Kreis gibt Schuldnerberatung an die Diakonie Kempten
Auslöser ist der Freistaat: Der steigt aus Insolvenzberatung aus und gibt Kreis dafür lieber Geld
LINDAU (ee) - Knapp acht Prozent der Menschen im Landkreis Lindau gelten als überschuldet. Damit stehe man gut da, ist der zuständige Landratsamtsjurist Tobias Walch überzeugt. „Aber es ist auch bei uns ein Thema.“Eines, dem der Kreis lange Jahre mit einer eigenen Schuldnerberatung entgegengetreten ist. Die wird es aber ab Januar dort nicht mehr geben: Weil der Freistaat seine Zuständigkeit gesetzlich geändert hat, reagiert der Kreis – und übergibt diese Beratungsarbeit zum 1. Januar an die evangelische Diakonie Kempten. Die beiden Partner kennen sich, arbeiten sie doch bereits bei der Asylsozialberatung zusammen.
Der Freistaat hat die Insolvenzberatung per Gesetz zum Jahreswechsel auf die Landkreise und kreisfreien Städte übertragen. Zwar bekommen diese dafür einen finanziellen Ausgleich, der Kreis Lindau voraussichtlich rund 60 000 Euro. Doch eine eigene Schuldnerberatung kann sich der Kreis damit nicht leisten, weil dafür zwei Vollzeitstellen vorgegeben werden, die Lindauer Fallzahlen aber gar nicht so hoch sind.
Deswegen hat sich die Kreisverwaltung umgehört und erfahren, dass die Stadt Kempten seit jeher die Insolvenz- und Schuldnerberatung von der Diakonie leisten lässt. Wenn Lindau dort miteinsteigt, dann kann die Kemptener Diakonie die staatliche Anerkennung als offizielle Beratungsstelle erhalten. Denn sie wäre dann für insgesamt rund 130 000 Menschen zuständig, was laut Freistaat zwei Vollzeitstellen erfordere. Der Kreis Lindau werde zudem sowohl die vorbeugende Arbeit übergeben, die eine Überschuldung möglichst verhindern soll, sowie die niederschwellige Beratung für finanzschwache Familien, die derzeit vom Kinderschutzbund geleistet wird. Mit den KSB-Zuständigen habe sich der Kreis „im besten Einvernehmen“geeinigt, sagte Walch auf Nachfrage von Kreisrat Alexander Kiss.
Da die Diakonie bereits eine Beratungskraft eingestellt habe, sei ein nahtloser Übergang möglich, hieß es im Ausschuss. Die Kreisräte billigten daraufhin einstimmig den ausgearbeiteten Kooperationsvertrag.