Kein schnelles Ende der Dürre in Sicht
Warum die Wasserstände in der Region trotz Regens weiter niedrig sind
ISNY/KARLSRUHE - Es ist ein seltener Anblick, der sich derzeit den Spaziergängern bei Isny im Allgäu bietet: Ein Meer aus Steinen findet sich dort, wo sonst die Untere Argen fließt. Wegen der anhaltenden Trockenheit führt der Fluss an manchen Stellen oberflächlich überhaupt kein Wasser mehr. Wie in Isny sieht es auch an anderen Gewässern in der Region aus. Ein Ende der Dürre ist vorerst nicht abzusehen.
„Furztrocken“, sagt Isnys Bürgermeister Rainer Magenreuter. Er finde es bedrückend „dort zu laufen, wo seit Jahrhunderten immer Wasser fließt“. Doch für den dramatischen Anblick gibt es eine einfache Erklärung. „Die Argen hängt nicht am Grund-, sondern am Oberflächenwasser“, sagt Berthold Abt vom Wasserund Abwasserverband Untere Argen, „und sie ist an manchen Stellen einfach vollständig im Boden versunken.“Grund zur Besorgnis sieht er deshalb aber nicht. „Die Situation ist natürlich schlecht für die Fische“, sagt er, „aber die Wasserversorgung ist nicht in Gefahr. Dazu müsste es mehrere solcher Jahre hintereinander geben.“Zwar sei auch der Grundwasserspiegel gesunken, der Puffer sei aber noch groß genug. „Erst wenn wir mehrere trockene Jahre am Stück haben, müssen wir uns darum Sorgen machen.“
Auch im Bodensee liegt der Wasserstand mit 275 Zentimetern rund 30 Zentimeter unter dem Wert, der für diese Zeit üblich wäre. Der Rhein liegt sogar ganze zwei Meter unter dem Mittelwert. „Es ist schon eine ungewöhnlich trockene Situation“, sagt der Leiter der Hochwasservorhersagezentrale Baden-Württemberg, Manfred Bremicker. Historisch ist der niedrige Pegelstand aber noch nicht. Im November 2005 lag der See nochmal gute 20 Zentimeter tiefer. Zuletzt wurden im Herbst 2006 ähnliche Wert erreicht.
Zumindest kurzfristig besteht auch wenig Hoffnung auf eine Änderung. Der Deutsche Wetterdienst rechnet in den nächsten Tagen zwar mit Regen, insgesamt aber zu wenig, um große Flüsse wie den Rhein dauerhaft zu füllen. Weiter in die Zukunft schauen Meteorologen nicht gerne, zu unsicher sind die Prognosen.
Nach Bremickers Einschätzung könnte es noch dauern, bis der Wasserstand des Rheins spürbar steigt. Immerhin werde im Herbst nicht mehr jeder Regen sofort von der Vegetation aufgenommen. Jetzt könne der Boden wieder Feuchtigkeit speichern und später in Bäche und Flüsse abgeben. Wenn es jetzt mal einen Tag lang stark regnet, komme es zwar zu einem Anstieg im Rhein, der aber auch schnell wieder ausklingt. „Es müsste lang anhaltend, flächenhaft und ergiebig über viele Tage regnen.“Das sei die Voraussetzung, dass sich der Wasserstand normalisiert – im Rhein, im Bodensee und auch in der Unteren Argen bei Isny.