Bodenseefischer plagen Existenzängste
Zweitschlechtestes Fangergebnis seit 1936 – Kormoranbestände bereiten weiter Probleme
FRIEDRICHSHAFEN - Was sich seit Jahren mit gewissen Schwankungen abzeichnet, hat sich auf der Hauptversammlung des Internationalen Bodensee-Fischereiverbands (IBF) am Samstag im Graf-Zeppelin-Haus seitens der Berufsfischer erneut bestätigt. Die Fangerträge befinden sich 2017 erneut auf sehr niedrigem Niveau und verzeichnen mit 298 Tonnen das zweitschlechteste Ergebnis seit 1936. Der Mittelwert der letzten zehn Jahre liegt bei 562 Tonnen gefangener Fische.
Die Stimmung unter den Berufsund Angelsportfischern rund um den Bodensee ist seit einigen Jahren angespannt und geprägt von Existenzängsten. Dieses Bild zeichnete sich bei der Versammlung mehr als deutlich ab. Wie der Vorsitzende des IBF, Wolfgang Sigg, in seinen Ausführungen darlegte, hätten die Berufsfischer am Bodensee-Obersee 2017 einen Ertragsrückgang von 8,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (326 Tonnen) verzeichnen müssen. „Damit löste 2017 das Fangjahr zuvor als zweitschlechtestes Ergebnis seit 1936 ab“, sagte Sigg. Maßgeblich für den Rückgang seien vor allem die schlechten Ergebnisse bei Felchen mit Bodennetzen (minus 25,7 Prozent). Dabei wurden laut Aussage 45 Prozent der Gangfische (15,3 Tonnen) innerhalb weniger Tage während des Laichfischfangs gefangen. Insgesamt habe man 194,8 Tonnen des heimischen Brotfisches in den Netzen gehabt, was einem Rückgang von 5,1 Prozent gegenüber 205 Tonnen im Vorjahr entspreche. Auch der Barschertrag am Obersee habe sich auf einem sehr niedrigen Niveau bewegt. 26,5 Tonnen lägen 58 Prozent unter dem Zehnjahresmittel von 63 Tonnen. „Bei Aalen, Hechten, Weißfischen und Brachsen müssen wir weiter einen negativen Trend feststellen. Die vorgelegten Zahlen wurden von 96 Hochseepatent- und 14 Halden- beziehungsweise Alterspatentinhabern erzielt“, bemerkte der Vorsitzende, der in diesem Zusammenhang aber auch deutlich machte, dass die Zahl der Patente um fünf Prozent zurückgegangen sei, das Mittel von rund 2,7 Tonnen Ertrag pro Patent jedoch weiterhin ein Auskommen im Haupterwerb nicht möglich mache.
Von einem bisherigen Fangjahr 2018 mit großen Schwankungen berichtete der Beisitzer der IBF und Obmann des Vorarlbergischen Berufsfischerverbands, Albert Bösch. Rund um den See habe man in Summe rückläufige Erträge zu verzeichnen gehabt. Überraschend sei allerdings der Anstieg und die Qualität der Barsche im Laufe des Herbstes gewesen: „Wir konnten erfreulicherweise mehr und besonders schöne Exemplare anlanden. Wir dürfen gespannt sein, welche Auswirkungen der, unserer Wahrnehmung nach, starke Barschjahrgang mit vielen Jungfischen auf die Fangergebnisse der nächsten Jahre hat“, so Bösch, der, wie seine Kollegen auch, das Kormoran-Management kritisierte und als nicht ausreichend wirksam befand. Der Vogel stelle nach wie vor ein großes Problem für den Fischbestand und die Fischerei dar, die Brutpaare am Nordufer hätten sich 2018 erneut deutlich erhöht.
Über ein leicht ansteigendes Aufkommen in 2017 konnte der Vertreter der Angelfischer, Alfredo Sanfilippo, berichten. Weiter erhöhte Fänge beim Hecht mit einem Plus von 37 Prozent hätten hierzu beigetragen, auch wenn man in Gesamtheit nach wie vor unter dem langjährigen Jahresmittel läge. Sorge bereite den Sportfischern der Rückgang an ausgegebenen Jahreskarten. „2017 wurden am Bodensee-Oberseee 11 702 Angelkarten ausgegeben, das sind 935 weniger als im Jahr zuvor, insgesamt seit 2016 ein Rückgang von 1146 in zwei Jahren.“