Kundalini, Ashtanga, Hatha: Welcher Stil passt zu mir?
Wer Yoga lernen möchte, kann unter verschiedenen Formen wählen – Wichtiger ist es aber, sich qualifizierte Lehrer zu suchen
Welche Yogastile gibt es? Wie finde ich einen guten Yogalehrer? Und was macht welchen Stil aus? Yoga-Einsteiger sehen sich mit vielen Fragen konfrontiert. Jessica Fink ist Yogalehrerin und Sprecherin des Berufsverbands der Yogalehrenden in Deutschland
(BDY). Sie rät: „Einsteiger sollten sich vorher klar machen, warum sie überhaupt Yoga machen wollen: Soll es mich körperlich fordern? Will ich mich mit meinem Atem beschäftigen? Soll es spirituell sein?“Jeder Stil habe nämlich einen anderen Schwerpunkt. „Der eine Stil ist meditativer, der andere sportlicher. Es gibt Yoga-Arten, in denen überlieferte Reihen geübt werden, und Arten, in denen die Übungsabfolgen vom Kursleiter selbst konzipiert werden.“Außerdem gebe es Unterschiede in der Ausführung der Bewegungen: Mal seien diese dynamisch-fließend, mal würden Positionen lange gehalten.
„Wer einen körperlich fordernden Stil sucht, der kann unter anderem Hatha-Yoha, Ashtanga-Yoga oder Iyengar-Yoga ausprobieren. Raja-Yoga und Jnana-Yoga dagegen sind zum Beispiel eher meditativ ausgerichtet“, sagt Hedwig Gupta, Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Yogatherapie (DeGYT). Aber warum gibt es überhaupt so viele unterschiedliche Stile? Die meisten Varianten im Westen haben sich aus dem Hatha-Yoga entwickelt, erklärt Jessica Fink. Jedoch unterrichte jeder Lehrer anders.
Wer mit dem Yoga beginnt, sollte sich davon aber nicht abschrecken lassen. „Für YogaNeulinge ist erst einmal der Stil gar nicht so entscheidend. Wichtiger ist, dass sie den Yoga-Lehrer sympathisch finden und sich bei den Übungen wohlfühlen“, sagt Fink. Und auch das Umfeld inklusive der anderen Yogaschüler spiele eine große Rolle, sagt Hedwig Gupta.
Von DVDs, Büchern oder YouTube-Videos als Einstieg rät Gupta ab. „Eine der wichtigsten Aufgaben des Yogalehrers ist es, Fehlhaltungen zu korrigieren und Verletzungen zu vermeiden. Das geht nur persönlich.“Für erfahrenere Schüler, die bereits zu Hause üben und auf der Suche nach neuen Übungen sind,
Yoga darf nicht zur Gymnastik degradiert werden.
Hedwig Gupta, Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Yogatherapie (DeGYT)
seien die Bücher und Videos dagegen eine gute Sache. Aber wie finden Einsteiger einen guten Yogalehrer? Die Berufsbezeichnung ist in Deutschland nicht geschützt. „Daher ist die Qualität des Unterrichts sehr unterschiedlich“, sagt Fink.
Einsteiger können auf Zertifikate der Berufsverbände zu achten. Der BDY setzt beispielsweise mindestens 500 Unterrichtseinheiten in einem Ausbildungszeitraum von mindestens zwei Jahren voraus. „Ein guter Yogalehrer sollte seine Schüler respektieren, sie fordern, aber nicht überfordern und in ihrer Entwicklung begleiten“, sagt Fink. „Bei Vorerkrankungen ist es zudem ein gutes Zeichen, wenn der Yogalehrende einen medizinischen Hintergrund hat, zum Beispiel als Physiotherapeut“, sagt Holger Cramer. Er ist Forschungsleiter
an der Klinik für Naturheilkunde und Integrative Medizin der Kliniken Essen-Mitte.
Spiritualität sei kein Muss, sagt Cramer. „Es gibt Yogastile, die viel Wert auf Spiritualität legen und andere, die das nicht tun. Gerade in Fitness-Studios steht eher die körperliche Seite im Vordergrund. Für die gesundheitliche Wirkung des Yoga ist das erst einmal irrelevant.“Es gebe jedoch Studien, die zeigen, dass auch eine gewisse Spiritualität gut für die psychische Gesundheit sein kann. Damit sei keine Esoterik gemeint – sondern einfach die Frage oder Suche nach der Sinnhaftigkeit des eigenen Handelns. Ursprünglich sei Yoga sehr spirituell und eng mit indischen Ritualen verbunden, sagt Fink. In Europa oder den USA werden die körperlichen Übungen davon teilweise isoliert. Mittlerweile werde dieses „westliche“Yoga aber auch wiederum in Indien praktiziert.
„Yoga darf nicht zur Gymnastik degradiert werden“, sagt Hedwig Gupta. Das bedeute jedoch nicht, dass die Spiritualität klar im Vordergrund stehen müsse. Der geistige Hintergrund des Yoga fließe oft automatisch in die körperlichen Übungen mit ein: „Wenn ein Übender zum Beispiel lernt, nur so weit in Dehnungen zu gehen, dass es nicht weh tut, dann lernt er automatisch das Prinzip des „Ahimsa“, also das Prinzip, nicht zu verletzen.“
Am besten vereinbaren Yoga-Einsteiger erst einmal eine Probestunde. Dann können sie den Lehrer, das Studio und den Stil unverbindlich kennenlernen, rät Hedwig Gupta. Entsprechende Angebote gebe es in den meisten Studios. „Am Ende können sie entscheiden, ob sie wiederkommen wollen.“