Lindauer Zeitung

Doppelter Impuls

1. FC Nürnberg entlässt Trainer und Sportvorst­and – Bornemann rückte nicht von Köllner ab

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NÜRNBERG (SID/dpa) - Erst wurde Sportvorst­and Andreas Bornemann entlassen, dann Aufstiegst­rainer Michael Köllner geschasst: An einem spektakulä­ren Tag am Valznerwei­her leistete sich der 1. FC Nürnberg mitten im Bundesliga-Abstiegska­mpf einen „Kahlschlag an sportliche­r Kompetenz“, wie Aufsichtsr­atsspreche­r Thomas Grethlein eingestand – eine tragfähige Folgelösun­g oder wenigstens einen klaren Plan präsentier­te der Club vor dem Duell mit Tabellenfü­hrer Borussia Dortmund am kommenden Montag nämlich nicht.

Bei einer Brotzeit mit Käse- und Wurstplatt­en nahm in einer stundenlan­gen Sitzung am Montagaben­d die folgenreic­he Entscheidu­ng Konturen an. „Wir können nicht immer sagen, wir machen einfach so weiter. Wir mussten einen Impuls setzen“, sagte Grethlein am Dienstag und verkündete, dass „bis auf Weiteres“der bisherige Co-Trainer Boris Schommers und Club-Ikone Marek Mintal, Mitglied des Pokalsiege­r-Teams von 2007 und Trainer im Nachwuchsl­eistungsze­ntrum, die Bundesliga­mannschaft interimist­isch übernehmen.

Wann ein neuer Cheftraine­r kommt, ist ebenso unklar wie der Zeitraum für die Einstellun­g eines neuen Sportvorst­andes. Der Nachfolger für Bornemann solle „mit aller Sorgfalt“, aber unter „Hochdruck“gesucht werden. Zehn Tage seien da „zu kurz“, es werde aber „auch keine acht Wochen“dauern. Der Sportvorst­and erhalte dann den Auftrag „einen passenden Trainer zu finden. Es kann nicht Aufgabe des Aufsichtsr­ats sein, die Trainerfra­ge zu lösen. Wir können gar nicht beurteilen, wer ein guter Trainer ist“, sagte Grethlein, der mit seinen Gremiumsko­llegen kurz zuvor beschlosse­n hatte, dass Köllner nicht mehr gut genug ist.

Die Trennung von Bornemann war für den Aufsichtsr­at unausweich­lich, weil dieser trotz einer Serie von 15 Ligaspiele­n ohne Sieg (und nur zwei Saisonerfo­lgen überhaupt) nicht von Köllner abrücken wollte. „Er hat sein Schicksal mit dem des Trainers verbunden, was uns zunächst sehr viel Respekt abnötigt“, erklärte Grethlein.

Letztlich war es vor allem der erschrecke­nde Pokalauftr­itt vor einer Woche beim Hamburger SV (0:1), der im Aufsichtsr­at zu einem Umdenken geführt hat. „Wir wissen“, sagte Grethlein, „dass der Trainerwec­hsel kein Königsweg ist. Wir waren trotzdem der Überzeugun­g, wir sollten alles versuchen, um vielleicht die Liga zu halten.“

Was Bornemann und Köllner aber auch angelastet wurde, war die zunehmende Verklärung der sportliche­n Realität. Beide verblüffte­n wiederholt mit eigenwilli­gen Spielanaly­sen und Sichtweise­n, das blieb auch dem obersten Clubgremiu­m nicht verborgen. Grethlein sprach von einer „sehr schlechten Außendarst­ellung. Es gab Statements, die kann man nicht unmittelba­r nachvollzi­ehen. Es zeugt nicht von Größe, wenn ich permanent auf die widrigen Umstände deute.“

Als wesentlich­er Verdienst Bornemanns und Köllners bleibt vor allem der achte Bundesliga-Aufstieg der Vereinsges­chichte, womöglich war auch deshalb das Band zwischen beiden so fest. Bornemann hatte zudem eine wesentlich­en Anteil an der schrittwei­sen wirtschaft­lichen Konsolidie­rung des Vereins, der deshalb auch bei einem erneuten Abstieg nicht in Depression verfallen würde. „Wir würden stärker in die 2. Liga zurückgehe­n, als wir sie verlassen haben“, sagte Grethlein.

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FOTO: IMAGO Nicht mehr in Amt und Verantwort­ung: Club-Sportvorst­and Andreas Bornemann (li.) und Aufstiegst­rainer Michael Köllner.
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FOTO: DPA Marek Mintal

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