Ein Prädikat für gelebten Umweltschutz
Im Eistobel zwischen Maierhöfen und Grünenbach liegt das älteste Naturschutzgebiet im Landkreis Lindau
MAIERHÖFEN/GRÜNENBACH (olwi) - Susanne Kuffer vom Natura-2000Team der Regierung von Schwaben macht keinen Hehl daraus: „Die Bevölkerung weiß entweder nichts von Natura 2000 oder hat nur von möglichen Einschränkungen gehört.“Das soll sich ändern. Bundesweit gibt es seit Kurzem eine Öffentlichkeitskampagne, die mit Filmen, Plakaten, Veranstaltungen, Broschüren und nicht zuletzt mit Informationstafeln auf Natura-2000-Gebiete aufmerksam machen soll. Im Landkreis gehören dazu zwei Bereiche: das Rohrach mit den Scheidegger Wasserfällen und der Allgäuer Molassetobel mit dem Eistobel als touristisch erschlossenes Kerngebiet.
„Ganz meine Natur“ist das Motto der Kampagne, die verdeutlichen soll, dass die Natura-2000-Gebiete dazu ausgewiesen wurden, um die Natur auch und gerade für den Menschen zu erhalten. Das zeigt sich im Eistobel in besonderer Weise: Denn das in den meisten Bereichen sich selbst überlassene Gebiet lässt sich durchwandern. Der Mensch kann also das Zusammenspiel von Wasser, Pflanzen und Tieren erleben. Bereits 1970 wurde der Eistobel als Naturschutzgebiet ausgewiesen – und ist damit das älteste seiner Art im Landkreis, wie Markus Schweighöfer von der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt weiß. Heute ist das rund 70 Hektar große Gebiet Teil des Natura-2000-Bereiches „Allgäuer Molassetobel“, das 937 Hektar umfasst.
Für diesen Bereich erstellt die Regierung von Schwaben derzeit den Entwurf eines Managementplans. Er soll noch heuer vorgestellt und mit betroffenen Behörden und vor allem den Grundeigentümern diskutiert werden. Der Plan soll mögliche Maßnahmen auflisten, die zu einer weiteren Aufwertung des Gebietes führen könnten. „Das alles wird auf freiwilliger Basis erfolgen“, stellt Susanne Kuffer heraus.
Allerdings dürfen Grundeigentümer, die sich beispielsweise dem Vertragsnaturschutzprogramm anschließend mit Zuschüssen rechnen – wenn sie ihre Flächen bewusst nicht mehr bewirtschaften. Maierhöfens Bürgermeister Martin Schwarz ist diesen Weg gegangen: Er hat seine Waldflächen, die im Bereich des Eistobels liegen, in das Programm eingebracht und sich verpflichtet, auf Baumentnahmen in den nächsten zwölf Jahren zu verzichten.
So wichtig Schwarz und seinem Grünenbacher Amtskollegen Markus Eugler die Möglichkeit ist, dass Besucher den Eistobel als Naturschutzgebiet erleben können: Die Grenzen der Belastbarkeit sehen beide erreicht. Schwarz ist zugleich Vorsitzender der Fördergemeinschaft Eistobel, die sich unter anderem um die Wanderwege kümmert. 80 000 zahlende Besucher kamen allein im letzten Jahr. Bewusst mache die Fördergemeinschaft keine Werbung mehr, um weiter auf sich aufmerksam zu machen. Schon heute sei die Situation an manchem Sonntag „schwierig, denn da strömen die Massen“, so Schwarz.
Für ihn ist das neue Natura-2000Schild ein „Prädikat“, das ausdrücke, dass die Verantwortlichen seit Jahrzehnten richtig gehandelt und den Eistobel in seinem natürlichen Zustand erhalten haben. Genau das sei das Ziel der Natura-2000-Idee, so Susanne Kuffer.