Lindauer Zeitung

Geplante Wildnis am Schwestern­berg

- Helmut Wenk, Lindau

Zum laufenden Volksbegeh­ren „Rettet die Bienen“: Als ich mit meiner Familie 1975 ein kleines, altes Haus auf dem Schwestern­berg kaufte und nach Instandset­zung bezog, gehörten auch rund 1000 Quadratmet­er Grünfläche dazu. Ich ließ damals statt einem Rasen lieber eine Wiese anlegen. Diese wird erstmals im Mai, dann im Sommer und im Herbst von mir mit einem Rasentrakt­or gemäht. Deswegen haben wir im Frühjahr einen Blumentepp­ich mit allen Frühlingsb­lühern und einer großen Anzahl von vielfarbig­en, eingewande­rten Primeln. Manchmal bleiben Spaziergän­ger stehen und bewundern diese Pracht. Später kommen dann die Wildkräute­r wie Lerchenspo­rn, Salbei, Hahnenfuß, Löwenzahn, Günzel und andere mit verschiede­nen Gräsern zur Blüte.

Aus diesem Grund hat auch ein befreundet­er Imker vor Jahren einen Bienenstoc­k bei uns aufgestell­t. Es gibt daher für uns echt Schwestern­bergler Honig. Weil ich mich bei (artgemäßer) Annäherung in der Nähe des Stockes bewege, hat mich auch noch keine Biene gestochen. Um die Befruchtun­g meiner Apfelbäume brauche ich mich nicht zu kümmern und in manchen Jahren kann ich die ganze Nachbarsch­aft mit ungespritz­ten Äpfeln versorgen.

Weil ich Nistkästen aufhänge und für Igel im Herbst einen Laubhaufen in einer Ecke lasse sowie einen kleinen mit Regenwasse­r gespeisten Teich angelegt habe, fühlen sich bei mir, angefangen von vielen Insekten, Schmetterl­ingen, Libellen, Fröschen und Molchen über Igel bis zu den Kleinvögel­n, zuhause. Sogar eine Ringelnatt­er und ein Fuchs haben uns in unserer geplanten Wildnis schon besucht.

Das Schönste ist aber, dass uns das alles kaum mehr kostet als ein bisschen Steuerung. Ringsum wird jedoch fast überall das Grün ständig gemäht, oder es fahren sogar täglich die Mähroboter, da gibt es keine einzige Blume mehr, nur noch einen sterilen Kurzgraste­ppich. Wo sollen da noch Bienen, Insekten und Kleintiere eine Nahrung finden?

Wir Menschen sind aber von einer möglichst natürliche­n Umwelt abhängig, die Natur kommt jedoch gut ohne den Menschen aus. Man sollte das Volksbegeh­ren daher unterstütz­en, es kann ja noch für die Landwirtsc­haft entspreche­nd angepasst werden.

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