Kriminalität in Bayern leicht gestiegen
Laut Innenminister Herrmann ist der Freistaat nach wie vor sicherstes Bundesland
MÜNCHEN - Die Zahl der erfassten Straftaten in Bayern ist im Jahr 2018 gegenüber 2017 um 1,3 Prozent angestiegen. Wie Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Montag in München mitteilte, nahm die Zahl der Delikte um 7910 auf 594 116 zu. Nicht berücksichtigt wurden die Verstöße gegen das Ausländerrecht.
Trotz des Anstiegs bleibe Bayern unter den Ländern „Marktführer im Bereich der inneren Sicherheit“, betonte Herrmann. Mit 4571 Straftaten je 100 000 Einwohner (plus 0,8 Prozent gegenüber 2017) sei die Kriminalitätsbelastung die zweitniedrigste seit 30 Jahren. Nur 2017 habe man ein noch besseres Ergebnis erzielt. Die Ansicht, dass „früher alles viel besser“gewesen sei, sei unzutreffend.
Auf dem Niveau des Vorjahres blieb die Aufklärungsquote von 64,5 Prozent (plus 0,1 Prozent). Der Minister zeigte sich mit den Ergebnissen der polizeilichen Arbeit auch deshalb sehr zufrieden, weil die Zahl der Einwohner des Freistaats im Laufe des Vorjahres um 66 500 angestiegen ist. In den vergangenen zehn Jahren wuchs die Bevölkerung Bayerns um mehr als 475 000 Personen auf knapp 13 Millionen Ende 2017.
Das Plus bei den Fallzahlen ist nach der Statistik im Wesentlichen auf Anstiege in den Bereichen sexuelle Selbstbestimmung (plus 12,5 Prozent), Rauschgiftkriminalität (plus acht Prozent), Sachbeschädigung (plus 1,7 Prozent) und Betrug (plus 18,4 Prozent) zurückzuführen. Auf der anderen Seite gab es Rückgänge bei den Diebstahlsdelikten (minus 4,4 Prozent), bei Raub und räuberischer Erpressung (minus 13,3 Prozent) und bei Leistungserschleichungen wie Schwarzfahren (minus 6,3 Prozent).
Weniger Wohnungseinbrüche
Das Risiko, in Bayern Opfer eines Wohnungseinbruchs zu werden, hat sich weiter reduziert. Die Polizei registrierte einen Rückgang um 13,3 Prozent auf 5239 Fälle – dem niedrigsten Wert seit sieben Jahren. In fast der Hälfte der Fälle (48,7 Prozent) blieb es beim Versuch. Die Aufklärungsquote liegt allerdings weiterhin bei niedrigen 20,6 Prozent (Vorjahr: 21,2 Prozent).
Der Anstieg im Betrugsbereich wird vor allem auf das Phänomen des „Call-Center-Betrugs“zurückgeführt. Nach wie vor funktioniert die Masche, in der falsche Polizisten vor allem ältere Bürger um Bargeld und Wertsachen prellen.
Auf den ersten Blick erschreckend ist der starke Anstieg bei den versuchten Tötungsdelikten von 338 Fällen im Jahr 2017 auf 468 Fälle im Vorjahr. Dafür ist ein Tatverdächtiger verantwortlich, dem 105 Mord- versuche zugeschrieben werden. Er soll im Internet Jugendliche in ganz Deutschland unter dem Vorwand eines Job-Angebots zu potentiell tödlichen Selbstversuchen mit Strom überredet haben.
Die umfangreiche Novellierung des Sexualstrafrechts im November 2016 hat nach Angaben Herrmanns auch 2018 möglicherweise steigende Fallzahlen aufgrund von erhöhtem Anzeigeverhalten zur Folge. 2018 registrierte die Polizei 8626 Delikte (plus 12,5 Prozent). 7516 Opfer eines solchen Sexualdelikts wurden erfasst, 86,5 Prozent waren weiblich.
Auf gezielte Ermittlungstätigkeit wird die Zunahme der Rauschgiftdelikte auf 55 017 Fälle zurückgeführt. In Folge von Drogenkonsum kamen 2018 in Bayern 235 Menschen ums Leben (2017: 308), die meisten davon durch Heroin.
263 318 Tatverdächtige ermittelt
Insgesamt wurden (ohne ausländerrechtliche Verstöße) 263 318 Personen als tatverdächtig ermittelt. Davon hatten 93 485 keinen deutschen Pass. Der Anteil dieser Personengruppe ist gegenüber dem Vorjahreswert um 0,6 Prozentpunkte gestiegen und liegt nun bei 35,5 Prozent. Im Jahr 2009 lag er noch bei 22,8 Prozent. Der Anteil der Nichtdeutschen an der bayerischen Bevölkerung liegt derzeit bei 12,6 Prozent. Es gebe allerdings auch nichtdeutsche Tatverdächtige, die nur zum Zwecke einer Straftat kurzfristig nach Bayern ein- reisten und in der Wohnbevölkerung nicht erfasst seien, fügte Herrmann hinzu.
Unter den nichtdeutschen Tätern waren 27 823 Personen, die nach ihrem ausländerrechtlichen Status bei den Behörden als „Zuwanderer“geführt werden. Opfer der meisten Gewaltdelikte, die dieser Gruppe zugerechnet werden, waren ebenfalls Zuwanderer. Unter den 4592 Opfern eines Gewaltdelikts von Zuwanderern seien 3106 Nichtdeutsche gewesen, berichtete der Innenminister. Von diesen seien wiederum 2358 – wie die Täter – Zuwanderer gewesen.
Der innenpolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Stefan Schuster, wies auf die „immense Arbeitsbelastung“der bayerischen Polizisten hin. Die positiven Zahlen der Kriminalitätsstatistik dürften nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Polizeikräfte „einen riesigen Berg an Überstunden vor sich herschieben“, betonte Schuster.
Der SPD-Politiker kritisierte, dass die bayerische Polizei immer mehr Aufgaben von der Staatsregierung zugeteilt bekommt. So würden die Polizeikräfte vermehrt zur Grenzsicherung eingesetzt. „Das ist und bleibt Bundesaufgabe“, unterstrich Schuster.