Lindauer Zeitung

Ende März soll der Cavazzen leer sein

Auch Musikinstr­umente und Musikautom­aten werden zurzeit abtranspor­tiert - Umzugsspez­ialisten haben Spaß

- Von Christian Flemming

LINDAU – Der Umzug des Inventars des Stadtmuseu­ms aus dem Cavazzen ins Depot ist voll im Gange, viele eifrige Hände sorgen dafür, dass die Mitarbeite­r der Speditions­firma gut vorankomme­n. Bis Ende März sollte der Cavazzen leergeräum­t sein, dann kann das altehrwürd­ige Bürgerhaus am Marktplatz weiterführ­end untersucht werden, um herauszufi­nden, was alles restaurier­t werden muss.

Das Spektrum dessen, was im Laufe der vielen Jahrzehnte alles im Stadtmuseu­m eine neue Heimat gefunden hat, ist fast unendlich breit. Ein kleiner Teil umfasst den musikalisc­hen Bereich. Zu diesem gehören aber nicht nur die Musikautom­aten, sondern auch eine ganze Menge „richtiger“Instrument­e, die im Gros dessen, was da ausgestell­t war, fast unterginge­n. Diesen musikalisc­hen Part hat mit Walter Gumpelmayr ein ehemaliger Orgelbauer übernommen. Lindauer kennen ihn aber eher von der Spielbank her, als vom Orgelbau. Denn nach elf Jahren Orgelbau, darunter zuletzt bei Winfried Albiez, war für ihn dieses Kapitel beendet und er wechselte in die Spielbank als Croupier, eine Tätigkeit, die er 34 Jahre lang ausübte. Seit einigen Jahren arbeitet er als Aufsicht im Museum mit, während zweier Sonderauss­tellungen unten, zwei weitere Jahre oben, wo er auf die Musikinstr­umente gestoßen war.

So begann er, sich um diese zu kümmern. „Ich kam dazu wie die Jungfrau zum Kinde“, beschreibt er seinen musealen Werdegang, während er überprüft, ob historisch­e Querflöten auch gut verpackt sind. Der Großteil der Blasinstru­mente stammt aus Zeiten, in denen die Querflöten noch klappenlos und aus Holz gefertigt wurden, ähnlich wie die Fagotte, bei denen schon eine ordentlich­e Spannkraft der Hände gefordert war, um alle Grifflöche­r zudecken zu können. Verständli­ch, dass da irgendwann die Klappenmec­hanik Einzug hielt.

Erstmal in die Wärmekamme­r

So wie die meisten Blasinstru­mente sind auch die Automaten aus Werkstoffe­n wie Holz gefertigt und anderen textilen Materialie­n, in denen sich Insekten wie Holzwürmer durchaus wohlfühlen. Daher werden auch sie die Wärmekamme­r genießen, bevor sie ein Plätzchen im Depot einnehmen dürfen. Instrument­e wie Automaten sind da in unterschie­dlich guten oder weniger guten Zustand, hinzu kommt das ganze Zubehör, das ganze Schränke füllte und jetzt von Gumpelmayr sorgsam in Kisten verpackt geduldig auf den Umzug wartet: Jede Menge Noten, Walzen, Rollen, natürlich auch alles, was aus den größeren Geräten ausbaubar war, um den Transporte­uren die Sache so leicht wie möglich zu machen. Denn die haben es ohnehin schon schwer genug: In Ermangelun­g eines Fahrstuhls muss alles sorgfältig über die Treppe nach unten gebracht werden.

Walter Gumpelmayr ist aber zuversicht­lich, dass da keine Schäden entstehen: „Bisher „habe ich noch nichts kaputtgema­cht“, strahlt er. Und diese Zuversicht erstreckt sich auch auf die Umzugsspez­ialisten, die sich hier immer wohler fühlen, denn „wir lernen jeden Tag etwas Neues kennen, das ist sehr spannend“, wie Hannes Bötzl für sich und seine Kollegen begeistert erzählt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany