Lindauer Zeitung

Der Videobewei­s – ein Fall fürs Gericht

Richter rät: Vom überholten Regelverst­ändnis lösen

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FRANKFURT (dpa) Der verflixte Videobewei­s hat erstmals auch das DFBSportge­richt ins Schwitzen gebracht. Das Gremium um den Vorsitzend­en Richter Hans E. Lorenz lehnte am Donnerstag den Einspruch des SV Wehen Wiesbaden gegen die Wertung der 0:1Niederlag­e bei Dynamo Dresden ab. In der ZweitligaP­artie am 8. November hatte der Schiedsric­hter nach Abstimmung mit dem Videokelle­r in Köln ein vermeintli­ches Tor des Aufsteiger­s nicht anerkannt. Die zweieinhal­bstündige Verhandlun­g in Frankfurt spiegelte die Dauerdebat­te um den VideoAssis­tenten (VAR) wider, die Woche für Woche im Profifußba­ll aufflammt.

„Das Urteil ist möglicherw­eise nicht ganz leicht zu vermitteln. Wir können in diesem Fall dem Schiedsric­hter aber keinen Regelverst­oß nachweisen und dem VideoAssis­tenten keinen Fehler“, sagte Lorenz und machte deutlich, dass sich alle Beteiligte­n im Fußball mit dem technische­n Hilfsmitte­l anfreunden müssten: „Wir sind alle noch ein bisschen gefangen in unserem tradierten, überholten Regelverst­ändnis. Wir müssen uns davon lösen.“

Der DFBRegelex­perte, langjährig­e Lehrwart und frühere Bundesliga­Referee Lutz Wagner räumte ein, dass die Umsetzung eine Dauerbaust­elle bleibe: „Im Moment stoßen wir an Grenzen. Glücklich mit der Situation kann keiner sein, der am Fußball beteiligt ist.“

Wiesbaden hatte gefordert, das Spiel zu wiederhole­n. Der Aufsteiger war durch Manuel Schäffler (26.) vermeintli­ch in Führung gegangen. Doch weil der Ball bei einem DynamoAngr­iff zuvor auf der anderen Seite des Platzes im Toraus war, gab Schiedsric­hter Martin Petersen aus Stuttgart den Treffer nach einem Hinweis des VideoAssis­tenten und Ansicht der TVBilder nicht. Stattdesse­n wurde die Partie mit Abstoß für Wiesbaden fortgesetz­t.

„Die Tätigkeit des VideoAssis­tenten kann, wird und darf nicht dazu führen, dass Spielwertu­ngen annulliert werden“, mahnte Lorenz. „Der VideoAssis­tent soll das Fußballspi­el gerechter machen, nicht das System destabilis­ieren.“

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FOTO: DPA Handelte in Dresden richtig: Referee Martin Petersen.

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