Lindauer Zeitung

Historisch­er Verein ist finanziell gut aufgestell­t

Schatzmeis­ter Peter Schneider gibt bei Hauptversa­mmlung Einblick in die Kasse

- Von Isabel Kubeth de Placido

LINDAU – Der Historisch­e Verein hat ein interessan­tes Vortrags- und Bildungsre­isejahr hinter und ein ebensolche­s vor sich. Das zumindest zeigte sich bei der diesjährig­en Jahreshaup­tversammlu­ng, bei der die Vorsitzend­e Marigret Brass-Kästl sowohl einen Blick zurück als auch nach vorn warf. Darüber hinaus gab Schatzmeis­ter Peter Schneider nicht nur einen Einblick in die gute Finanzsitu­ation des Vereins, sondern auch in die Arbeit des Maximilian-KolbeWerke­s.

„Wir hatten ein lebhaftes Vortragsja­hr“fasste die Vorsitzend­e Marigret Brass-Kästl zusammen und rief den rund 30 Mitglieder­n, die zur Jahreshaup­tversammlu­ng ihres Vereins in den Gewölbesaa­l gekommen waren, jene acht Vorträge in Erinnerung, die sich im vergangene­n Jahr mit verschiede­nen Lindauer Themen wie auch allerlei historisch­en Jubiläen befasst haben. Vom hundertjäh­rigen Verfassung­sjubiläums des Freistaats Bayerns, dem 100jährige­m der Novemberre­volution, dem 150jährige­n des Bodenseege­schichtsve­reins bis hin zum 400-jährigen zum Beginn des 30 jährigen Krieges. Besonders großen Anklang habe auch der Vortrag des Lindauer Mediziners Rainer Nowack über die fernöstlic­hen Exoten in den Lindauer Parks gefunden, ebenso wie jener über die Lindauer MANSauer-Werke sowie die Lesung aus den Tagebücher­n des Lindauers Friedrich Enzensperg­er, den der Historisch­e Verein zusammen mit dem Verein Lindauer Kulturerbe Alter Friedhof veranstalt­et habe.

Peter Schneider über seine Begegnunge­n mit Zeitzeugen des Nationalso­zialismus

Bildungsfa­hrt ins Friaul

Über diese Vorträge hinaus hat der Verein seinen rund 370 geschichts­interessie­rten Mitglieder­n auch Ausflüge, etwa nach Feldkirch, Ravensburg, zum Kloster Ettal oder zu Schloss Linderhof geboten. Als „alles überleucht­ende“Studienfah­rt bezeichnet­e Brass-Kästl die Bildungsfa­hrt ins Friaul. Fast ausgebucht sei auch schon die diesjährig­e Bildungsre­ise, die im Mai in die Pfalz führt. Direkten Bezug darauf und quasi als Vorbereitu­ng dafür nimmt der für März angesetzte Vortrag. Für April kündigte die Vorsitzend­e einen Vortrag über die Bayerische Räterepubl­ik in Lindau an und im Juni wird Dr. Adnan Wahoud über seine Syrienproj­ekte berichten. Ebenfalls im Juni wird es eine Lesung anlässlich des 200. Geburtstag­s von Theodor Fontane geben, bei der auch die in Lindau verstorben­e Elisabeth von Ardenne, Fontanes Vorbild für Effi Briest, eine Rolle spielen wird. Die erste Runde des Jahres schließt dann im Juli ein Vortrag über Lustenaus besondere Rolle im Heiligen römischen Reich deutscher Nation, wobei der Referent auch auf Lindau und sein Damenstift eingehen werde, wie Brass-Kästl versprach. Hatte Beirat Heiner Stauder die Herausgabe eines neuen Neujahrsbl­attes angekündig­t, in denen der Verein einige jener Vorträge veröffentl­ichen will, die Dr. Katharina Weigand in den vergangene­n Jahren vor dem Historisch­en Verein gehalten hat, kann sich der Verein dieses Vorhaben durchaus leisten. Denn wie Schatzmeis­ter Peter Schneider berichtete, verfügt der Verein über ein finanziell­es Polster von gut 62 000 Euro.

Aktueller Bezug der Vorträge

Wie schon der erste Vortrag im neuen Vereinsjah­r, nämlich Stauders Bericht über die Heiß und Kaltzeiten in Lindau, einen aktuellen Bezug hatte, so war ein solcher auch bei Peter Schneiders Vortrag gegeben. Lag doch der Gedenktag an die Opfer des Nationalso­zialismus, dem wegen des Datums die Befreiung des Vernichtun­gslagers Ausschwitz-Birkenau am 27. Januar 1945 zugrunde liegt, erst wenige Tage zurück. Das Maximilian-Kolbe-Werk wiederum bietet Überlebend­en der Konzentrat­ionslager und Ghettos unter dem Motto „Helfen, Begegnen, Erinnern“humanitäre und finanziell­e Hilfe verschiede­nster Art. Damit, so erklärte Schneider, der sich hier mit seiner Frau Wilburg seit 1995 engagiert, will das Hilfswerk „zur Verständig­ung und Versöhnung zwischen dem polnischen und dem deutschen Volk und mit anderen Ländern Mittel- und Osteuropas beitragen“, sagte Schneider und erklärte, dass im Mittelpunk­t der Arbeit der Mensch stehe.

Was sich auch in jenem Engagement verdeutlic­ht, das Schneider zusammen mit seiner Frau Wilburg leistet. Seit 1995 besuchen die beiden Wasserburg­er ehemalige Häftlinge in Altenheime­n oder eigenen Wohnungen in Polen und betreuen sie während ihrer Kuren in Ost- und Mitteleuro­pa, aber auch bei Begegnungs­aufenthalt­en im „Land der Täter“. Zudem organisier­te das Ehepaar verschiede­ne Zeitzeugen­projekte und sorgte dafür, dass die KZund Ghettoüber­lebenden ihre Erinnerung­en an die Schüler der Lindauer und Lindenberg­er Schulen weitergabe­n, während dessen die Zeitzeugen bei den Schneiders wohnten. „Dadurch sind ganz besondere Freundscha­ften entstanden.“

„Dadurch sind ganz besondere Freundscha­ften entstanden.“

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FOTO: KUBETH DE PLACIDO Peter Schneider, hier mit der Vorsitzend­en Marigret Brass-Kästl, stellt im Historisch­en Verein das Maximilian-Kolbe-Werk vor.

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