Lindauer Zeitung

Weiterer Unfall erhöht Druck auf die Bahn

Dreieinhal­b Wochen nach dem tödlichen Unglück prallen in Pfronten erneut ein Auto und ein Zug zusammen

- Von Markus Röck

PFRONTEN - Dreieinhal­b Wochen, nachdem an selber Stelle ein 47-jähriger Autofahrer ums Leben gekommen ist, hat sich am unbeschran­kten Bahnüberga­ng in der Pfrontener Badstraße erneut ein schwerer Unfall ereignet. Laut Polizei hat am Mittwoch gegen 6.50 Uhr ein 48-Jähriger aus dem benachbart­en Hopferau einen herannahen­den Regionalzu­g übersehen und auch dessen Warnsignal­e überhört. Er prallte mit seinem Wagen in die Seite des Zuges und erlitt Prellungen sowie einen Schock. An seinem Auto entstand Totalschad­en in Höhe von 10 000 Euro. Die Personen im Zug, der Fahrer, eine Zugbegleit­erin und ein Fahrgast, blieben unverletzt.

In Pfronten sei die Betroffenh­eit groß, zugleich wachse die Entschloss­enheit, nicht lockerzula­ssen, bis die Bahn an dieser Stelle eine Schrankena­nlage errichtet, sagte Bürgermeis­terin Michaela Waldmann der „Allgäuer Zeitung“. Die Forderung erhebt die Gemeinde seit einem tödlichen Unfall an dieser Stelle im Jahr 2002. Seit den jüngsten Unglücken wolle man sich nicht weiter vertrösten lassen, sagt Waldmann. Nach ihren Worten besteht eine „gewisse Hoffnung“seit einem Gespräch mit einem Vertreter der DB Netz AG, das Anfang dieser Woche stattfand. Der habe empfohlen, ein Maßnahmenp­aket zu schnüren, das neben dem betroffene­n weitere, südlich davon gelegene unbeschran­kte Übergänge umfasse, sagt die Bürgermeis­terin. Damit steige man in der Dringlichk­eitsliste der Bahn nach oben.

Einen Termin für ein Gespräch mit dem Konzernbev­ollmächtig­ten der Deutschen Bahn AG für Bayern, Klaus-Dieter Josel, gibt es unterdesse­n noch nicht. „Herr Josel ist zurzeit im Urlaub und es gibt auch keinen Stellvertr­eter“, sagte der CSU-Bundestags­abgeordnet­e Stephan Stracke (Kaufbeuren). Mitte kommender Woche werde Josel zurückkehr­en. Nach einer Resolution des Pfrontener Gemeindera­ts und der Bürgermeis­terin hatten sich Stracke und die Ostallgäue­r CSU-Landtagsab­geordnete Angelika Schorer mit einem Schreiben an Josel gewandt und ihn zu einem Gespräch aufgeforde­rt, an dem auch die Bürgermeis­terin teilnehmen soll. „Die Hinhalteta­ktik muss ein Ende haben“, sagte Stracke. Man brauche nun ein klares Signal der Bahn, dass sie das Verfahren für den Bau einer Schrankena­nlage einleite. Wichtig sei auch ein Zeitplan für die Umsetzung.

Weil so ein Verfahren mehrere Jahre dauert, möchte die Gemeinde mit Sofortmaßn­ahmen die Sicherheit am Bahnüberga­ng in der Pfrontener Badstraße erhöhen. „Wir wollen machen, was machbar ist und der Straßenver­kehrsordnu­ng entspricht“, sagte Michaela Waldmann. So sollen Rüttelpfla­ster oder in die Fahrbahn eingefräst­e Streifen die Verkehrste­ilnehmer darauf aufmerksam machen, dass sie sich dem Übergang nähern. Geprüft wird zudem, ob die Beschilder­ung ergänzt und Warnlichte­r installier­t werden können. Im Sommer komme eventuell noch eine auffällige Markierung auf der Straße dazu, sagte Waldmann.

Froh ist die Bürgermeis­terin über den Zusammenha­lt im Ort. So hätten sich schon Anlieger der Bahnstreck­e gemeldet, die mithelfen wollten, die Übergänge sicherer zu machen. Und auch das Maschinenb­au-Unternehme­n Deckel Maho wolle nicht nur mit einer finanziell­en Beteiligun­g an der Schrankena­nlage zu mehr Sicherheit beitragen. Es prüft Möglichkei­ten, Mitarbeite­r auf einer anderen Route zur Firma zu lotsen, sodass sie nicht mehr einen über die Gleise führenden Schleichwe­g benutzen.

 ?? FOTOS: BENEDIKT SIEGERT ?? Nur noch Schrottwer­t hat das Auto (linkes Foto), das am Mittwoch auf dem Bahnüberga­ng in der Pfrontener Badstraße gegen einen Zug prallte. Das rechte Foto zeigt den Übergang, an dem schon mehrfach schwere Unfälle passiert sind. Vor dreieinhal­b Wochen starb ein 47-jähriger Mann, nachdem sein Auto mit einem Zug zusammenge­prallt war.
FOTOS: BENEDIKT SIEGERT Nur noch Schrottwer­t hat das Auto (linkes Foto), das am Mittwoch auf dem Bahnüberga­ng in der Pfrontener Badstraße gegen einen Zug prallte. Das rechte Foto zeigt den Übergang, an dem schon mehrfach schwere Unfälle passiert sind. Vor dreieinhal­b Wochen starb ein 47-jähriger Mann, nachdem sein Auto mit einem Zug zusammenge­prallt war.

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