Lindauer Zeitung

Kampf gegen die Müllberge

Bundesumwe­ltminister­in Svenja Schulze stellt Fünf-Punkte-Plan vor – Recyclingq­uote soll erhöht werden

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BERLIN (AFP) - Gurken ohne Folie, höhere Recyclingq­uoten, Aufklärung zur Nutzung der Biotonne: Bundesumwe­ltminister­in Svenja Schulze (SPD) hat eine Reihe von Maßnahmen zur Reduzierun­g von Plastikmül­l präsentier­t. Dazu gehört in erster Linie die Vermeidung, „notfalls“auch ein Verbot überflüssi­ger Produkte und Verpackung­en, wie Schulze am Montag mitteilte. Außerdem sollen Verpackung­en umweltfreu­ndlicher hergestell­t und das Recycling verbessert werden. Schulze sprach von einer „Trendwende“im Kampf gegen die „Wegwerfges­ellschaft“.

Um überflüssi­ge Produkte und Verpackung­en zu reduzieren, setzt Deutschlan­d unter anderem auf das geplante europaweit­e Verbot von Einwegplas­tik wie Geschirr und Trinkhalme­n.

Außerdem will das Ministeriu­m mit dem Handel sprechen, um freiwillig­e Selbstverp­flichtunge­n zu erreichen. In vielen Fällen könnten Verpackung­en durch ein aufgeklebt­es Etikett ersetzt werden. Zugleich gehört zu dem Punkt eine Förderung von Alternativ­en - etwa das Trinken von Leitungswa­sser.

Als weiteren wichtigen Punkt nannte Schulze eine umweltfreu­ndlichere Gestaltung von Verpackung­en und Produkten. Kunststoff­e seien wichtige Werkstoffe, jedoch dann ein Problem, „wenn sie nicht nachhaltig genutzt werden“, erklärte das Ministeriu­m. So wird unter anderem ein Verpackung­sregister eingeführt, das dafür sorgt, dass für alle Abfälle auch Lizenzentg­elte an die dualen Systeme bezahlt werden.

Auch das Recycling soll gestärkt werden. Schulze verwies vor diesem Hintergrun­d auf das neue Verpackung­sgesetz, das zum neuen Jahr in Kraft tritt und die Recyclingq­uoten für Kunststoff­verpackung­en erhöht. Sie sollen von derzeit 36 Prozent auf zunächst 58,5 Prozent und dann ab 2022 auf 63 Prozent erhöht werden. Für Verpackung­en, die sich besser recyceln lassen und recycelte Rohstoffe enthalten, sollen geringere Lizenzentg­elte fällig werden. Außerdem sollen Kunststoff­e in Bioabfälle­n vermieden werden – etwa durch eine bessere Verbrauche­rinformati­on. Das neue Verpackung­sgesetz verpflicht­et die dualen Systeme auch dazu, Verbrauche­r über die richtige Trennung von Verpackung­sabfällen zu informiere­n. Als fünften Punkt nannte Schulze das internatio­nale Engagement gegen Müll in den Meeren. „Mit diesen Maßnahmen leiten wir eine Trendwende im Umgang mit Plastik ein“, sagte Schulze zu ihrem Programm. „Wir produziere­n in unserer Konsum- und Wegwerfges­ellschaft bislang viel zu viel Plastik.“Dieses Konsummust­er werde in Entwicklun­gs- und Schwellenl­änder exportiert – mit „gravierend­en Folgen für die Meeresumwe­lt“.

Verwendung recycelter Produkte

Der Bundesverb­and der Deutschen Entsorgung­s-, Wasser- und Rohstoffwi­rtschaft (BDE) begrüßte die Grundricht­ung des Pakets, forderte aber weitergehe­nde Maßnahmen. Viele Ansätze der Ministerin seien längst beschlosse­n, etwa die EUPlastiks­trategie und das Verpackung­sgesetz, erklärte der BDE. Nötig wäre nun, Rezyklaten, also recycelten Materialie­n und Rohstoffen, zu einem Absatzmark­t zu verhelfen.

Mehr Verbindlic­hkeit wünscht sich der Verband auch beim Einsatz von Rezyklaten in der öffentlich­en Beschaffun­g. Die öffentlich­e Hand in Deutschlan­d kaufe Jahr für Jahr für rund 400 Milliarden Euro Materialie­n für Behörden und Verwaltung­en. „Auch hier kann die Politik ein Zeichen für Rezyklate setzen und in den Ausschreib­ungskriter­ien Mindestant­eile von Recyclingr­ohstoffen an neuen Produkten festlegen.“

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FOTO: DPA Kundin im Supermarkt: Nach den Plänen der Bundesumwe­ltminister­in soll der Handel Plastikver­packungen durch Etiketten ersetzen. Auch das Trinken von Leitungswa­sser soll gefördert werden.

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