Gesucht: 30 000 Euro für einen Blocker
Nach dem 0:3 gegen Roeselare offenbart der VfB Friedrichshafen noch andere Probleme
FRIEDRICHSHAFEN Dieser letzte dritte Satz hatte mächtig Eindruck gemacht. Nicht nur die Spieler des VfB Friedrichshafen verließen nach dem 0:3 (23:25,21:25,15:25) im ersten Spiel der Champions League gegen Knack Roesalare mit hängenden Köpfen die ZFArena. Auf vielen Gesichtern der offiziell verkündeten 1200 Zuschauer machte sich eine gewisse Resignation breit. Dem 0:3 im DVVPokal gegen den ewigen Rivalen Berlin folgte am Mittwoch das 0:3 gegen Roeselare.
Dass der VfB in den ersten beiden Sätzen zeitweise durchaus überzeugt hatte? Kein Thema mehr. Zu desolat war der VfB im Schlussabschnitt aufgetreten, zu sehr hatte man sich auseinandernehmen lassen von einer Mannschaft, die in der Summe ihrer Einzelspieler nicht entscheidend besser war als der VfB, aber weit cleverer agiert hatte und stabiler gewesen war.
„Es ist eine Schande in der eigenen Halle gegen Knack Roeselare 0:3 zu verlieren. Wir haben eine Menge großer Probleme“, sagte Kapitän Nikla Gjorgjev und benannte eines davon sehr plakativ: „Wir haben heute einfach keine Eier gezeigt.“
Nur zwei Blocker im Kader
Doch Mut muss man sich erarbeiten, durch Siege oder zumindest durch Achtungserfolge in den Spielen, in denen es genau darauf ankommt. Gerade wenn, wie beim VfB Friedrichshafen, im Sommer ein neuer Trainer eine neue Mannschaft zusammengestellt hat, die hierarchischer aufgebaut ist und völlig anders spielen soll als ihre erfolgreichen Vorgänger. „Unterschiedsspieler“nennt Trainer Michael Warm seine Führungsspieler wie Nikola Gjorgjev und Nehemiah Mote.
Doch gerade in den Spielen, in der sich die Spreu vom Weizen trennt, machten die Unterschiedsspieler bisher nicht den Unterschied. Gegen Roeselare spielten weder Gjorgiev, noch Mote schlecht. Diagonalangreifer Gjorgiev machte mit 15 Punkten die meisten seiner Mannschaft, Mittelblocker Mote leistete sich nur zwei Fehler. Doch in den wirklich entscheidenden Momenten schlug Gjorgiev nicht so vehement auf wie gewohnt oder waren die Blockversuche des 2,03MeterMannes Mote vergebens.
Dazu kommt: Der VfB spielt seit nunmehr fünf Spielen mit immer den gleichen zwei Mittelblockern. Seit sich Jakob Günthör mit Schmerzen am Rücken herumplagt, kann Warm weder Mote, noch Brendan Schmidt Pausen gönnen. Und beide haben wegen diverser Turniere mit ihren
Nationalteams seit mehr als einem Jahr keinen Urlaub mehr gemacht. Nicht erst seit Günthörs Verletzung wünscht sich Warm einen weiteren Mittelblocker, seit dem Ausfall des gebürtigen Friedrichshafeners äußert er seinen Wunsch vehementer.
Der VfB würde seinem Trainer den Wunsch nach Verstärkung auch gerne erfüllen. Nur: Es mangelt am Geld. „Aus dem normalen Etat können wir keinen weiteren Spieler finanzieren. Wir brauchen 30 000 Euro“, sagte Wunibald Wösle am Mittwoch. Der VfBPräsident machte am Mittwoch nach dem 0:3 den geknicktesten Eindruck von allen. „Ich bin heute Abend im VIPRaum von Sponsor zu Sponsor gegangen und habe um Geld gebeten, aber bisher leider ohne Erfolg“, so Wösle. Und weiter: „Ich hätte nicht gedacht, dass es in einer Stadt wie Friedrichshafen so schwer ist, noch mal 30 000 Euro zu akquirieren.“Zwar stehen die beiden Hauptsponsoren ZF und Zeppelin weiter treu zum VolleyballRekordmeister, doch die Wand mit den Logos der weiteren Sponsoren in der Halle weist immer größere Weißflächen auf. Geschäftsführer Guido Heerstraß und seinen Mitarbeitern fällt es immer schwerer, die geschätzten 1,5 Millionen bis zwei Millionen Euro für den Gesamtetat zu erwirtschaften – während Meister und Erzrivale Berlin Jahr für Jahr seinen Etat erhöht.
Anspruchsvolles Programm bis Weihnachten
„Es ist auch für mich schwer zu akzeptieren, dass wir wohl unsere Ansprüche herunterschrauben müssen. Aber die Zeiten sind vorbei, als sich der VfB Friedrichshafen die absolute internationale Spitzenklasse leisten konnte“, sagte Wösle und beklagte auch sinkende Zuschauerzahlen. Bis Weihnachten, so hofft der Präsident, lässt sich doch noch ein Sponsor finden, der Michael Warm und der Mannschaft einen weiteren Unterschiedsspieler finanziert.
Doch bis dahin könnte es fast schon zu spät sein. Der Spielplan hat es in sich: Kommenden Dienstag steht für den VfB das erste ChampionsLeagueAuswärtsspiel in Novi Sad an, dann kommt wieder Berlin nach Friedrichshafen, ehe der VfB am 18. Dezember den polnischen Topclub Zaksa Kedzierzyn Kozle empfängt. Am 21.12. geht es noch nach Düren. Vier Niederlagen aus diesen Spielen – und die Stimmung könnte vollends kippen.
„Ich habe einen sehr guten Spieler an der Hand, der sich sofort ins Flugzeug setzen und kommen würde“, sagte Michael Warm abschließend.
Doch davor braucht der VfB: 30 000 Euro.