Fans stehen stundenlang Schlange
Tickets für die Partie der Bayern gegen Lindau finden reißenden Absatz.
LINDAU - Für tausende Fußballfans hat sich die stundenlange Warterei gelohnt: Sie haben am Container auf der Blauwiese Karten für das Spiel der FC Bayern gegen die SpVgg Lindau ergattert. Für viele andere hat das Kontingent allerdings nicht gereicht. Die Karten waren einfach zu schnell ausverkauft.
Am Samstag, 10 Uhr, startete der Vorverkauf. Bereits elf Stunden zuvor war Werner Mayr zur Stelle. Für den Hörbranzer eine Premiere, „aber diese Gelegenheit muss man ausnützen“. Vorsichtshalber hatte er eine dicke Decke dabei, doch die reichte angesichts der Temperaturen nicht. Irgendwann zog er sich ins Auto zurück. Dass er dabei verschlafen könnte, befürchtete er nicht, „schlafen geht da eh nicht“. Und so war er letztlich unter den allerersten, die ihre Tickets bekamen. Vom Kauf wird auch sein Patenkind profitieren, mit dem er das Spiel vom Sitzplatz aus schauen wird.
Nur wenig später, um 1.30 Uhr, stellte sich Niklas Mennig aus Achberg an, zu dem sich später sein Kumpel Jan Gleich aus Neuravensburg gesellte. Zur Stärkung hatte dieser Bier mitgebracht, das stand aber kurz vor Öffnung der Schalter noch ziemlich gefüllt am Boden. „Irgendwann war’s abgestanden“, geben die beide zu. Und zum Wärmen war der kühle Hopfensaft ohnehin auch nicht geeignet. Isomatte und Schal waren bei den Temperaturen schlichtweg zu wenig, und so bekam Mennig einen Schlafsack ausgeliehen. Ans Frühstück hatten die beiden auch nicht gedacht und freuten sich umso mehr, als Werner Mayr aus seinem Rucksack süße Stückchen hervorzauberte und den beiden anbot.
Gefroren hat auch Jörg Heide, der ab 5 Uhr vor der Kasse wartete. Der Sohnemann, der eigentliche Bayernfan, kam etwas später hinzu. Heide bezeichnete sich selbst nicht wirklich als Fußballfan, aber so eine Aktion reizte ihn schon, der kalten Mainacht zu trotzen. Der Campingstuhl brachte etwas Erleichterung bei der Warterei, aber die dicke Decke schützte den Chorleiter nicht wirklich vor der Kälte, ebensowenig eine Freundin, die mit dicker Zipfelmütze danebensteht und ebenfalls seit 5 Uhr morgens auf ihre Karten wartete. Dabei hat sie für sich eine sicher, denn „mein Sohn darf mit den Bayern einlaufen, daher habe ich eine Karte“.
Für Christoph Bechler und seinen Bruder Stefan ist diese Art der Kartenbeschaffung auch Neuland. Die beiden sind aus Ravensburg gefahren und hatten klugerweise ihr Frühstück mitgebracht. So waren die beiden Jungs zwar müde, aber halbwegs gesättigt und wenige Minuten später erste stolze Besitzer von Tickets für das Spiel am 29. Mai.
Noch stolzer und glücklicher war Irmgard Wölfle. Die 74-jährige Lindauerin ist Mitglied des FC Bayern München und flammender Fan der Bayern. Dass sie ebenfalls seit 5 Uhr hier anstand, merkte man ihr nicht an. Für sie zählt, dass sie mit Sohn und Enkel zum Spiel gehen kann.
Wesentlich relaxter hängt Philipp Haas derweil in einem Campingstuhl, betrachtet immer wieder seine Tickets und wartet auf seine Kumpels, die irgendwo noch in der Schlange stehen. Der Lindauer hatte mal bei der Spielvereinigung gekickt, ist aber mittlerweile bei der SG Hege-Nonnenhorn-Bodolz. Wobei er erst vor kurzem wieder da ist, denn nach seinem Abitur ging es auf eine ausgedehnte Reise nach Asien und Australien. Nun ist er aber rechtzeitig wieder zurück, um am 29. Mai mit den vielen anderen glücklichen Kartenbesitzern, das Spiel der Bayern gegen die Spielervereinigung verfolgen zu können.
Großzügiger Spender meldet sich in Facebook-Gruppe
Währenddessen ziehen sich die Polizeikräfte zurück, die vorsorglich anwesend waren, um ein eventuelles Chaos auf der Blauwiese und der Reutiner Straße in den Griff zu bekommen. Aber alles lief ruhig und geordnet ab. Auch die Beschwerden derer, die drei Stunden anstanden, um letztlich keine Karten mehr zu kommen, berichteten die Polizisten.
Kurz nach Mittag sind all die Stehund Sitzplätze bereits vergeben, es gibt nur noch so genannte VIP-Karten, bei denen zwar die Bratwurst inklusive ist, aber der Preis entsprechend hoch. Allerdings nicht so hoch, wie kurz darauf im Internet, wo Leute versuchen, aus ihren Tickets richtig Geld zu machen. Bereits am Sonntagmittag gab es da Karten für den Preis von sage und schreibe 189 Euro.
Die Ticketpreise haben ein Mitglied der Facebook-Gruppe „Du weißt, dass du aus Lindau bist“dazu veranlasst, seine Tickets gratis zu spenden an jemanden, der oder die sich die Karten einfach nicht leisten konnten, was bislang großes Echo gefunden hat.