Im Juni öffnet Regensburgs neues Museum
Keine Fehlplanung, sondern ein unvorhergesehener Baustellenbrand war schuld, dass es ein Jahr länger dauerte
MÜNCHEN/REGENSBURG (KNA) „Das Schöne an Bayern ist, dass die Klischees oft stimmen.“Richard Loibl muss es wissen. Als Direktor des Hauses der Bayerischen Geschichte hat er seit 2007 einige Landesausstellungen erfolgreich veranstaltet und dabei, bei aller Wissenschaftlichkeit, dafür gesorgt, dass bestimmte Erwartungen, die jemand mit Bayern einfach hat, auch erfüllt werden. Der Historiker will interessante Geschichten erzählen. Und das soll künftig, mit allen multimedialen Möglichkeiten versteht sich, auch im neuen Museum der Bayerischen Geschichte der Fall sein.
Am 4. Juni ist es so weit. Dann öffnet das in vier Jahren Bauzeit errichtete Haus am Donauufer zu Regensburg seine Tore. Das moderne Gebäude mit einer Ausstellungsfläche von rund 2500 Quadratmetern mag umstritten sein, hat aber mit einem großen Panoramafenster, das den Blick auf die Domtürme eröffnet, durchaus ein markantes Markenzeichen. Auch das lichtdurchflutete Foyer kann sich sehen lassen. Wenn die Sonne ihre Strahlen hindurchschickt, werden auf dem Boden die bayerischen Rauten sichtbar. 80 Millionen Euro hat der Bau gekostet, 10 Millionen mehr als geplant – wegen eines unvorhergesehenen Brands.
Der Besucher wird Einblick erhalten in jenen Zeitraum, als Bayern 1806 Königreich wurde bis hin zur Gegenwart. Für die Jahrhunderte davor, beginnend mit den alten Römern, wurde mit dem Kabarettisten Christoph Süß ein 360-Grad-Panoramafilm gedreht, in dem dieser in 40 Rollen schlüpft. Wer diese Einführung hinter sich hat, dem wird sich im ersten Stock eine Bühne nach der anderen eröffnen. Weil die Bayern nun mal gerne feiern, darf das Thema „Fest“nicht fehlen. Ein nachgebauter Kopf des Drachens aus Furth im Wald spuckt Feuer, und eine Rüstung erinnert an die Landshuter Fürstenhochzeit. Auch das Oktoberfest fehlt natürlich nicht. Zwei Exponate sollen es künftig in der Schau repräsentieren. Da ist zum einen ein Porträt von Königin Therese, gemalt vom Hofmaler Joseph Karl Stieler. Nach Therese ist die Festwiese benannt, wo einst das Pferderennen anlässlich ihrer Hochzeit mit Ludwig I. stattfand. Und ein Festdirndl wird zu sehen sein. Beigesteuert hat es die langjährige Tourismusamtschefin Gabriele Weishäupl aus ihrem Schrank.
Wie innovativ Bayern sein kann, soll auch über Karl Valentins Erzählung „Flug zum Mond“offensichtlich werden. Weiter vorgesehen ist ein teilweiser Nachbau des Landtags, in dem zumindest Schulklassen Platz nehmen und selbst als Parlament agieren können.
Das schwerste Exponat mit fünf Tonnen Gewicht ist bereits im September eingezogen: ein Lokomobil, ein technisches Gerät für die Landwirtschaft, das einst in Bayern erdacht und gebaut wurde. Auch Automobile werden zu sehen sein, wie etwa der „Barockengel“von BMW. Die Limousine, die einst Alfons Goppel als Ministerpräsident nutzte, hätte das Unternehmen beinahe in den Ruin getrieben. Als Mercedes Benz zur Übernahme ansetzte, wollten die bayerischen Aktionäre lieber alles zugrunde gehen lassen, als ihre Firma den Schwaben auszuliefern.
Auch ein prominentes Fahrrad wird zu sehen sein: ein Rennrad von Franz Josef Strauß. Denn bevor der langjährige bayerische Ministerpräsident seine barocken Formen entwickelte, war er ein erfolgreicher Rennfahrer. Am 7. September 1934 gewann er mit 19 Jahren das 210 Kilometer lange Straßenrennen „Quer durch das bayerische Hochland“in einer Zeit von 5:54:26 Stunden, wie die Hanns-Seidel-Stiftung auf ihren Seiten für die Nachwelt vermerkt.