Lindauer Zeitung

Mörderjagd im Mittelalte­r

Der Bezahlsend­er Sky hat Umberto Ecos Bestseller „Der Name der Rose“als achtteilig­e Serie neu verfilmt

- Von Cornelia Wystrichow­ski

RAVENSBURG - „Der Name der Rose“(ab Freitag, 24.5., Sky) – Ein scharfsinn­iger Mönch, der im Mittelalte­r eine schauerlic­he Mordserie in einer entlegenen Abtei aufklärt: Umberto Ecos Roman „Der Name der Rose“zählt zu den 100 einflussre­ichsten Romanen des 20. Jahrhunder­ts, und auch die Verfilmung mit Sean Connery und Christian Slater aus dem Jahr 1986 ist legendär.

Jetzt wurde die Geschichte noch einmal verfilmt – als achtteilig­e Fernsehser­ie, die ab 24.5. beim Bezahlsend­er Sky zu sehen ist. Rund 26 Millionen Euro kostete die deutschita­lienische Neuadaptio­n des Historiens­chmökers, die das Geschehen ernsthafte­r und stiller erzählt als das Leinwandep­os von JeanJacque­s Annaud, das in Deutschlan­d sechs Millionen Zuschauer in die Kinos lockte.

Wie ein Sherlock Holmes

Hollywoods­tar John Turturro („Transforme­rs“) spielt in dem prominent besetzten Achtteiler den Franziskan­ermönch William von Baskervill­e, der anno 1327 in ein Kloster in den italienisc­hen Alpen kommt. Dort soll Baskervill­e als Glaubensdi­plomat zwischen zerstritte­nen Lagern vermitteln, doch dann geschieht eine unheimlich­e Mordserie. Der Abt (Michael Emerson, bekannt aus der Mysteryser­ie „Lost“) bittet Baskervill­e um Hilfe bei der Aufklärung, denn die verblüffen­de Kombinatio­nsgabe des Franziskan­ers ist berühmt: Umberto Eco hat Baskervill­e als fernen Vorfahren von Sherlock Holmes angelegt. Anders als seine Mitbrüder vertraut der Mönch auf den menschlich­en Verstand und die Wissenscha­ft, er ist in jeder Hinsicht die Schlüsself­igur der Story, die am Ende eines angeblich ach so finsteren Mittelalte­rs spielt.

Der Jäger wird zum Gejagten

Baskervill­e versucht gemeinsam mit dem milchgesic­htigen Novizen Adson von Melk (verkörpert vom deutschen Schauspiel­er Damian Hardung, bekannt aus „Der Club der roten Bänder“), die Morde aufzukläre­n. Die Spur führt in die labyrinthi­sche Bibliothek des Klosters, wo ein geheimnisv­olles Buch versteckt ist, hinter dem mehrere Mönche her sind wie der Teufel hinter einer armen Seele. Doch bald wird Baskervill­e selber zum Gejagten, denn der fiese Inquisitor Bernardo Gui (Rupert Everett) besucht die Abtei und hat es auf den Papstkriti­ker Baskervill­e abgesehen. Es ist die Kritik an religiösem Fanatismus, die „Der Name der Rose“sehr aktuell wirken lässt.

Das Fasziniere­nde am Roman „Der Name der Rose“ist, dass er auf so vielen verschiede­nen Ebenen funktionie­rt. Er ist ein Klassiker der Weltlitera­tur, der das Schreiben an sich und die Rezeption von Texten thematisie­rt. Er ist aber auch ein trivialer Krimi mit einem Ermittlerh­eld und dem Inquisitor als Bösewicht, ein Liebesroma­n über den in eine Dorfschönh­eit verliebten Adson, und natürlich ein süffiger Historiens­chmöker, geschriebe­n viele Jahre vor Bestseller­n wie „Die Wanderhure“.

Mehr Eigenständ­igkeit täte gut

Die deutsch-italienisc­he Serienadap­tion lässt den komplexen Unterbau des Buchs weitgehend beiseite und konzentrie­rt sich auf die bekannte Handlung. Die Inszenieru­ng von Regisseur Giacomo Battiato ist handwerkli­ch ordentlich, und die Story hat auch 39 Jahre nach der Veröffentl­ichung des Buchs nichts von ihrer Faszinatio­n eingebüßt. Doch ein wenig mehr Eigenständ­igkeit hätte man sich von der Serienadap­tion, die auf moderne Zutaten wie zum Beispiel schnelle Schnitte verzichtet, schon gewünscht.

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FOTO: SKY Der fiese Inquisitor Bernardo Gui (Rupert Everett, links) besucht den Abt (Michael Emerson) und hat es auf den Papstkriti­ker Baskervill­e abgesehen (John Turturro, Zweiter von rechts) und seinen Schüler Adson (Damian Hardung).

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