Lindauer Zeitung

Fans stehen stundenlan­g Schlange

Tickets für die Partie der Bayern gegen Lindau finden reißenden Absatz.

- Von Christian Flemming

LINDAU - Für tausende Fußballfan­s hat sich die stundenlan­ge Warterei gelohnt: Sie haben am Container auf der Blauwiese Karten für das Spiel der FC Bayern gegen die SpVgg Lindau ergattert. Für viele andere hat das Kontingent allerdings nicht gereicht. Die Karten waren einfach zu schnell ausverkauf­t.

Am Samstag, 10 Uhr, startete der Vorverkauf. Bereits elf Stunden zuvor war Werner Mayr zur Stelle. Für den Hörbranzer eine Premiere, „aber diese Gelegenhei­t muss man ausnützen“. Vorsichtsh­alber hatte er eine dicke Decke dabei, doch die reichte angesichts der Temperatur­en nicht. Irgendwann zog er sich ins Auto zurück. Dass er dabei verschlafe­n könnte, befürchtet­e er nicht, „schlafen geht da eh nicht“. Und so war er letztlich unter den allererste­n, die ihre Tickets bekamen. Vom Kauf wird auch sein Patenkind profitiere­n, mit dem er das Spiel vom Sitzplatz aus schauen wird.

Nur wenig später, um 1.30 Uhr, stellte sich Niklas Mennig aus Achberg an, zu dem sich später sein Kumpel Jan Gleich aus Neuravensb­urg gesellte. Zur Stärkung hatte dieser Bier mitgebrach­t, das stand aber kurz vor Öffnung der Schalter noch ziemlich gefüllt am Boden. „Irgendwann war’s abgestande­n“, geben die beide zu. Und zum Wärmen war der kühle Hopfensaft ohnehin auch nicht geeignet. Isomatte und Schal waren bei den Temperatur­en schlichtwe­g zu wenig, und so bekam Mennig einen Schlafsack ausgeliehe­n. Ans Frühstück hatten die beiden auch nicht gedacht und freuten sich umso mehr, als Werner Mayr aus seinem Rucksack süße Stückchen hervorzaub­erte und den beiden anbot.

Gefroren hat auch Jörg Heide, der ab 5 Uhr vor der Kasse wartete. Der Sohnemann, der eigentlich­e Bayernfan, kam etwas später hinzu. Heide bezeichnet­e sich selbst nicht wirklich als Fußballfan, aber so eine Aktion reizte ihn schon, der kalten Mainacht zu trotzen. Der Campingstu­hl brachte etwas Erleichter­ung bei der Warterei, aber die dicke Decke schützte den Chorleiter nicht wirklich vor der Kälte, ebensoweni­g eine Freundin, die mit dicker Zipfelmütz­e danebenste­ht und ebenfalls seit 5 Uhr morgens auf ihre Karten wartete. Dabei hat sie für sich eine sicher, denn „mein Sohn darf mit den Bayern einlaufen, daher habe ich eine Karte“.

Für Christoph Bechler und seinen Bruder Stefan ist diese Art der Kartenbesc­haffung auch Neuland. Die beiden sind aus Ravensburg gefahren und hatten klugerweis­e ihr Frühstück mitgebrach­t. So waren die beiden Jungs zwar müde, aber halbwegs gesättigt und wenige Minuten später erste stolze Besitzer von Tickets für das Spiel am 29. Mai.

Noch stolzer und glückliche­r war Irmgard Wölfle. Die 74-jährige Lindauerin ist Mitglied des FC Bayern München und flammender Fan der Bayern. Dass sie ebenfalls seit 5 Uhr hier anstand, merkte man ihr nicht an. Für sie zählt, dass sie mit Sohn und Enkel zum Spiel gehen kann.

Wesentlich relaxter hängt Philipp Haas derweil in einem Campingstu­hl, betrachtet immer wieder seine Tickets und wartet auf seine Kumpels, die irgendwo noch in der Schlange stehen. Der Lindauer hatte mal bei der Spielverei­nigung gekickt, ist aber mittlerwei­le bei der SG Hege-Nonnenhorn-Bodolz. Wobei er erst vor kurzem wieder da ist, denn nach seinem Abitur ging es auf eine ausgedehnt­e Reise nach Asien und Australien. Nun ist er aber rechtzeiti­g wieder zurück, um am 29. Mai mit den vielen anderen glückliche­n Kartenbesi­tzern, das Spiel der Bayern gegen die Spielerver­einigung verfolgen zu können.

Großzügige­r Spender meldet sich in Facebook-Gruppe

Währenddes­sen ziehen sich die Polizeikrä­fte zurück, die vorsorglic­h anwesend waren, um ein eventuelle­s Chaos auf der Blauwiese und der Reutiner Straße in den Griff zu bekommen. Aber alles lief ruhig und geordnet ab. Auch die Beschwerde­n derer, die drei Stunden anstanden, um letztlich keine Karten mehr zu kommen, berichtete­n die Polizisten.

Kurz nach Mittag sind all die Stehund Sitzplätze bereits vergeben, es gibt nur noch so genannte VIP-Karten, bei denen zwar die Bratwurst inklusive ist, aber der Preis entspreche­nd hoch. Allerdings nicht so hoch, wie kurz darauf im Internet, wo Leute versuchen, aus ihren Tickets richtig Geld zu machen. Bereits am Sonntagmit­tag gab es da Karten für den Preis von sage und schreibe 189 Euro.

Die Ticketprei­se haben ein Mitglied der Facebook-Gruppe „Du weißt, dass du aus Lindau bist“dazu veranlasst, seine Tickets gratis zu spenden an jemanden, der oder die sich die Karten einfach nicht leisten konnten, was bislang großes Echo gefunden hat.

 ??  ??
 ?? FOTOS: CF ?? Geduld ist gefragt: Nur wenige Stunden dauert der Ticketverk­auf für das Spiel der SpVgg Lindau gegen den FC Bayern Müchen, dann sind die Karten restlos ausverkauf­t.
FOTOS: CF Geduld ist gefragt: Nur wenige Stunden dauert der Ticketverk­auf für das Spiel der SpVgg Lindau gegen den FC Bayern Müchen, dann sind die Karten restlos ausverkauf­t.
 ??  ?? Wenn’s mal wieder länger dauert: Für viele eine gute Gelegenhei­t, die „Lindauer Zeitung“in aller Ruhe zu lesen, denn die Warteschla­nge ist lang und es geht nur langsam voran.
Wenn’s mal wieder länger dauert: Für viele eine gute Gelegenhei­t, die „Lindauer Zeitung“in aller Ruhe zu lesen, denn die Warteschla­nge ist lang und es geht nur langsam voran.
 ??  ?? Irmgard Wölfle mit ihren Tickets. Die 74-Jährige stellt sich um 5 Uhr in die Warteschla­ge – mit Erfolg.
Irmgard Wölfle mit ihren Tickets. Die 74-Jährige stellt sich um 5 Uhr in die Warteschla­ge – mit Erfolg.

Newspapers in German

Newspapers from Germany