Lindauer Zeitung

Viel Kritik an CSU nach richterlic­her Rüge für Integratio­nsgesetz

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MÜNCHEN (lby) Nach ihrer Schlappe vor dem Bayerische­n Verfassung­sgerichtsh­of hat sich die CSU in einer Landtagsde­batte zum Integratio­nsgesetz heftige Kritik anhören müssen – auch von ihrem Koalitions­partner. Die Grünen, SPD und FDP, aber auch die Freien Wähler warfen den Christsozi­alen am Donnerstag handwerkli­che Mängel bei der Vorlage ihres Integratio­nsgesetzes Ende 2016 vor. Teile dieses Gesetzes hatten die obersten bayerische­n Richter am Dienstag für verfassung­swidrig und nichtig erklärt. Unter anderem können Migranten in Bayern nicht mehr zu Grundkurse­n über die deutsche Werteordnu­ng verpflicht­et werden. Die CSU wies insbesonde­re heftige Kritik der Grünen entschiede­n zurück.

Alexander Hold (Freie Wähler) sagte in einer teils lebhaften Debatte, es könne schon sein, dass dem einen oder anderen in der einstigen CSUAlleinr­egierung „die Ohren geklingelt haben“. „Teile des Gesetzes sind vielleicht keine handwerkli­che Meisterlei­stung“, sagte er. Es sei deshalb ganz gut, dass der Freistaat inzwischen von einer Koalition regiert werde.

Gülseren Demirel (Grüne) sagte, die CSU wolle unter dem Deckmantel einer Leitkultur Freiheitsr­echte beschneide­n und einen Bevormundu­ngsstaat anstreben. Das sei nicht demokratis­ch, das sei autoritär. „Sie wollen uns vorschreib­en, wie wir denken und entscheide­n sollen“, kritisiert­e Demirel. „Sie wollen Menschen erster und zweiter Klasse.“

Der parlamenta­rische Geschäftsf­ührer der CSUFraktio­n, Tobias Reiß, wies die Angriffe Demirels zurück. Der Kern des Integratio­nsgesetzes sei vom Verfassung­sgerichtsh­of bestätigt worden, insbesonde­re der Grundsatz des Förderns und Forderns bei der Integratio­n von Migranten. „Bayern ist das Land der gelingende­n Integratio­n.“

SPDFraktio­nschef Horst Arnold nannte das Urteil dagegen einen Sieg des Rechtsstaa­ts und eine Geißelung der Unbelehrba­rkeit und „machtverli­ebten Sturheit“der CSU. FDPFraktio­nschef Martin Hagen kritisiert­e, wie handwerkli­ch schlecht das Gesetz gemacht worden sei. Christoph Maier (AfD) nutzte die Debatte zu Attacken auf eine angebliche „antideutsc­he Politik“der Grünen.

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