Das war alles andere als aufregend
Heiko Ruprecht enttäuscht mit Shakespeares Sonetten
LINDAU - Enttäuscht sind viele Theaterfreunde am Freitagabend nach Hause gegangen. Denn von Heiko Ruprechts Vortrag der Shakespeare-Sonette hatten sie sich mehr versprochen. Sie erlebten einen schönen, aber belanglosen Theaterabend.
Auf keinen Fall verpassen wollten viele Lindauer den Auftritt des Lindauers Heiko Ruprecht, der Karriere beim Fernsehen und an deutschen Theatern gemacht hat. Deshalb war das Kulturamt froh, dass Ruprecht endlich für ein Gastspiel in seine Heimat kam. Im Gepäck hatte er die Sonette von William Shakespeare, die als lustvoll ironisch, provokant geistreich, witzig und leidenschaftlich gelten. Doch davon war auf der Bühne des Stadttheaters kaum etwas zu spüren.
Schön war der Abend ohne Zweifel. Immerhin haben die Texte etwas, dass sie auch nach mehr als 400 Jahren nicht vergessen sind. Und auch Ruprecht kann ohne Zweifel etwas. Aber mit einem solchen Vortrag, der zudem vom Blatt abgelesen war, reißt niemand das Lindauer Publikum vom Hocker. Dazu eine Harfe – auch das war schön. Wie ein Blumenstrauß, der aber schnell verwelkt und dann vergessen ist.
Von der Liebe hat Shakespeare um das Jahr 1600 gedichtet. Dabei haben die Texte durchaus Brisanz, denn da betet der Dichter einen jungen Mann an und eine mysteriöse Frau. Einige Texte sind nicht nur erotisch, sondern gelten bis heute als pornografisch. Also Stoff genug, um daraus einen aufregenden Theaterabend zu machen.
Doch Ruprecht bleibt allzu distanziert. Er trug die Texte vor. Viele Verse schwebten an den Zuschauern im nicht voll besetzten Lindauer Theater vorbei. Ruprechts Gestik und Mimik bleiben verhalten. Am ehesten bleiben seine Blicke auf Harfenistin Veronika Ponzer in Erinnerung.
Das war schade. Gerne würde man Ruprecht wieder auf der Lindauer Bühne sehen, wenn er mehr in seinem Element ist. Wenn er nicht nur vorträgt, sondern eine Rolle lebt. Denn das war der Unterschied zu ähnlichen Abenden, die Lindauer mit Philipp Hochmair oder Dominique Horwitz erlebt haben. Diesbezüglich ist das Lindauer Publikum ganz schön verwöhnt.