Zwei Schritte weiter
EU und USA stimmen Wabco-Übernahme durch ZF zu
- Der Automobilzulieferer ZF aus Friedrichshafen ist bei der Übernahme des belgisch-amerikanischen Bremsenherstellers Wabco zwei entscheidende Schritte weiter. Nach der EU-Kommission haben in der Nacht zu Freitag auch die USWettbewerbsbehörden den milliardenschweren Kauf genehmigt. „Wir erwarten den Abschluss der Akquisition in den ersten Monaten dieses Jahres. Wir bitten um Verständnis, dass wir Details und Einzelaspekte nicht kommentieren“, sagte ein Sprecher auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“. Die Zurückhaltung des Unternehmens gründet sich auf die Tatsache, dass das der Kauf erst abgeschlossen werden kann, wenn alle Wettbewerbsbehörden zugestimmt haben, aber unter anderem steht die Zustimmung aus China noch aus. Im Sommer hatte sich ZF-Finanzchef Konstantin Sauer aber zuversichtlich gezeigt, dass sein Unternehmen die Freigabe ohne wesentliche Beschränkungen erhalten werde.
Das Unternehmen vom Bodensee hatte den Plan zur Übernahme des Bremsenspezialisten für rund sieben Milliarden US-Dollar (6,3 Milliarden Euro) im März vergangenen Jahres öffentlich gemacht. Zur Finanzierung des Wabco-Kaufs hatte ZF zum einen im Oktober Schuldscheindarlehen in Höhe von 2,1 Milliarden Euro und zum anderen Euro-Anleihen im Gesamtvolumen von 2,7 Milliarden Euro platziert. Beide Emissionen hatte Sauer als „großen Erfolg“bezeichnet. Mit dem Darlehen und den Anleihen hat ZF einen Überbrückungskredit abgelöst, den die amerikanische Investmentbank J. P. Morgan zu Verfügung gestellt hatte.
Im Sommer hatte Finanzchef Sauer im Interview mit der „Börsen-Zeitung“erklärt, die Verschuldung sehr schnell abbauen zu wollen. „Wabco ist eine ertragsstarke Firma. Wir gehen davon aus, dass wir zügig entschulden können.“Die Frage, ob ZF angesichts der konjunkturellen Eintrübung in der Automobilbranche in den vergangenen Monaten an dieser Einschätzung festhält, wollte das Unternehmen nicht beantworten.
Mit der Übernahme von Wabco will sich der Traditionskonzern vom Bodensee auch bei Nutzfahrzeugen zum kompletten Systemanbieter entwickeln: Ziel von ZF ist es, nicht nur bei Autos, sondern auch bei Lastwagen den gesamten Antriebsstrang vom Fahrgestell über Bremsen und Lenkung bis zum Getriebe anzubieten und ihn mit Sensorik und Fahrzeugcomputern zu kombinieren. „Wir sind überzeugt, dass sich das autonome Fahren zuerst bei den Nutzfahrzeugen – und zwar auf Fabrikhöfen, auf Flughäfen, an Logistikstandorten oder in der Landwirtschaft durchsetzt“, hatte ZF-Chef Wolf-Henning Scheider die Übernahmen im Frühjahr begründet. „Indem wir uns in diesem Bereich zum Systemanbieter weiterentwickeln, verbessern wir auch unsere Voraussetzungen im Autobereich.“