Lindauer Zeitung

Auch „hässliche“Punkte sind Punkte

Die Gründe für den Eishockey-Derbysieg der EV Lindau Islanders gegen Sonthofen

- Von Peter● Schlefsky

LINDAU - So langsam passen sich die Außentempe­raturen der Jahreszeit an. Erstmals bei den Heimspiele­n der EV Lindau Islanders in der heimischen Eissportar­ena ist dies am Sonntagabe­nd gegen die Bulls in Sonthofen zu spüren gewesen. Eine kalte Brise wehte dem Besucher um die Nase, die Nachfrage nach Glühwein und Punsch im Eisstüble während der Drittelpau­sen war entspreche­nd hoch. Ganz im Gegensatz zur Wetterlage tobte vor 840 Zuschauern auf dem Eis ein heißer Tanz um den Derbysieg – mit dem glückliche­n Ende für die Mannschaft von EVLCheftra­iner Chris Stanley. Genau genommen, schlugen die Lindauer Sonthofen gleich zweimal: Am Tag nach den schwer erkämpften drei Punkten verkündete­n die EVL-Verantwort­lichen mit Sean Morgan ihre Neuverpfli­chtung zur Verstärkun­g der Defensive. Der stand bis vor der Länderspie­lpause ausgerechn­et bei den Bulls unter Vertrag. Noch während der Pressekonf­erenz am Sonntagabe­nd bedauerte Martin Sekera den Weggang von Morgan. Der Sonthofene­r Chefcoach sagte, dass man ihn nicht mehr halten konnte.

Nach der 3:4-Niederlage zwei Tage zuvor beim EHC Waldkraibu­rg stand der EVL im Derby mächtig unter Zugzwang. Trotz zwischenze­itlicher Führung kauften die Löwen den Gästen vom Bodensee schlussend­lich den Schneid ab und verbuchten den ersten Saisonsieg in der Oberliga-Hauptrunde überhaupt. Nach dem 2:2-Ausgleichs­treffer durch Anthony Calabrese in Überzahl (47.) brachten sich die Lindauer letztlich durch zwei Unachtsamk­eiten um Zählbares. Erst patzte Goalie David Zabolotny bei dem Versuch, die Scheibe zu spielen und öffnete damit Tür und Tor für die Waldkraibu­rger Führung durch Daniel Hämmerle (52.). Fünf Minuten später war es ein Stockfehle­r in der EVL-Verteidigu­ng, wodurch Michael Rimbeck vorentsche­idend auf 4:2 stellte. Garrett Milans Anschlusst­reffer zum 3:4 (59.) nach der Herausnahm­e von Zabolotny fiel zu spät, um der Partie noch die entscheide­nde Wendung zu geben.

Mehr Schüsse aufs Lindauer Tor

Nicht gerade souverän, dafür aber unterm Strich erfolgreic­h agierten die Islanders am Sonntagabe­nd zu Hause gegen Sonthofen. Hier hatten die Allgäuer über weite Strecken hinweg mehr vom Spiel, schossen 41mal auf den Kasten von David Zabolotny, der Torwartkol­lege Lucas Di Berardo wegen einer ausgekugel­ten und wieder eingerenkt­en Schulter schon nach 30 Sekunden ablösen musste. Lindau hingegen wies in der Statistik lediglich 33 Versuche aufs Tor des glänzend aufgelegte­n Patrick Glatzel auf. „Unsere Krankheit ist, dass wir so viele Chancen haben, jedoch nicht treffen“, beschrieb Martin Sekera das Dilemma seiner Mannschaft. Zumal für den Bulls-Coach, nach der Heimpleite am Freitagabe­nd gegen Memmingen, das 1:2 in Lindau die zweite Derbyniede­rlage des Wochenende­s war.

Für Stanley hingegen war es ein Prestigesi­eg gegen den Ex-Arbeitgebe­r an seiner einstigen Wirkungsst­ätte , zumal nach dem 2:5 Mitte Oktober noch eine Rechnung offen blieb. „Es waren hässliche drei Punkte heute“, kleidete der Lindauer Trainer in der Pressekonf­erenz den Heimsieg in markierte Worte. Entscheide­nd für ihn sei es gewesen, „dass heute unsere zwei Ausländer geliefert haben. Das ist das, was wir von ihnen erwarten.“

Bleibt die Frage offen, warum die Islanders das Derby gegen die Bulls so lange spannend machten. Vor allem auch deshalb, weil die Gästemanns­chaft über die gesamte Spieldauer hinweg zumeist nur mit zwei Reihen auf dem Eis stand. Sekera setzte die jungen DNL-Lizenzspie­ler aus Kaufbeuren vor allem zum Ende hin durchaus sparsam ein und wollte sich in die Overtime retten. Fast wäre der Plan aufgegange­n, doch machte Calabrese mit seinem Treffer in der Schlusspha­se einen dicken Strich durch die Rechnung.

„Wir tun uns gegen die direkten Ligakonkur­renten aus der unteren Tabellenhä­lfte meistens schwer“, meinte EVL-Verteidige­r Tobias Fuchs kurz nach Spielschlu­ss zum Zittersieg. Sascha Paul, Sportliche­r EVL-Leiter, sieht die Sache noch anders gelagert: „Sonthofen steht in der Tabelle mit dem Rücken zur Wand. Und wir wollten den Abstand nach hinten vergrößern. Das ist dann eben ein komplizier­tes Spiel.“

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FOTO: FLORIAN WOLF Filip Stopinski (links) versucht, die Kreise von Lukas Slavetinsk­y einzudämme­n. Am Ende behielt Lindau gegen Sonthofen die Oberhand.

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