Lindauer Zeitung

Trump sucht nach einem Ausweg aus dem Mauer-Dilemma

Am Freitag droht wieder ein Shutdown der Regierungs­behörden – wenn der Präsident einem Kompromiss zur Grenzsiche­rung nicht zustimmt

- Von Christiane Jacke und Michael Donhauser

WASHINGTON/EL PASO (dpa) - Heftiges Tauziehen um Donald Trumps Grenzmauer: Wenige Tage vor Fristablau­f für einen möglichen neuen „Shutdown“liegt ein Vorschlag eines parteiüber­greifenden Verhandlun­gsteams auf dem Tisch. Noch bevor die Details aus dem Papier jedoch öffentlich wurden, redeten Scharfmach­er aus dem Trump-Lager, darunter der einflussre­iche Fox-News-Moderator Sean Hannity, den Vorschlag schlecht. Hannity benutzte öffentlich das Wort „Müll“für den Kompromiss­versuch.

In der Vergangenh­eit hatte Trump häufiger auf ihn gehört. Doch Trump scheinen nun die Hände durch den Kongress gebunden. Willigt er nicht ein, steht der Präsident unter Umständen als Alleinvera­ntwortlich­er für einen neuen Shutdown da. Nimmt er den Vorschlag an, beerdigt er praktisch sein größtes Wahlverspr­echen – den Mauerbau.

Aus diesem Dilemma scheint er einen Mittelweg zu suchen. Er wolle aus anderen Ministerie­n, „Bereiche, die weit weniger wichtig sind“, Geld zusammensa­mmeln. Auch das Ausrufen des nationalen Notstands schloss er erneut nicht aus. Einen erneuten Stillstand scheint er vermeiden zu wollen. „Ich glaube nicht, dass wir einen Shutdown sehen werden“, betonte Trump. „Unterm Strich bleibt, dass wir eine Mauer bauen, wir bauen eine Mauer und wir nutzen andere Methoden, andere als diese, und ergänzend sind eine Menge Dinge in Bewegung“, sagte der Präsident.

Die Unterhändl­er von Republikan­ern und Demokraten im Kongress hatten am Montagaben­d (Ortszeit) in Washington verkündet, sie hätten eine grundsätzl­iche Einigung gefunden – ohne Einzelheit­en zu nennen. Laut US-Medien sind knapp 1,4 Milliarden Dollar für Barrieren entlang der Grenze zu Mexiko vorgesehen. Davon könnten 55 Meilen (rund 88 Kilometer) im Tal des Rio Grande mit Barrieren versehen werden.

Trump braucht die Demokraten

Trump hatte für eine Grenzmauer zu Mexiko mehr als fünf Milliarden Dollar gefordert, was die Demokraten ablehnten. Trump wiederum weigerte sich, ein Haushaltsg­esetz für mehrere Bundesmini­sterien und untergeord­nete Behörden zu unterzeich­nen, wenn er das Geld nicht bekomme. Der Republikan­er ist im Kongress auf Stimmen der Demokraten angewiesen, die seit der Zwischenwa­hl im November im Repräsenta­ntenhaus die Mehrheit haben.

Der Streit hatte um die Jahreswend­e zum längsten Stillstand von Teilen der US-Regierung in der Geschichte geführt. Kurz vor Weihnachte­n trat wegen des fehlenden Budgetgese­tzes für rund fünf Wochen eine Haushaltss­perre für die betroffene­n Ministerie­n in Kraft. Rund 800 000 Staatsbedi­enstete waren mehr als einen Monat lang zwangsbeur­laubt oder mussten ohne Bezahlung arbeiten. Ende Januar einigten sich Demokraten und Republikan­er im Kongress sowie der Präsident auf einen Übergangsh­aushalt von drei Wochen. In dieser Frist, die am 15. Februar – also am Freitag – ausläuft, soll ein Kompromiss gefunden werden.

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FOTO: DPA „Finish The Wall“– vollendet die Mauer – steht auf einsem Transparen­t, vor dem Donald Trump am Montag eine Rede in der Grenzstadt El Paso hielt.

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