Lindauer Zeitung

„Mir tun die Kerle leid“

Leutkirch: Biber an der Mohrenbrüc­ke gesichtet

- Von Patrick Müller

LEUTKIRCH - An der Kreuzung bei der Mohrenbrüc­ke, mitten in der Leutkirche­r Innenstadt, wurde am Samstagfrü­h gegen 7 Uhr ein Biber gefilmt, der dort auf dem Gehweg entlang lief. Die Aufnahme sorgte für Aufregung. Dabei ist die Sichtung des Wildtiers in diesem Bereich eigentlich gar nicht so ungewöhnli­ch, wie Leutkirchs Stadtförst­er Karl-Josef Martin erklärt.

Egal ob etwa Stadt- oder Repsweiher – laut Stadtförst­er Martin sind im Stadtgebie­t von Leutkirch alle Gewässer, die als Lebensraum für Biber in Frage kommen, bereits durch das größte in Europa vorkommend­e Nagetier „besetzt“. Da es bei Bibern normal ist, dass die Jungtiere von ihren Eltern vertrieben werden, wenn sich neuer Nachwuchs ankündigt, müssen sich diese auf die Suche nach einem eigenen neuen Gewässer machen, erklärt Martin. Und dazu würden sie eben auch die Eschach als Weg nutzen, die sich direkt neben der Stelle befindet, an der am Samstag die Aufnahmen des Bibers gemacht wurden. Auch Martin selbst habe schon einen Biber über denPostpla­tz laufen sehen.

Eschach kein Biber-Lebensraum

Die Eschach selbst kommt für Biber als dauerhafte­r Lebensraum nicht in Frage, erklärt Martin. Dort sei zu viel Wasser, beziehungs­weise oft eine zu starke Strömung. Außerdem ist das Ufer befestigt. „Die Jungtiere wan- dern die Eschach auf und ab und schauen, wo es weitergeht“, so Martin. Allerdings seien entlang der Eschach auch außerhalb des Leutkirche­r Stadtgebie­tes schon alle tauglichen Gewässer durch Artgenosse­n besetzt. „Mir tun die Kerle leid“, sagt Martin. Denn durch die dicht besiedelte Landschaft gebe es schlicht keine freien Lebensräum­e mehr für sie. Und dort, wo die Landschaft nicht so dicht besiedelt ist, etwa entlang der Wurzacher Ach, werden die Flächen landwirtsc­haftlich bis nah an den Bach hin bewirtscha­ftet, so Martin. Eine mögliche Lösung laut Martin wären mehr „naturbelas­sene Uferbereic­he“. Aber er selbst weiß auch, dass das angesichts der immer knapper werdenden verfügbare­n Flächen schwer umsetzbar ist. „Das ist eine schwierige Sache, die nicht leicht zu lösen ist.“Dass die regionale Biberpopul­ation nicht durch gezielte Bejagung einzelner Jungtiere den verfügbare­n Lebensräum­en entspreche­nd angepasst werden kann, liegt daran, dass der Biber eine geschützte Tierart ist, erklärt der Stadtförst­er. Aber selbst wenn die Jagd auf ihn erlaubt wäre, wäre es schwer, gezielt die Jungtiere zu erlegen. Im Moment wird „die Population über die Autoreifen reguliert“, so Martin.

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