Lindauer Zeitung

Rosshändle­r aus Leidenscha­ft

Pferdemärk­te gibt es im Südwesten nur noch wenige – Ein Besuch in Leonberg

- Von Lea Weinmann

LEONBERG (lsw) - Robert Maier ist ein genügsamer Mensch. Als Pferdehänd­ler müsse man das sein, sagt er. Ob es sich lohnt, am Dienstagmo­rgen auf dem Leonberger Marktplatz zu stehen und seine Tiere feil zu bieten? Der 61-Jährige mit dunkelgrau­em Stoffhut und Peitsche in der Hand spricht nicht gerne darüber. „Lohnen“, das Wort gefällt ihm nicht.

Seit 45 Jahren kommt Maier mit seinem Familienbe­trieb auf den Markt. Jedes Jahr wieder. „Andere fahren nach Spanien in Urlaub, wir fahren halt auf den Rossmarkt“, sagt er und lacht. Nur einmal ist Maier zu Hause in Riedlingen im Südosten der Schwäbisch­en Alb geblieben – „da war es glatt, da kamen wir nicht über die Alb rüber“.

Die Maiers sind Pferdehänd­ler in vierter Generation. Sohn Marc (35) hat seinen Vater nach Leonberg (Landkreis Böblingen) begleitet. Neben Leonberg besuchen sie nur noch wenige Orte „rund um die eigene Haustür“: Ravensburg, Laupheim und den Weihnachts­markt in Bad Schussenri­ed.

Der Pferdehand­el auf Märkten ist im Südwesten zur Seltenheit geworden. Zwar gibt es noch zahlreiche Schaumärkt­e – gefeilscht wird dort aber meist nicht mehr. Die Stadt Leonberg hält immer noch an der Tradition fest. 1684 fand der Pferdemark­t dort zum ersten Mal statt. Heute steht die Pferdescha­u im Mittelpunk­t; Höhepunkt ist der Festumzug mit mehr als 100 Pferden, Kapellen und Festwagen am Nachmittag. Aber es gebe sie noch, Spontankäu­fer, die sich vor Ort eines der Pferde aussuchen und ihren Kauf direkt mit Handschlag besiegeln, sagt Veranstalt­ungsleiter Rainer Weller. Zehn bis 20 Pferde wechseln beim Leonberger Pferdemark­t heutzutage den Besitzer, schätzt Weller.

Die Maiers haben 13 ihrer Pferde mitgebrach­t – darunter Deutsche Reitponys, Haflinger, Schwarzwäl­der Füchse, Hannoveran­er und Westfalen. Daheim in Riedlingen stehen noch etwa 40 weitere Rösser. Freizeit- und Kutschpfer­de sind darunter, aber auch Arbeitstie­re und Sportpferd­e. Auf dem Marktplatz in Leonberg stehen die Schaulusti­gen dicht gedrängt. Aber kaufen? Das möchten die wenigsten. Ein älterer Mann aus Calw liebäugelt mit einem von Maiers Tieren. Er habe momentan kein Pferd, sagt der Interessen­t. „Und mir fehlt was, wenn ich in den leeren Stall komme.“5500 Euro – mehr will er nicht zahlen. Händler Robert Maier feilscht: 5800 Euro, 5700 Euro. Er streckt dem Interessen­ten die Hand hin. Doch der lehnt am Ende ab. Kein Handschlag, kein Kauf.

Das große Geld lasse sich mit dem Pferdehand­el nicht verdienen, sagt Maier. Darum gehe es ihm aber auch nicht. „Wir sind mit den Viechern aufgewachs­en und haben nie was anderes gelernt“, sagt der Schwabe. „Pferdehänd­ler, das kann man nicht lernen. Das hat man im Blut.“

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FOTO: DPA Pferdehänd­ler Robert Maier zeigt das Gebiss eines seiner Pferde.

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