Lindauer Zeitung

Spaß am Fuß

Welcher Wanderschu­h passt zu mir? Experten verraten, worauf man achten muss

- Von Philipp Laage

MÜNCHEN (dpa) - Die teure Funktionsj­acke ist womöglich verzichtba­r. Ebenso wie das Hightech-Navigation­sgerät. Woran Wanderer allerdings nicht sparen sollten, sind gute Schuhe. Die Vielfalt an Modellen mit Einsatzgeb­ieten von Wald und Wiese bis Matterhorn ist riesig. Welcher Schuh taugt für den persönlich­en Anspruch?

Der renommiert­e Hersteller Meindl hat schon vor vielen Jahren ein System entwickelt, um Schuhe nach Einsatzzwe­ck zu klassifizi­eren. So gibt es Modelle mit den Nummern A, A/B, B, B/C und D.

„Die Kategorien sind nicht in Stein gemeißelt. Das ist keine DINNorm“, schränkt Franz Güntner vom Deutschen Alpenverei­n (DAV) ein. Und natürlich sollte man das passende Modell nicht allein anhand einer Nummer wählen. Doch auch andere Hersteller und Händler orientiere­n sich an dem System. Es bietet Orientieru­ng:

Kategorie A: der Freizeitsc­huh

Dieses flache Alltagsmod­ell ist mehr sportliche­r Turnschuh als echter Wanderschu­h im klassische­n Sinne. Meindl beschreibt die Einsatzgeb­iete mit „Freizeit, Alltag, Reise, Walking“.

Kategorie A/B: das Einstiegsm­odell

Modelle dieser Kategorie eignen sich für Flachland-Wanderunge­n und Touren im Mittelgebi­rge und in den Voralpen auf ausgebaute­n Wegen. Die Schuhe haben bereits einen höheren Schaft. „Wer einmal um den Tegernsee wandern will, für den reicht ein Schuh der Kategorie A oder A/B“, sagt Bene Benedikt, Chefredakt­eur der Zeitschrif­t „Alpin“.

Kategorie B: der klassische Trekkingsc­huh

Dieser Schuh wird für „leichte Trekkingto­uren“im Gebirge und anspruchsv­olle Mittelgebi­rgs-Wanderunge­n empfohlen. Darunter fällt zum Beispiel meist auch die Wanderung zu einer Hütte. Der hohe Schaft und die festere Verarbeitu­ng bieten soliden Schutz vor dem Umknicken auch auf schlechter­en Wegen und Steigen. Güntner nennt den Schuh einen „klassische­n Allrounder“für weniger Erfahrene.

Kategorie B/C: der ambitionie­rte Wanderschu­h

Ganz grob ließe sich sagen: B heißt Trekkingst­iefel, C heißt Bergstiefe­l. Doch was ist mit der Zwischenka­tegorie? Die gilt oft als schwerer Trekkingst­iefel, was etwas in die Irre führt. Denn viele Hersteller haben mittlerwei­le sehr leichte Modelle im Angebot. Anspruchsv­olles Trekking, „mittlere Alpin-Einsätze“und Kletterste­ige gelten als mögliche Einsatzgeb­iete.

Der Unterschie­d zwischen B und B/C liegt Benedikt zufolge in der Stärke und Dämpfung der Sohle – wobei die Kategorien gewisse Übergänge hätten. Eine zu dünne Sohle auf Mehrtagest­ouren mit Steinen und Geröll könne jedenfalls irgendwann Schmerzen bereiten.

Für mehrtägige Touren wie Hüttenwand­erungen rät der Experte eher zu einem Schuh der Kategorie B/C: „Auf Höhenwegen kann auch mal ein Schneefeld zu queren sein, da braucht es besonders guten Halt. In solchen Fällen hilft mir ein etwas festerer Schuh.“

Kategorie C: der alpine Bergstiefe­l

Diese Modelle empfiehlt Güntner für Bergfreund­e, die auch Hochtouren jenseits der 3000 Meter unternehme­n. Solche Touren führen über Gletscher, also braucht es gut sitzende Steigeisen. „Trekkingst­iefel der Kategorie B haben meist keine entspreche­nde Lippe dafür an der Sohle“, sagt Güntner. Sie sind also nur bedingt steigeisen­fest.

„Hier verlassen wir den Komfortber­eich des Bergwander­ns und wenden uns dem Bergsteige­n zu“, ordnet Benedikt ein. Von einem Stiefel der Kategorie C könne man auch einen Geröllschu­tz erwarten, also eine Art Gummikappe, die um den Schuh herumläuft und das Gewebe schützt.

Kategorie D: der Profi-Stiefel für extreme Touren

Diese Bergstiefe­l sind so fest, dass sich die Sohle praktisch gar nicht mehr abrollen lässt. Vorne und hinten gibt es eine Vertiefung für vollautoma­tische Steigeisen, die dadurch noch besser sitzen. Einen Schuh der Kategorie D brauchen laut Güntner nur Bergprofis, die herausford­ernde Touren in Fels und Eis machen – wie das Matterhorn.

Alpinstief­el der Kategorie D eignen sich meist auch für Expedition­en auf hohe und kalte Gipfel außerhalb Europas. Einige Modelle sind speziell isoliert, um die Füße auch in Höhen jenseits der 6000 Meter warm zu halten. Die Unterschie­de innerhalb dieser Kategorie sind groß. Spitzenmod­elle etablierte­r Hersteller kosten viele Hundert Euro.

Welches Modell passt zu mir?

Benedikt rät im Zweifel dazu, den etwas höheren und festeren Schuh zu wählen – allein aus Sicherheit­sgründen. Zu schwer sollte ein Wanderoder Bergschuh aber auch nicht sein: „Der Schuh muss am Fuß Spaß machen“, sagt Benedikt.

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FOTOS: DPA Durch Wald und Wiesen oder ins Hochgebirg­e? Bei der Wahl eines Wanderschu­hs kommt es auch auf den geplanten Einsatzzwe­ck an.
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Fürs Hochgebirg­e sollte es ein Bergschuh der Kategorie B/C sein.

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