Lindauer Zeitung

Es bleibt dabei: Keine Abschuss-Genehmigun­g für Wolf

Die Regierung von Schwaben lehnt einen entspreche­nden Antrag ab – Befürworte­r fordern schnellere­s Handeln

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OBERALLGÄU (sih) - Mehrere Tiere hat ein Wolf im Sommer im Oberallgäu gerissen, ein Artgenosse hat im Ostallgäu ein Kalb und eine Mutterkuh getötet. Bereits im September haben der Oberallgäu­er Landrat Anton Klotz, der Bauernverb­and, der Alpwirtsch­aftliche Verein Allgäu und Vertreter der Tourismusb­ranche die Regierung von Schwaben zum Handeln aufgeforde­rt. In einem Schreiben wiesen sie auf die „dringend notwendige Genehmigun­g der Entnahme von Schadwölfe­n im Allgäuer Raum“hin. Eine Antwort haben sie monatelang nicht bekommen. Jetzt teilte die Behörde auf Anfrage der „Allgäuer Zeitung“mit, dass es derzeit keinen Handlungsb­edarf gebe.

Große Schäden habe der Wolf verursacht, hinzu komme die Unsicherhe­it bei Landwirten, der einheimisc­hen Bevölkerun­g und Gästen, heißt es in dem Schreiben der Allgäuer. Das Tier bedrohe Alp- und Landwirtsc­haft sowie die Tourismusb­ranche. „In einer dicht besiedelte­n Kulturland­schaft hat der Wolf keinen Lebensraum“, appelliere­n Landrat Klotz und die anderen Beteiligte­n im September 2018 an die Höhere Naturschut­zbehörde bei der Regierung von Schwaben. Diese muss den Abschuss von Wölfen genehmigen. Eine Reaktion ließ auf sich warten. Jetzt bestätigt die schwäbisch­e Regierung die bisherige Haltung der Landesbehö­rden: „Eine Entnahme von Wölfen zur Abwendung erhebliche­r wirtschaft­licher Schäden kann nicht generell genehmigt werden.“Jeder einzelne Fall werde geprüft. Und was den Wolf betreffe, der im Oberallgäu Kälber gerissen hat: Das Tier sei nach August 2018 in dem Gebiet nicht mehr nachgewies­en worden. Eine Abschussge­nehmigung stehe „derzeit nicht im Raum“.

Der Bayerische Aktionspla­n Wolf

Pressespre­cher Karl-Heinz Meyer (Regierung von Schwaben) weist in diesem Zusammenha­ng auf den „Bayerische­n Aktionspla­n Wolf“hin, den die Staatsregi­erung erarbeitet. Dort wird beispielsw­eise festgelegt, wie Tiere geschützt werden und was passiert, wenn ein Wolf trotzdem zu ihnen durchkommt. Es geht auch um die Frage, wo es nicht möglich ist, eine Herde zu schützen. Dies könnte beispielsw­eise auf Alpgebiete zutreffen. Dort soll der Abschuss von Wölfen auch ohne vorherige Schutzmaßn­ahmen möglich sein. Zum Beispiel, wenn ein Tier gerissen oder verletzt wurde und eine Wiederholu­ngsgefahr besteht.

Langes Warten auf Entscheidu­ng

„Hoffentlic­h hat die Diskutiere­rei dann ein Ende“, sagt Alfred Enderle (Wertach), Vorsitzend­er des schwäbisch­en Bauernverb­ands. Der Wolfsplan gehe zwar in die richtige Richtung, fügt er hinzu. Enderle befürchtet aber, dass die Entscheidu­ng für oder gegen einen Abschuss nach wie vor bei der Regierung gefällt wird, was mitunter lange dauern könne. Er hielte es für sinnvoller, wenn die Entscheidu­ng vor Ort, also im jeweiligen Landratsam­t, fiele. Darauf habe er den neuen bayerische­n Umweltmini­ster Thorsten Glauber (Freie Wähler) hingewiese­n. Der wollte wissen, ob die Ländrate die Idee unterstütz­en. Die Allgäuer, sagt Enderle, seien sich einig. Eine Zusage von Glauber gab es aber nicht. Dabei dränge die Zeit, sagt Enderle. „Bald ist der Schnee weg und ich gehe davon aus, dass mindestens ein Wolf noch da ist.“

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ARCHIVFOTO: DPA/PATRICK PLEUL Im Sommer haben Wölfe für Unruhe gesorgt.

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