Auch „hässliche“Punkte sind Punkte
Die Gründe für den Eishockey-Derbysieg der EV Lindau Islanders gegen Sonthofen
LINDAU - So langsam passen sich die Außentemperaturen der Jahreszeit an. Erstmals bei den Heimspielen der EV Lindau Islanders in der heimischen Eissportarena ist dies am Sonntagabend gegen die Bulls in Sonthofen zu spüren gewesen. Eine kalte Brise wehte dem Besucher um die Nase, die Nachfrage nach Glühwein und Punsch im Eisstüble während der Drittelpausen war entsprechend hoch. Ganz im Gegensatz zur Wetterlage tobte vor 840 Zuschauern auf dem Eis ein heißer Tanz um den Derbysieg – mit dem glücklichen Ende für die Mannschaft von EVLCheftrainer Chris Stanley. Genau genommen, schlugen die Lindauer Sonthofen gleich zweimal: Am Tag nach den schwer erkämpften drei Punkten verkündeten die EVL-Verantwortlichen mit Sean Morgan ihre Neuverpflichtung zur Verstärkung der Defensive. Der stand bis vor der Länderspielpause ausgerechnet bei den Bulls unter Vertrag. Noch während der Pressekonferenz am Sonntagabend bedauerte Martin Sekera den Weggang von Morgan. Der Sonthofener Chefcoach sagte, dass man ihn nicht mehr halten konnte.
Nach der 3:4-Niederlage zwei Tage zuvor beim EHC Waldkraiburg stand der EVL im Derby mächtig unter Zugzwang. Trotz zwischenzeitlicher Führung kauften die Löwen den Gästen vom Bodensee schlussendlich den Schneid ab und verbuchten den ersten Saisonsieg in der Oberliga-Hauptrunde überhaupt. Nach dem 2:2-Ausgleichstreffer durch Anthony Calabrese in Überzahl (47.) brachten sich die Lindauer letztlich durch zwei Unachtsamkeiten um Zählbares. Erst patzte Goalie David Zabolotny bei dem Versuch, die Scheibe zu spielen und öffnete damit Tür und Tor für die Waldkraiburger Führung durch Daniel Hämmerle (52.). Fünf Minuten später war es ein Stockfehler in der EVL-Verteidigung, wodurch Michael Rimbeck vorentscheidend auf 4:2 stellte. Garrett Milans Anschlusstreffer zum 3:4 (59.) nach der Herausnahme von Zabolotny fiel zu spät, um der Partie noch die entscheidende Wendung zu geben.
Mehr Schüsse aufs Lindauer Tor
Nicht gerade souverän, dafür aber unterm Strich erfolgreich agierten die Islanders am Sonntagabend zu Hause gegen Sonthofen. Hier hatten die Allgäuer über weite Strecken hinweg mehr vom Spiel, schossen 41mal auf den Kasten von David Zabolotny, der Torwartkollege Lucas Di Berardo wegen einer ausgekugelten und wieder eingerenkten Schulter schon nach 30 Sekunden ablösen musste. Lindau hingegen wies in der Statistik lediglich 33 Versuche aufs Tor des glänzend aufgelegten Patrick Glatzel auf. „Unsere Krankheit ist, dass wir so viele Chancen haben, jedoch nicht treffen“, beschrieb Martin Sekera das Dilemma seiner Mannschaft. Zumal für den Bulls-Coach, nach der Heimpleite am Freitagabend gegen Memmingen, das 1:2 in Lindau die zweite Derbyniederlage des Wochenendes war.
Für Stanley hingegen war es ein Prestigesieg gegen den Ex-Arbeitgeber an seiner einstigen Wirkungsstätte , zumal nach dem 2:5 Mitte Oktober noch eine Rechnung offen blieb. „Es waren hässliche drei Punkte heute“, kleidete der Lindauer Trainer in der Pressekonferenz den Heimsieg in markierte Worte. Entscheidend für ihn sei es gewesen, „dass heute unsere zwei Ausländer geliefert haben. Das ist das, was wir von ihnen erwarten.“
Bleibt die Frage offen, warum die Islanders das Derby gegen die Bulls so lange spannend machten. Vor allem auch deshalb, weil die Gästemannschaft über die gesamte Spieldauer hinweg zumeist nur mit zwei Reihen auf dem Eis stand. Sekera setzte die jungen DNL-Lizenzspieler aus Kaufbeuren vor allem zum Ende hin durchaus sparsam ein und wollte sich in die Overtime retten. Fast wäre der Plan aufgegangen, doch machte Calabrese mit seinem Treffer in der Schlussphase einen dicken Strich durch die Rechnung.
„Wir tun uns gegen die direkten Ligakonkurrenten aus der unteren Tabellenhälfte meistens schwer“, meinte EVL-Verteidiger Tobias Fuchs kurz nach Spielschluss zum Zittersieg. Sascha Paul, Sportlicher EVL-Leiter, sieht die Sache noch anders gelagert: „Sonthofen steht in der Tabelle mit dem Rücken zur Wand. Und wir wollten den Abstand nach hinten vergrößern. Das ist dann eben ein kompliziertes Spiel.“