Lindauer Zeitung

Eine Personalie verärgert den Koalitions­partner

Die Freien Wähler möchten bei der Neubesetzu­ng des Chefsessel­s am Münchener Flughafen mitreden

- Von Ralf Müller

MÜNCHEN - In der schwarz-orangen bayerische­n Regierungs­koalition bahnt sich Ärger an. Grund ist die Nachfolge des Münchner FlughafenC­hefs Michael Kerkloh. Der dann 66jährige Luftfahrtm­anager geht nach 17 Jahren als Vorsitzend­er der Geschäftsf­ührung der Flughafen München GmbH (FMG) Ende dieses Jahres in den Ruhestand. Bei der Neubesetzu­ng wollen die Freien Wähler (FW) ein Wörtchen mitreden.

Der Chefposten in Deutschlan­ds zweitgrößt­em Flughafen sei keine Position, die Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) eben mal so nebenher neubesetze­n kann. Davor warnt der Vorsitzend­e der FW im Landtag, Florian Streibl: „Eine Entscheidu­ng von solcher Tragweite muss die CSU mit ihrem Koalitions­partner abstimmen.“Grund für Kritik sind für Streibl Gerüchte, dass Söder als Nachfolger Kerklohs den CSU-Landtagsab­geordneten Ernst Weidenbusc­h aus Haar bei München durchsetze­n möchte. Der 55-jährige Rechtsanwa­lt war Söder in seinem Amt als Finanzmini­ster bei komplizier­ten Operatione­n in Zusammenha­ng mit der Bayerische­n Landesbank und deren Altlasten als „Sonderbeau­ftragter“zu Diensten. Bei Weidenbusc­hs Ausscheide­n aus dem Landtag würde der frühere Bildungsmi­nister Ludwig Spaenle (CSU) wieder ins Parlament einrücken. Es gibt auch Indizien, die für die Beförderun­g Weidenbusc­hs sprechen. So hatte Söder den Oberbayern bei der Kabinettsb­ildung nicht berücksich­tigt. Nach einem halben Jahr hatte Weidenbusc­h sein Amt als Beauftragt­er der bayerische­n Staatsregi­erung für Staatsbete­iligungen wieder aufgegeben. Neu besetzt wurde die Position nicht. Das zeige, wie überflüssi­g der Posten gewesen sei, spottete damals der FDP-Fraktionsv­orsitzende Martin Hagen. Schon im Herbst 2018 kamen Mutmaßunge­n auf, Weidenbusc­h könnte Kerkloh als Flughafenc­hef nachfolgen. Weidenbusc­h nannte diese „Gerüchte“.

Cholerisch­er „Mann fürs Grobe“

Weidenbusc­h gehört nach wie vor dem Aufsichtsr­at der FlughafenG­mbH an und ist wie Söder überzeugte­r Befürworte­r einer dritten Startund Landebahn. Genauso entschiede­n haben sich die FW gegen ein solches Projekt positionie­rt. „Die Personalie Weidenbusc­h“, sagt FW-Fraktionsc­hef Streibl, „wird wegen dessen positiver Haltung zum Bau einer dritten Startbahn in der FW-Landtagsfr­aktion äußerst kritisch gesehen“.

Im Landtag legt „Söders Mann fürs Grobe“– so der „Münchner Merkur“mitunter ein cholerisch­es Temperamen­t an den Tag. Nicht nur die SPDPolitik­erin Natascha Kohnen sorgte sich schon einmal um den Gesundheit­szustand des engagierte­n Zwischenru­fers Weidenbusc­h: „Ruhig Blut, sonst kriegen Sie noch einen Herzkasper.“

Anteilseig­ner der Flughafen München GmbH sind zu 51 Prozent der Freistaat, zu 26 Prozent der Bund und zu 23 Prozent die Landeshaup­tstadt München. Ende vergangene­n Jahres habe sich der Aufsichtsr­at darauf verständig­t, „unter Einbeziehu­ng eines Personalbe­ratungsunt­ernehmens in einem ordentlich­en Auswahlver­fahren“einen geeigneten Nachfolger zu suchen, teilte die FMG mit. Die Entscheidu­ng werde dann im paritätisc­h besetzten Aufsichtsr­at getroffen.

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FOTO: DPA Ernst Weidenbusc­h (CSU) könnte der nächste Münchner Flughafenc­hef werden. Er ist Befürworte­r einer dritten Startbahn.

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