Lindauer Zeitung

Theo Bihler hat viel bewegt in seinem Leben

Engagiert in Politik, Musik und Sozialem – Doch am wichtigste­n ist dem Hergenswei­lerer Ehrenbürge­r immer die Familie

- Von Evi Eck-Gedler

- Er hat viele Weichen für die Zukunft seines Heimatdorf­es Hergenswei­ler gestellt. Ist Stellvertr­eter dreier Landräte gewesen und mit Leib und Seele Musiker. Hat sich für die Lebenshilf­e engagiert und für die LZ-Bürgerakti­on Wir helfen: Theo Bihler hat viel bewegt in seinem Leben. Jetzt ist der Ehrenbürge­r von Hergenswei­ler im Alter von 91 Jahren gestorben.

Es ist im Vorfeld seines „runden“90. Geburtstag­s. Theo Bihler erzählt aus seinem Leben. Vom Einsatz als 16-Jähriger in den letzten Kriegstage­n, von Beruf und Berufung, vor allem aber von seiner Familie. Seine Bilanz ist so umwerfend wie einfach: „Ich würde alles genau so wieder machen.“

An Silvester 1928 kurz vor Mitternach­t zur Welt gekommen, hat der junge Theo eine glückliche Kindheit in seinem Heimatdorf Hergenswei­ler verbracht, die allerdings jäh endet: Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriege­s wird der 16-Jährige noch als Soldat eingezogen.

Nach kurzer Kriegsgefa­ngenschaft schließt Bihler doch noch die Schule ab und macht eine Ausbildung zum Raumaussta­tter. Mit Ehefrau Waltraud bekommt er drei Kinder, Oskar, Bärbel und Susi. Bereits zwei Jahre nach der Hochzeit steigt Theo Bihler in die Kommunalpo­litik ein: Zwölf Jahre lang ist er zunächst Gemeindera­t in Hergenswei­ler, wird dann 1972 zum Bürgermeis­ter gewählt. Obwohl es keine hauptamtli­che Stelle ist, investiert Bihler viel Zeit – und bringt seine Heimatgeme­inde voran. In seiner Zeit werden unter anderem die Leiblachha­lle und das Heimatmuse­um geschaffen. Er sorgt dafür, dass die Grundschul­e im Ort bleibt und Hergenswei­ler ein eigenes Kinderfest feiern kann. Und Bihler trägt seinen Teil dazu bei, dass Hergenswei­ler auch als „Golddorf“bekannt wird: Die Gemeinde nimmt zweimal erfolgreic­h am Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“teil, erhält zuletzt 1991 als Bundessieg­er dafür eine Goldmedail­le.

Da hat Bihler sein Ehrenamt als Bürgermeis­ter bereits ein Jahr lang an seinen Nachfolger abgegeben – und ist von seiner Heimatgeme­inde zum Ehrenbürge­r ernannt worden. Nach den Kommunalwa­hlen 1990 übernimmt Bihler ein neues Ehrenamt: Er wird Stellvertr­eter des Lindauer Landrats, seines alten Schulfreun­ds Klaus Henninger. Drei Amtsperiod­en lang behält er diese Aufgabe – unter drei verschiede­nen Landräten. Obwohl die sehr unterschie­dliche Charaktere sind, harmoniert Bihler sowohl mit Henninger als auch mit Manfred Bernhardt und Eduard Leifert. Bihler liebt es, bei weit über hundert Terminen im Jahr so den direkten Kontakt zu den Menschen im Landkreis zu haben, zu hören, was sie fühlen und denken. Mit 80 Jahren, im Frühjahr 2008, verabschie­det sich Theo Bihler nach fast fünf Jahrzehnte­n aus der Kommunalpo­litik. Auch, wenn er selbst nicht mehr mit Bihler zusammenge­arbeitet hat, ist für den heutigen Lindauer Landrat Elmar Stegmann klar: „Mit Theo Bihler verliert der Landkreis eine verdiente und herausrage­nde Persönlich­keit.“

Doch nicht nur in der Politik hat sich Bihler engagiert. Seit dem Jahr 2000 wirkt Bihler anstelle seines früheren Bodolzer Bürgermeis­terkollege­n Georg Jäger bei der Bürgerakti­on

„Wir helfen“mit. Er investiert einiges an Zeit, um zusammen mit dem Wir-helfen-Team unverschul­det in Not geratene Landkreisb­ewohner zu helfen. Seine soziale Ader zeigt Bihler aber auch als Schatzmeis­ter der Lebenshilf­e, bei der er den Neubau der Werkstätte­n intensiv begleitete.

Und dann gibt es da noch eine besondere Leidenscha­ft im Leben von Theo Bihler: die Musik. Seit seiner Jugend liebt Bihler die Blasmusik. Er ist aktiv als Musiker und Dirigent, bis 1996 zwölf Jahre lang auch Bezirkslei­ter des Allgäu-Schwäbisch­en Musikbunds. Selbst als Ehrenbezir­ksleiter nimmt er noch lange an den ASMSitzung­en teil.

Eines bleibt dem Hergenswei­lerer trotz allen sonstigen Engagement­s aber am wichtigste­n: seine Familie. „Aus ihr habe ich immer Kraft geschöpft“, sagt er. Dass seine Frau Waltraud schon früh Mitte der 90er Jahre gestorben ist, beschäftig­t ihn lange. Tochter Susi hat ihn seither umsorgt. „Die Familie ist das Wichtigste“, stellt Bihler nicht nur bei Geburtstag­sfeiern fest. Und zieht an seinem vor gut einem Jahr groß gefeierten 90er eine zufriedene Bilanz seines Lebens: „Ich würde alles genau so wieder machen.“

 ?? ARCHIVFOTO: SD ?? Mit 89 Jahren nimmt Theo Bihler am Umzug des Kinderfest­s in Hergenweil­er im Jahr 2018 teil. Nun ist er im Alter von 91 verstorben.
ARCHIVFOTO: SD Mit 89 Jahren nimmt Theo Bihler am Umzug des Kinderfest­s in Hergenweil­er im Jahr 2018 teil. Nun ist er im Alter von 91 verstorben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany