Karriere geht weiter, die Richtung ist neu
Mountainbike-Profifahrerin Sofia Wiedenroth wechselt komplett zum Enduro-Sport
NIEDERSTAUFEN - Vom einen Profiteam ins nächste – allerdings in einer anderen Disziplin. Sofia Wiedenroth hat in doppelter Hinsicht das Lager gewechselt. Die 24-Jährige hat Schluss gemacht mit Cross-Country, also dem klassischen MountainbikeSport. Ihr Fokus liegt jetzt komplett auf der Spezialdisziplin Enduro, der sie sich schon in der vergangenen Saison sehr stark angenähert hatte. Diesen neuen Schritt geht sie mit einem neuen Team: Nach sechs Jahren bei AMG Fiat Rotwild (Hessen) ist sie zu Cube Action (Oberpfalz) gewechselt, das in der Szene zu den besten Fünf der Welt gehört. „Ich hoffe, ich kann diese Chance nutzen, die mir gegeben wird“, sagt sie.
Sofia Wiedenroth gehört zu den besten Fahrerinnen des Landes. Sie war schon Vize-Weltmeisterin und zweifache Deutsche Meisterin. Vor etwas mehr als zwei Jahren hat sie allerdings eine schwere Knieverletzung erlitten. Sie musste mehrere Monate lang pausieren. Im Nachhinein eine Zäsur: Denn ihr Comeback feierte sie nicht im angestammten Cross-Country, sondern im deutlich actionreicheren Enduro.
Als drittbeste Deutsche beendete sie den Weltcup 2018 mit Platz 32. Das hat sie endgültig angefixt. Sie setzt nun voll auf Enduro. „Mir gefallen vor allem die gefährlichen Strecken in den meist hochalpinen Bergen – und dass noch mehr Ausdauer verlangt wird, da die Rennen drei bis sechs Stunden lang sind“, sagt die 24Jährige.
Ohne ein professionelles Umfeld sei es allerdings sehr schwierig, im Weltcup konkurrenzfähig zu sein. „Daher war klar, dass ich ein Team benötige, wenn ich wirklich zu 100 Prozent in der World-Series fahren möchte“, erzählt sie. Bereits während der vergangenen Saison hatte sie in der Szene die Fühler ausgestreckt – und mit Cube Action ist sie nun bei ihrem Wunschteam gelandet, „da es absolut professionell arbeitet, die Marke Cube aus Deutschland kommt und das Team seit den Enduro-Anfängen 2014 existiert“.
Ihr Ziel ist es, im Weltcup „bei dem einen oder anderen Rennen in die Top 15 zu fahren“, so Wiedenroth, die aufgrund ihres vollen Kalenders derzeit ihr Studium Internationales Management an der Hochschule Ansbach ruhen lässt. Auch bei der deutschen Meisterschaft Anfang Mai soll es wieder eine Medaille geben. Im Vorjahr wurde sie Vizemeisterin.
Die Voraussetzungen sind nicht schlecht: Ihr neues Team war in der vergangenen Saison Vierter in der Weltrangliste. Der Ire Greg Callaghan, der Schwede Zakarias Johansen und der Schweizer Gustav Wildhaber sind ihre Fahrerkollegen. Zum Team gehören außerdem drei Mechaniker. Erster Härtetest war ein Rennen beim Trainingslager im italienischen Finale Ligure. Nach 30 Kilometern, 1000 Höhenmetern und drei Stages (Wertungsabschnitte) wurde sie auf Anhieb Dritte. „Das Rennen war für mich wichtig, um wieder in den Modus zu kommen, an alles zu denken und zu sehen, wo ich stehe“, sagt die 24-Jährige. Dabei verhehlt sie nicht, dass sie ab und zu noch die Nachwehen ihrer Verletzung spürt. „Ganz zu 100 Prozent werde ich leider nicht mehr die Alte werden. Mein Knie und auch mein Fuß schränken mich bei verschiedenen Trainingseinheiten ein“, bedauert sie.
Nichtsdestotrotz ist Sofia Wiedenroth heiß und voll motiviert für die neuen Aufgaben. In einem Monat fliegt sie nach Neuseeland zum Weltcup-Auftakt. Das Leben aus dem Koffer beginnt wieder. Da die EnduroRennen viel zeitaufwendiger sind als die Cross-Country-Rennen – selbst innerhalb Europas ist sie jeweils von Montag bis Montag vor Ort –, hat sie das Amt als Mountainbike-Abteilungsleiterin des TSV Niederstaufen an Norbert Liebe und Andreas Hoppe abgegeben. Schweren Herzens. Aber auch das bringt so ein Lagerwechsel eben mit sich.