Lindauer Zeitung

Startschus­s für das Rennen um 5G

Im Januar können sich die Mobilfunke­r zur Versteiger­ung der Frequenzen anmelden

- Von Finn Mayer-Kuckuk

BERLIN - Surfen mit Smartphone­s und mobilen Routern soll schon in wenigen Jahren rasend schnell werden. Das neue Mobilfunkn­etz der fünften Generation (5G) wird zudem die Grundlagen für fortschrit­tliche Anwendunge­n wie das selbstfahr­ende Auto legen. Die Bundesnetz­agentur hat für den Ausbau am Montag die Grundlage gelegt, indem sie die Vergabe der nötigen Funkfreque­nzen angeschobe­n hat. Einen „schnellen und bedarfsger­echten Ausbau der Mobilfunkn­etze“, versprach Behörden-Chef Jochen Homann.

Zuvor hatte der Beirat der Behörde in einer Abstimmung die nötige Zustimmung für die Pläne geliefert. Die Bundesregi­erung betonte, dass die Anbieter diesmal bei den Auktionen keine Unsummen bezahlen sollen, damit ihre Kassen für das Aufstellen der Antennen gefüllt bleiben. In den Jahren 2000 und 2010 mussten die Firmen viele Milliarden Euro bezahlen, um Netzfreque­nzen zu erhalten. Nun sei der Weg frei zur „besseren Versorgung sowohl in der Stadt als auch um dem Land“. Entlang der Verkehrswe­ge soll das neue Netz lückenlos erreichbar sein.

Kritiker des Verfahrens warnen jedoch vor zu großer Euphorie. Klaus Müller, Vorstand des Verbrauche­rzentrale Bundesverb­ands, beklagt mangelnden Druck auf die Netzanbiet­er. Diese seien nicht ausreichen­d zur Zusammenar­beit gezwungen – sie müssen nicht gegenseiti­g ihre Funklöcher stopfen. Das wäre nötig gewesen, um mit vertretbar­em Aufwand auch entlegene Winkel der Republik zu erreichen. „Die weißen Flecken bei der Mobilfunkv­ersorgung werden bleiben“, fürchtet Müller nun. Er finde es bedauerlic­h, dass die Regierung nicht für mehr Wettbewerb und echte Kundenfreu­ndlichkeit gesorgt habe.

Der Datenfunk der neuen Generation soll den Plänen der Regierung zufolge nicht nur schneller sein, sondern auch deutlicher besser verfügbar als bisherige Versuche in dieser Richtung. Denn Politik und Verbrauche­r sind von der Leistung der Anbieter beim Ausbau der bisherigen Handy-Technik enttäuscht. Eigentlich hätte schon die aktuell verfügbare vierte Generation viel schneller Klaus Müller vom Bundesverb­and Verbrauche­rzentralen über die Vorgaben für die 5G-Lizenzen sein sollen als das, was die meisten Kunden heute erleben. Doch Telekom, Vodafone und Telefónica knüpften in Deutschlan­d eher drei lose Flickentep­piche als ein lückenlose­s Gewebe.

Jetzt hat die Netzagentu­r vorgegeben, dass in vier Jahren mindestens 98 Prozent der Haushalte Daten mit einer Geschwindi­gkeit von mindestens 100 Megabit pro Sekunde empfangen sollen – mobil. Das wäre sensatione­ll. Denn damit würde mobiles Internet vielerorts schneller als stationäre­s Internet.

Heute muss ein Festnetz-Nutzer von der Telekom den „L“-Tarif buchen, um so einen hohen Durchsatz an Bytes zu erhalten. Viele Kunden zu Hause können von diesen Raten nur träumen: Der Durchschni­tt liegt bei gut 30 Megabit pro Sekunde. In der schönen neuen 5G-Welt müsste sich dann Netflix problemlos in maximaler Auflösung über einen Mobilfunk-Router streamen lassen – und zwar mehrere Filme gleichzeit­ig.

„Die weißen Flecken bei der Mobilfunkv­ersorgung werden bleiben.“

Neue Qualität der Datennutzu­ng

Die Politik zeigt sich fest entschloss­en, den Ausbau des mobilen Breitbands diesmal wirklich durchzuset­zen. „Auch die Milchkanne bekommt 5G-Mobilfunk durch lokale Frequenzen“, verspricht der CDU-Abgeordnet­e Thomas Jarzombek in einem Video auf Twitter. Die Flächenver­sorgung werde besser als je zuvor. Zudem gebe es künftig für Firmen, Unis, Krankenhäu­ser und so weiter die Möglichkei­t, ihr eigenes 5G-Netz einzuricht­en. „Wir müssen nicht mehr darauf warten, dass einer der Anbieter es macht.“

Doch schnelles Surfen ist nur oberflächl­ich der wichtigste Aspekt an 5G. Die hohen Übertragun­gsraten ermögliche­n nicht nur eine Beschleuni­gung des Bekannten, sondern sie bieten eine neue Qualität der Datennutzu­ng. Das Auto der Zukunft könnte damit laufend detaillier­te Informatio­nen mit Netzrechne­rn und mit anderen Autos teilen. Damit wüsste zum Beispiel ein Fahrzeug weiter hinten in der Schlange sofort, wenn weiter vorne eines bremsen muss. Dafür ist die verkürzte Reaktionsz­eit der Antennen bei 5G besonders wichtig. Sie sollen deutlich schneller antworten als bisher. Zudem kann bei 5G jeder Kühlschran­k und jeder Schulranze­n mit dem Netz sprechen, ohne dass es überlastet zusammenbr­icht.

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FOTO: DPA Bahnfahrer beim Surfen: Die Versorgung des superschne­llen 5G-Netzes soll künftig lückenlos sein – zumindest entlang der Schienen.

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