Wird das Allgäu zur Wasserstoff-Forschungsregion?
Bundesminister in der Hochschule Kempten: Neue Antriebstechniken für Straße und Schiene ausprobieren
(mun/dam) - Eine „nationale Wasserstoffstrategie“haben Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) und Wissenschaftsministerin Anja Karliczek (CDU) bei einem Fachgespräch in der Kemptener Hochschule angekündigt. Das Projekt müsse aber noch durchs Kabinett, sagte die Ministerin.
Produziert werden könnte der Wasserstoff unter anderem am Klärwerk in Lauben nördlich von Kempten, beim Zweckverband für Abfallwirtschaft in Kempten (ZAK) oder auch in Wasserkraftwerken. Denn in diesen Anlagen fällt häufig nicht benötigter „grüner Strom“an, der für die Produktion von Wasserstoff genutzt werden kann. Dieser ist wiederum der Treibstoff für die Brennstoffzellentechnik. „Wir können vom Bund jede Unterstützung brauchen“, sagte bei dem Expertengespräch die Ostallgäuer Landrätin Maria Rita Zinnecker. Der Raum Ostallgäu/ Kaufbeuren ist eine von neun Modellregionen in ganz Deutschland, die das Bundesverkehrsministerium für das Projekt „HyStarter“ausgewählt hat. Noch in diesem Frühjahr wird laut Zinnecker „eine Potenzialanalyse für das Ostallgäu durchgeführt“. Als wichtiger Partner für die Umsetzung der Nutzung von Wasserstoff als Antrieb auf Straße und Schiene steht die Hochschule Kempten bereit. Beispielsweise mit dem interdisziplinären Forschungsschwerpunkt „Energiesysteme und Energietechnik“, sagte Hochschulpräsident Professor Wolfgang Hauke. „Grüner Wasserstoff wird das
Erdöl von morgen sein“, sagte Ministerin Karliczek. Sie ist überzeugt, dass mit der Wasserstofftechnologie in Deutschland eine halbe Million neuer Arbeitsplätze geschaffen werden können. Wichtig sei eine „Umsetzungsstrategie“. Und genau da gibt es Schwierigkeiten: Beispielsweise sind die Bahnstrecken in der Region über viele Jahre hinweg vertraglich an Verkehrsträger wie DB Regio oder Bayerische Regionalbahn vergeben. In den Verträgen festgeschrieben ist unter anderem auch die Antriebstechnik. Bis auf die demnächst elektrifizierte Strecke München-Lindau sind die Züge im „Dieselloch Allgäu“nach wie vor unterwegs. Müller: „Wir müssen die Bahn dazu zwingen, umzurüsten.“
Und wenn das nicht gelingt, gibt es auch noch andere Bereiche, in denen auf Wasserstoff und Brennstoffzellentechnik umgestellt werden könnte: So sind denn auch Speditionen und Bauunternehmen im Oberund Ostallgäu an den WasserstoffForschungsprojekten interessiert. Doch es gibt ein Problem, das KarlHeinz Lumer vom ZAK in der Diskussion ansprach: „Es nützt nichts, Wasserstoff nur zu erzeugen, man braucht jemand, der ihn verbraucht.“So seien beispielsweise europäische Unternehmen (noch) nicht in der Lage, wasserstoffbetriebene Fahrzeuge herzustellen. Die seien derzeit nur auf dem asiatischen Markt zu haben.
Eine Tatsache, die die Ministerin zu der Erkenntnis brachte, es bedürfe eines „klaren Signals in die Wirtschaft hinein“.