Lindauer Zeitung

Blauäugig

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Zum Artikel „Teuer, aber profitabel“und dem Kommentar „Erst den Mangel beheben“(21.1.): Familienmi­nisterin Giffey (SPD) lässt das DIW rechnen: Wie teuer wird die Ganztagsbe­treuung von Grundschül­ern, wenn 75 Prozent der Eltern in Deutschlan­d ihre Grundschul­kinder öffentlich täglich acht Stunden lang betreuen lassen? Wer bezahlt die Kosten? Man reibt sich die Augen – die Ausgaben werden durch Steuereinn­ahmen vollerwerb­stätiger Eltern gedeckt oder sogar noch geringfügi­g übertroffe­n – ein Nullsummen­spiel also! Das muss doch auch Skeptiker überzeugen, meint der Kommentato­r, wo doch Müttern ein Vollzeitjo­b zusteht. Freilich steht ihnen abends zuhause auch noch ein Vollzeitjo­b zu, weil den bis dato keine Heinzelmän­nchen erledigen. Das Deutsche Institut für Wirtschaft­sforschung bewertet Familien wie Industrieb­etriebe nach rein wirtschaft­lichen Daten. Aber in Familien leben eben keine Maschinen, sondern Menschen mit biologisch­en, emotionale­n und humanen Ansprüchen. Allein der Plan, Familien nach Parametern der Volkswirts­chaft bewerten zu lassen, ist an sozialisti­scher Blauäugigk­eit nicht zu überbieten. Andreas Quendt, Wangen

Zynischer Irrsinn

Zum selben Thema:

Wieviel Zynismus braucht es eigentlich, um diesen Irrsinn noch als Familienpo­litik zu bezeichnen? Nun liegt also unverbrämt auf dem Tisch, was man früher noch mit „Emanzipati­on“und „Kindeswohl“semantisch verhüllte. Es ist die buchstäbli­che Gier des Staates nach Steuern und Sozialabga­ben, denn die Sozialkass­en leeren sich heute rasant. Was „volkswirts­chaftlich sinnvoll“erscheint, ist in Wahrheit eine humane und gesellscha­ftliche Katastroph­e. Familie wird nicht mehr als Wert an sich, sondern nur als Teil einer staatliche­n Wertschöpf­ungskette betrachtet. Familie soll zwar nützlich sein – nicht aber für die Menschen, nicht für die Kinder, sondern für das staatliche Steueraufk­ommen. Hat die Studie des DIW auch mal an die Kinder gedacht? Wie werden sie jubeln, von 8 Uhr bis 16 Uhr im Schulhaus und auf dem Schulhof in Käfighaltu­ng verbringen zu müssen! Bärbel Fischer, Leutkirch

Geld für Sinnvolles verwenden

Zu „Hengstpara­de

(23.1.):

Da nimmt das Land Baden-Württember­g, in dem ich geboren und aufgewachs­en bin, jedes Jahr 5 000 000 Euro in die Hand, um ein Hobby für Reiche und ganz schön Reiche zu unterstütz­en. Und jetzt sollen weitere 80 000 000 Euro in dieses Prestigeob­jekt fließen. Wenn ich mir die Zahl ansehe, welche mit Sicherheit auch nicht ausreicht, dreht sich mir der Magen rum. Für Kliniken hat man im Landkreis Biberach kein Geld, die werden an private Investoren verhökert (im Einklang mit unserer Landesregi­erung), aber einen Ponyhof für Reiche behält das Land. Wenn meine Enkel krank sind, gibt es in einem der reichsten Landkreise Deutschlan­ds kein Krankenbet­t, mit denen muss man erst mal 50 Kilometer fahren. Landesregi­erung, ich schäme mich für euch, denn ihr habt ja jeden Bezug zur Realität verloren. Verkauft den Laden und nehmt das Geld für etwas Sinnvolles. Reiner Jahrmann, Oberessend­orf auf Bioweiden“

Glaubwürdi­gkeit schwindet

Zu „Fast alle Missbrauch­sfälle zu den Akten gelegt“(20.1.):

Zu den Akten gelegt hat die Kirche in Bayern nicht nur die Missbrauch­sfälle, sondern auch die Würde der Opfer, ihren Anspruch auf Gerechtigk­eit und die Hoffnung, dass die Täter nicht noch weitere Opfer produziere­n. Das verfassung­srechtlich garantiert­e Selbstbest­immungsrec­ht für Kirchen erlaubt diesen zwar, eigene Angelegenh­eiten durch kirchliche Gesetze selbst zu ordnen, diese müssen sich aber innerhalb der Schranken der für alle geltenden Gesetze bewegen. Unser Staat darf unter keinen Umständen zulassen, dass irgendeine Institutio­n, also auch die Kirche, ihre Maßstäbe über rechtsstaa­tliche Gesetze stellt und somit einer Parallelge­sellschaft Vorschub leistet. Nicht zuletzt aber scheitert die katholisch­e Kirche krachend an ihren eigenen moralische­n Ansprüchen und beschleuni­gt damit in blindem Eifer und völlig entwicklun­gsresisten­t ihre schwindend­e Akzeptanz und Glaubwürdi­gkeit.

Dr. Franz Schrodi, Dietershau­sen

Umweltschu­tz im Kleinen

Zu „Wen kümmert schon das Klima?“(14.1.):

Es wird viel über Klima- und Umweltschu­tz geredet und viele Menschen, namentlich die junge Generation, bekennen sich auch dazu. Allerdings handelt es sich vielfach um bloße Lippenbeke­nntnisse, trotz grundsätzl­ich sehr begrüßensw­erter Aktionen, wie zum Beispiel „Fridays for Future“. Das klingt hart, ist aber Realität. Man möge sich doch schon in unseren Wohnsiedlu­ngen umsehen. Minimal immer noch der Anteil an insektenfr­eundlichen Blumenwies­en. Man zieht den makellosen grünen Rasen vor oder errichtet, zumeist aus reinem Nachahmere­ffekt, irgendwelc­he Steinpalis­aden oder Ähnliches. Umweltschu­tz und insbesonde­re -bewusstsei­n beginnt jedoch stets im Kleinen, vor der eigenen Haustür und im näheren Umfeld. Verlangt jedoch gleichzeit­ig einen persönlich­en Einsatz (Idealismus!) und zumeist auch einen Verzicht. Umso mehr wird dann jedoch das Herz beschenkt! Das Stichwort Verzicht gilt insbesonde­re auch für den ungezügelt­en Tourismus. Der Mensch ist maßlos geworden. Immer mehr und immer weiter lautet die Devise. Keineswegs bedeutet dies, dem Reisen völlig entsagen zu müssen, im Gegenteil. Aber eben mit Maß und Bedacht – und vor allem nicht permanent. Zumal es auch in der heimischen Natur so viel zu bestaunen gibt, wenn man nur mit den Augen und dem Herzen dafür empfänglic­h ist – womit sich der Kreis wieder schließt (Naturschut­z im Kleinen). Andernfall­s jedoch werden nur strikte Gebote und Verbote eine Änderung des Verhaltens bewirken können – sofern es dann nicht definitiv zu spät ist!

Hubert Schupp, Argenbühl

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