Wurzel verfehlt
Es ist keine Woche her, da verkündete VfB-Präsident Wolfgang Dietrich der „Schwäbischen Zeitung“: „Ich kann nur davor warnen, vorschnell Schuldige zu suchen. Wir müssen Ruhe bewahren.“Nun ist der erste Kopf beim VfB Stuttgart gerollt: der von Michael Reschke. Ein anderer Schluss, als dass der Ex-Sportvorstand zumindest mitschuldig war, bleibt nicht. Da muss die Frage erlaubt sein: Was ist vorschnell? Oder ist die Entscheidung gar in Ruhe gereift? Das wird nicht zu ergründen sein, heißt es von Dietrich doch lapidar, der Aufsichtsrat sei nicht mehr „überzeugt (gewesen) und habe einstimmig“entschieden. Ob der Aufsichtsratsvorsitzende Initiator war, bleibt unbeantwortet. Es bleibt ein Nachgeschmack, auch, da Dietrich Reschkes Demission nicht als „persönliche Niederlage“sieht, er die Personalie Reschke nur „korrigieren“will.
Und die Korrektur heißt Thomas Hitzlsperger. Ein klangvoller Name am Wasen. Hitzlsperger weiß, dass er „viele Unterstützer im Verein“hat, kann wohl zeitnah Gremien und Fans beruhigen. Dass im 36-Jährigen zweifelsfrei ein Sympathieträger, aber auch ein – bis auf seine Stelle als Direktor des Nachwuchsleistungszentrums – Novize im Businessbereich übernimmt, wird dabei leicht vergessen. Doch ist die Aufgabe sowieso anders geartet: Hitzlsperger soll Moderator und Bindeglied zwischen Entscheiderebene und Trainer sein, wohl auch zwischen Verein und Fans. Das kann kurzfristig funktionieren, die Wurzel des Übels ist aber nicht beseitigt. Die entscheidenden Weichen (ein noch fehlender Sportdirektor) werden hoffentlich nach der Saison gestellt – für welche Liga dann auch immer.