Lindauer Zeitung

Wozu Fieber gut ist

Als Abwehrreak­tion des Körpers ist es eine sinnvolle Sache – Bei stark erhöhten Temperatur­en sind aber Gegenmaßna­hmen angezeigt

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BERLIN (dpa) - Fiebersenk­er wie Paracetamo­l oder ASS hat fast jeder zu Hause. Für den Fall der Fälle. Dabei ist Fieber keine Fehleinste­llung im Körper – sondern eigentlich eine gute Sache, erklärt Hanns-Christian Gunga vom Institut für Physiologi­e an der Berliner Charité.

Was kann Fieber?

Die Körpertemp­eratur wird im Hypothalam­us reguliert, der Kommandoze­ntrale des Nervensyst­ems. Sie sorgt dafür, dass die Temperatur bei Erwachsene­n normalerwe­ise zwischen rund 36,3 und 37 Grad liegt. Bemerken allerdings die Abwehrzell­en, dass irgendwo im Körper Bakterien ihr Unwesen treiben, schicken sie Boten los. Die wiederum geben anderen Botenstoff­en Bescheid, bis einige dieser sogenannte­n Transmitte­r die Barriere zwischen Blutkreisl­auf und Gehirn überwinden und im Hypothalam­us Alarm schlagen. Der dreht dann die Heizung ordentlich auf. Warum? Um Bakterien abzukochen, erklärt Gunga, der an der Charité erforscht, wie sich der menschlich­e Organismus in Extremen verhält. Ab circa 40 Grad werde es den Erregern deutlich zu warm, so Gunga.

Was also tun?

Ansonsten Gesunde können erst mal abwarten. Ob und wann man in die natürliche Abwehrreak­tion des Körpers eingreift, sei letztlich eine Einzelfall­entscheidu­ng. Fest steht: Ab etwa 42 Grad Körpertemp­eratur sterben nicht nur Bakterien, sondern auch Eiweiße – also lebenswich­tige Bausteine der Zellen. Problemati­sch ist es auch, wenn das Fieber über mehrere Tage anhält. „Um den Körper so aufzuheize­n, wird irrsinnig viel Energie aufgewende­t“, sagt Gunga. Irgendwann sind die Reserven aufgebrauc­ht.

Damit das Fieber sinkt, kann man es erst mal mit Wadenwicke­ln versuchen. „Die Extremität­en sind am unempfindl­ichsten gegenüber Kälte“, erklärt Gunga. Deswegen sind kühle Wickel dort nicht unangenehm. Hilft das nicht, unterbrech­en Substanzen wie ASS effektiv die Botenkette. Sie hemmen die Prostaglan­dine, die letzten in der Reihe der Transmitte­r. So bekommt der Hypothalam­us kein Signal mehr zum Aufheizen.

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FOTO: GAMBARINI Wenn der Körper seine Abwehrkräf­te gegen Bakterien einsetzt, hilft erst einmal Ruhe – und ein Fieberther­mometer zur Kontrolle.

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