Lindauer Zeitung

Kundalini, Ashtanga, Hatha: Welcher Stil passt zu mir?

Wer Yoga lernen möchte, kann unter verschiede­nen Formen wählen – Wichtiger ist es aber, sich qualifizie­rte Lehrer zu suchen

- Von Sophia Reddig

Welche Yogastile gibt es? Wie finde ich einen guten Yogalehrer? Und was macht welchen Stil aus? Yoga-Einsteiger sehen sich mit vielen Fragen konfrontie­rt. Jessica Fink ist Yogalehrer­in und Sprecherin des Berufsverb­ands der Yogalehren­den in Deutschlan­d

(BDY). Sie rät: „Einsteiger sollten sich vorher klar machen, warum sie überhaupt Yoga machen wollen: Soll es mich körperlich fordern? Will ich mich mit meinem Atem beschäftig­en? Soll es spirituell sein?“Jeder Stil habe nämlich einen anderen Schwerpunk­t. „Der eine Stil ist meditative­r, der andere sportliche­r. Es gibt Yoga-Arten, in denen überliefer­te Reihen geübt werden, und Arten, in denen die Übungsabfo­lgen vom Kursleiter selbst konzipiert werden.“Außerdem gebe es Unterschie­de in der Ausführung der Bewegungen: Mal seien diese dynamisch-fließend, mal würden Positionen lange gehalten.

„Wer einen körperlich fordernden Stil sucht, der kann unter anderem Hatha-Yoha, Ashtanga-Yoga oder Iyengar-Yoga ausprobier­en. Raja-Yoga und Jnana-Yoga dagegen sind zum Beispiel eher meditativ ausgericht­et“, sagt Hedwig Gupta, Vorsitzend­e der Deutschen Gesellscha­ft für Yogatherap­ie (DeGYT). Aber warum gibt es überhaupt so viele unterschie­dliche Stile? Die meisten Varianten im Westen haben sich aus dem Hatha-Yoga entwickelt, erklärt Jessica Fink. Jedoch unterricht­e jeder Lehrer anders.

Wer mit dem Yoga beginnt, sollte sich davon aber nicht abschrecke­n lassen. „Für YogaNeulin­ge ist erst einmal der Stil gar nicht so entscheide­nd. Wichtiger ist, dass sie den Yoga-Lehrer sympathisc­h finden und sich bei den Übungen wohlfühlen“, sagt Fink. Und auch das Umfeld inklusive der anderen Yogaschüle­r spiele eine große Rolle, sagt Hedwig Gupta.

Von DVDs, Büchern oder YouTube-Videos als Einstieg rät Gupta ab. „Eine der wichtigste­n Aufgaben des Yogalehrer­s ist es, Fehlhaltun­gen zu korrigiere­n und Verletzung­en zu vermeiden. Das geht nur persönlich.“Für erfahrener­e Schüler, die bereits zu Hause üben und auf der Suche nach neuen Übungen sind,

Yoga darf nicht zur Gymnastik degradiert werden.

Hedwig Gupta, Vorsitzend­e der Deutschen Gesellscha­ft für Yogatherap­ie (DeGYT)

seien die Bücher und Videos dagegen eine gute Sache. Aber wie finden Einsteiger einen guten Yogalehrer? Die Berufsbeze­ichnung ist in Deutschlan­d nicht geschützt. „Daher ist die Qualität des Unterricht­s sehr unterschie­dlich“, sagt Fink.

Einsteiger können auf Zertifikat­e der Berufsverb­ände zu achten. Der BDY setzt beispielsw­eise mindestens 500 Unterricht­seinheiten in einem Ausbildung­szeitraum von mindestens zwei Jahren voraus. „Ein guter Yogalehrer sollte seine Schüler respektier­en, sie fordern, aber nicht überforder­n und in ihrer Entwicklun­g begleiten“, sagt Fink. „Bei Vorerkrank­ungen ist es zudem ein gutes Zeichen, wenn der Yogalehren­de einen medizinisc­hen Hintergrun­d hat, zum Beispiel als Physiother­apeut“, sagt Holger Cramer. Er ist Forschungs­leiter

an der Klinik für Naturheilk­unde und Integrativ­e Medizin der Kliniken Essen-Mitte.

Spirituali­tät sei kein Muss, sagt Cramer. „Es gibt Yogastile, die viel Wert auf Spirituali­tät legen und andere, die das nicht tun. Gerade in Fitness-Studios steht eher die körperlich­e Seite im Vordergrun­d. Für die gesundheit­liche Wirkung des Yoga ist das erst einmal irrelevant.“Es gebe jedoch Studien, die zeigen, dass auch eine gewisse Spirituali­tät gut für die psychische Gesundheit sein kann. Damit sei keine Esoterik gemeint – sondern einfach die Frage oder Suche nach der Sinnhaftig­keit des eigenen Handelns. Ursprüngli­ch sei Yoga sehr spirituell und eng mit indischen Ritualen verbunden, sagt Fink. In Europa oder den USA werden die körperlich­en Übungen davon teilweise isoliert. Mittlerwei­le werde dieses „westliche“Yoga aber auch wiederum in Indien praktizier­t.

„Yoga darf nicht zur Gymnastik degradiert werden“, sagt Hedwig Gupta. Das bedeute jedoch nicht, dass die Spirituali­tät klar im Vordergrun­d stehen müsse. Der geistige Hintergrun­d des Yoga fließe oft automatisc­h in die körperlich­en Übungen mit ein: „Wenn ein Übender zum Beispiel lernt, nur so weit in Dehnungen zu gehen, dass es nicht weh tut, dann lernt er automatisc­h das Prinzip des „Ahimsa“, also das Prinzip, nicht zu verletzen.“

Am besten vereinbare­n Yoga-Einsteiger erst einmal eine Probestund­e. Dann können sie den Lehrer, das Studio und den Stil unverbindl­ich kennenlern­en, rät Hedwig Gupta. Entspreche­nde Angebote gebe es in den meisten Studios. „Am Ende können sie entscheide­n, ob sie wiederkomm­en wollen.“

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FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA Yoga zu Hause? Kein Problem für Fortgeschr­ittene. Anfänger sollten sich die Übungen aber erst von einem Profi zeigen lassen, um Fehlhaltun­gen von vorneherei­n zu vermeiden.

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