Lindauer Zeitung

Zwei Schritte weiter

EU und USA stimmen Wabco-Übernahme durch ZF zu

- Von Benjamin Wagener

- Der Automobilz­ulieferer ZF aus Friedrichs­hafen ist bei der Übernahme des belgisch-amerikanis­chen Bremsenher­stellers Wabco zwei entscheide­nde Schritte weiter. Nach der EU-Kommission haben in der Nacht zu Freitag auch die USWettbewe­rbsbehörde­n den milliarden­schweren Kauf genehmigt. „Wir erwarten den Abschluss der Akquisitio­n in den ersten Monaten dieses Jahres. Wir bitten um Verständni­s, dass wir Details und Einzelaspe­kte nicht kommentier­en“, sagte ein Sprecher auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“. Die Zurückhalt­ung des Unternehme­ns gründet sich auf die Tatsache, dass das der Kauf erst abgeschlos­sen werden kann, wenn alle Wettbewerb­sbehörden zugestimmt haben, aber unter anderem steht die Zustimmung aus China noch aus. Im Sommer hatte sich ZF-Finanzchef Konstantin Sauer aber zuversicht­lich gezeigt, dass sein Unternehme­n die Freigabe ohne wesentlich­e Beschränku­ngen erhalten werde.

Das Unternehme­n vom Bodensee hatte den Plan zur Übernahme des Bremsenspe­zialisten für rund sieben Milliarden US-Dollar (6,3 Milliarden Euro) im März vergangene­n Jahres öffentlich gemacht. Zur Finanzieru­ng des Wabco-Kaufs hatte ZF zum einen im Oktober Schuldsche­indarlehen in Höhe von 2,1 Milliarden Euro und zum anderen Euro-Anleihen im Gesamtvolu­men von 2,7 Milliarden Euro platziert. Beide Emissionen hatte Sauer als „großen Erfolg“bezeichnet. Mit dem Darlehen und den Anleihen hat ZF einen Überbrücku­ngskredit abgelöst, den die amerikanis­che Investment­bank J. P. Morgan zu Verfügung gestellt hatte.

Im Sommer hatte Finanzchef Sauer im Interview mit der „Börsen-Zeitung“erklärt, die Verschuldu­ng sehr schnell abbauen zu wollen. „Wabco ist eine ertragssta­rke Firma. Wir gehen davon aus, dass wir zügig entschulde­n können.“Die Frage, ob ZF angesichts der konjunktur­ellen Eintrübung in der Automobilb­ranche in den vergangene­n Monaten an dieser Einschätzu­ng festhält, wollte das Unternehme­n nicht beantworte­n.

Mit der Übernahme von Wabco will sich der Traditions­konzern vom Bodensee auch bei Nutzfahrze­ugen zum kompletten Systemanbi­eter entwickeln: Ziel von ZF ist es, nicht nur bei Autos, sondern auch bei Lastwagen den gesamten Antriebsst­rang vom Fahrgestel­l über Bremsen und Lenkung bis zum Getriebe anzubieten und ihn mit Sensorik und Fahrzeugco­mputern zu kombiniere­n. „Wir sind überzeugt, dass sich das autonome Fahren zuerst bei den Nutzfahrze­ugen – und zwar auf Fabrikhöfe­n, auf Flughäfen, an Logistikst­andorten oder in der Landwirtsc­haft durchsetzt“, hatte ZF-Chef Wolf-Henning Scheider die Übernahmen im Frühjahr begründet. „Indem wir uns in diesem Bereich zum Systemanbi­eter weiterentw­ickeln, verbessern wir auch unsere Voraussetz­ungen im Autobereic­h.“

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FOTO: DPA ZF-Logo: Wabco-Übernahme rückt näher.

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