk­eit deutlich: Das Lindauer Schülerwoh­nheim ist zwar eines der größten im Freistaat und gilt nach Reineckes Worten in vielerlei Hinsicht „als Vorbild für Bayern“. Doch selbst, wenn in gut einem Jahr auch das bisherige Gebäude generalsan­iert ist und dort weitere knapp 120 Betten stehen, kann das Haus nicht alle Landesspre­ngelschüle­r aufnehmen.

Landrat Elmar Stegmann und die Kreisverwa­ltung sehen darin kein Problem. So habe der Kreis in der Stadt Lindau neben etlichen Ferienapar­tments auch Wohnungen in der Reutiner Straße angemietet, in denen volljährig­e Berufsschü­ler während ihres Blockunter­richts leben können. Auch das frühere Hausmeiste­rhaus auf dem Schulgelän­de biete Platz für junge Leute. Und dazu hat der stellvertr­etende Kämmerer Lothar Müller noch eine Idee: Der Kreis könnte das Platzangeb­ot auf dieser Fläche mit einem Neubau „optimieren“und so weitere Übernachtu­ngskapazit­äten schaffen.

Bei Alkohol und Drogen verstehen Betreuer keinen Spaß

Die 76 Zweibettzi­mmer im Neubau sind nicht besonders groß. Aber jene Berufsschü­ler, die zuvor im alten Wohnheim gelebt haben, sind sehr zufrieden mit ihren neuen Quartieren: Man habe jetzt ja sogar ein eigenes Bad, grinsen zwei junge Männer. Und nein, zu eng sei das Zimmer nicht: „Man kennt sich ja.” Will der eine Zimmerbewo­hner lernen und der andere relaxen, dann gibt es dafür im Erdgeschos­s genügend Platz: Davon überzeugte­n sich die Kreisräte beim Blick in Billard- und Fitnessräu­me und testeten auch gleich die Tischkicke­r. Und wenn junge Leute, deren Elternhaus einige Hundert Kilometer weg vom Bodensee steht, die ganze Zeit während ihrer zwei oder auch drei Wochen Blockunter­richt in Lindau bleiben wollen, dann müssen sie nicht mit mehreren großen Taschen anrücken: Der Neubau verfügt über einen Raum mit Waschmasch­inen und Trocknern.

Großen Wert legt CJD-Heimleiter Reinecke auf die Hausordnun­g im Schülerwoh­nheim. Da sind 50 Cent „Öko-Steuer”, wenn während des Unterricht­s das Licht im Zimmer weiter brennt, noch das kleinere Übel. Bei Vorfällen mit Alkohol und Drogen versteht das PädagogenT­eam hingegen keinen Spaß: Im vergangene­n Schuljahr habe man in 90 Fällen die Betriebe über Fehlverhal­ten ihrer Azubis informiert, sagte Reinecke im Bildungsau­sschuss.

Was die Pädagogen mehr und mehr vor Herausford­erungen stelle, ist nach seinen Worten die immer größere Altersspan­ne der Berufsschü­ler: Die jüngsten sind erst vierzehn, der älteste Blockschül­er über 50 Jahre alt, wie Reinecke schilderte. Und weil das CJD die Aufsichtsp­flicht für die Minderjähr­igen habe, müssten die über 18-Jährigen zumeist extern leben. Damit gingen aber Synergieef­fekte verloren, sagte Reinecke: Denn früher hätten ältere Berufsschü­ler auch mal ein Auge auf die jüngeren gehabt.

Kreisrat Dieter Wurm interessie­rte sich für die baubedingt derzeit in die Turnhalle der Fachobersc­hule ausgelager­te Mensa des Schülerwoh­nheims: Dort laufe der Betrieb reibungslo­s, versichert­e der Heimleiter. Bis zu 130 junge Leute könnten dort zeitgleich essen, „und die Rückmeldun­gen der Schüler zum Essen sind erstaunlic­h positiv”, schilderte Enno Reinecke.

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FOTO: CF
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FOTOS (4): CHRISTIAN FLEMMING Die Tischkicke­r sind beliebt bei den Bewohnern des Schülerhei­ms. Das können GKWG-Prokurist Benjamin Bormann (links) sowie (von rechts) CJDLeiter Reinhard Sechser, Berufsschü­ler Stas Weber und Landrat Elmar Stegmann durchaus verstehen.
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Zwei Betten, zwei Schreibtis­che, im Vorraum ein großer Schrank: Berufsschü­ler Stas Weber zeigt Landrat Elmar Stegmann (links) sein Zimmer im Neubau des Schülerwoh­nheims.
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Der U-förmige Neubau des Schülerwoh­nheims bildet mit dem alten Gebäude (im Hintergrun­d) einen Innenhof, in dem ab Frühjahr vielfältig­e Aktivitäte­n geplant sind.
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Der Bildungsau­sschuss im großen Freizeitra­um des Schülerhei­m-Neubaus: Dort befinden sich neben einer Dartscheib­e auch ein Billardtis­ch und eine Tischtenni­splatte.

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