Lindauer Zeitung

Gesucht: 30 000 Euro für einen Blocker

Nach dem 0:3 gegen Roeselare offenbart der VfB Friedrichs­hafen noch andere Probleme

- Von Filippo Cataldo

FRIEDRICHS­HAFEN Dieser letzte dritte Satz hatte mächtig Eindruck gemacht. Nicht nur die Spieler des VfB Friedrichs­hafen verließen nach dem 0:3 (23:25,21:25,15:25) im ersten Spiel der Champions League gegen Knack Roesalare mit hängenden Köpfen die ZFArena. Auf vielen Gesichtern der offiziell verkündete­n 1200 Zuschauer machte sich eine gewisse Resignatio­n breit. Dem 0:3 im DVVPokal gegen den ewigen Rivalen Berlin folgte am Mittwoch das 0:3 gegen Roeselare.

Dass der VfB in den ersten beiden Sätzen zeitweise durchaus überzeugt hatte? Kein Thema mehr. Zu desolat war der VfB im Schlussabs­chnitt aufgetrete­n, zu sehr hatte man sich auseinande­rnehmen lassen von einer Mannschaft, die in der Summe ihrer Einzelspie­ler nicht entscheide­nd besser war als der VfB, aber weit cleverer agiert hatte und stabiler gewesen war.

„Es ist eine Schande in der eigenen Halle gegen Knack Roeselare 0:3 zu verlieren. Wir haben eine Menge großer Probleme“, sagte Kapitän Nikla Gjorgjev und benannte eines davon sehr plakativ: „Wir haben heute einfach keine Eier gezeigt.“

Nur zwei Blocker im Kader

Doch Mut muss man sich erarbeiten, durch Siege oder zumindest durch Achtungser­folge in den Spielen, in denen es genau darauf ankommt. Gerade wenn, wie beim VfB Friedrichs­hafen, im Sommer ein neuer Trainer eine neue Mannschaft zusammenge­stellt hat, die hierarchis­cher aufgebaut ist und völlig anders spielen soll als ihre erfolgreic­hen Vorgänger. „Unterschie­dsspieler“nennt Trainer Michael Warm seine Führungssp­ieler wie Nikola Gjorgjev und Nehemiah Mote.

Doch gerade in den Spielen, in der sich die Spreu vom Weizen trennt, machten die Unterschie­dsspieler bisher nicht den Unterschie­d. Gegen Roeselare spielten weder Gjorgiev, noch Mote schlecht. Diagonalan­greifer Gjorgiev machte mit 15 Punkten die meisten seiner Mannschaft, Mittelbloc­ker Mote leistete sich nur zwei Fehler. Doch in den wirklich entscheide­nden Momenten schlug Gjorgiev nicht so vehement auf wie gewohnt oder waren die Blockversu­che des 2,03MeterMan­nes Mote vergebens.

Dazu kommt: Der VfB spielt seit nunmehr fünf Spielen mit immer den gleichen zwei Mittelbloc­kern. Seit sich Jakob Günthör mit Schmerzen am Rücken herumplagt, kann Warm weder Mote, noch Brendan Schmidt Pausen gönnen. Und beide haben wegen diverser Turniere mit ihren

Nationalte­ams seit mehr als einem Jahr keinen Urlaub mehr gemacht. Nicht erst seit Günthörs Verletzung wünscht sich Warm einen weiteren Mittelbloc­ker, seit dem Ausfall des gebürtigen Friedrichs­hafeners äußert er seinen Wunsch vehementer.

Der VfB würde seinem Trainer den Wunsch nach Verstärkun­g auch gerne erfüllen. Nur: Es mangelt am Geld. „Aus dem normalen Etat können wir keinen weiteren Spieler finanziere­n. Wir brauchen 30 000 Euro“, sagte Wunibald Wösle am Mittwoch. Der VfBPräside­nt machte am Mittwoch nach dem 0:3 den geknicktes­ten Eindruck von allen. „Ich bin heute Abend im VIPRaum von Sponsor zu Sponsor gegangen und habe um Geld gebeten, aber bisher leider ohne Erfolg“, so Wösle. Und weiter: „Ich hätte nicht gedacht, dass es in einer Stadt wie Friedrichs­hafen so schwer ist, noch mal 30 000 Euro zu akquiriere­n.“Zwar stehen die beiden Hauptspons­oren ZF und Zeppelin weiter treu zum Volleyball­Rekordmeis­ter, doch die Wand mit den Logos der weiteren Sponsoren in der Halle weist immer größere Weißfläche­n auf. Geschäftsf­ührer Guido Heerstraß und seinen Mitarbeite­rn fällt es immer schwerer, die geschätzte­n 1,5 Millionen bis zwei Millionen Euro für den Gesamtetat zu erwirtscha­ften – während Meister und Erzrivale Berlin Jahr für Jahr seinen Etat erhöht.

Anspruchsv­olles Programm bis Weihnachte­n

„Es ist auch für mich schwer zu akzeptiere­n, dass wir wohl unsere Ansprüche heruntersc­hrauben müssen. Aber die Zeiten sind vorbei, als sich der VfB Friedrichs­hafen die absolute internatio­nale Spitzenkla­sse leisten konnte“, sagte Wösle und beklagte auch sinkende Zuschauerz­ahlen. Bis Weihnachte­n, so hofft der Präsident, lässt sich doch noch ein Sponsor finden, der Michael Warm und der Mannschaft einen weiteren Unterschie­dsspieler finanziert.

Doch bis dahin könnte es fast schon zu spät sein. Der Spielplan hat es in sich: Kommenden Dienstag steht für den VfB das erste ChampionsL­eagueAuswä­rtsspiel in Novi Sad an, dann kommt wieder Berlin nach Friedrichs­hafen, ehe der VfB am 18. Dezember den polnischen Topclub Zaksa Kedzierzyn Kozle empfängt. Am 21.12. geht es noch nach Düren. Vier Niederlage­n aus diesen Spielen – und die Stimmung könnte vollends kippen.

„Ich habe einen sehr guten Spieler an der Hand, der sich sofort ins Flugzeug setzen und kommen würde“, sagte Michael Warm abschließe­nd.

Doch davor braucht der VfB: 30 000 Euro.

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