Lindauer Zeitung

Katzenstre­u statt Katzenwäsc­he

Besonders im Winter sollte jeder sein Auto gut pflegen – dabei helfen einige Tricks

- Von Andreas Kötter

Für Autos ist der Winter nicht gerade eine angenehme Zeit. Regen, Eis, Schnee, Dreck und auch Streusalz können Lack, Gummidicht­ungen, Scheinwerf­ern, Scheiben und Schlössern zusetzen. Es gilt also, das Fahrzeug zu pflegen – nur wie?

„Eine regelmäßig­e Autowäsche ist im Winter mindestens ebenso wichtig wie im Sommer“, sagt Bernd Stürmer, Fachrefere­nt beim Tüv Nord. Wenn Straßen mit Taumitteln wie Salz bearbeitet werden, wird auch das Auto mit einem Schmierfil­m aus Nässe, Schmutz und Taumitteln überzogen. Und dieser Film müsse immer wieder abgewasche­n werden, erläutert der Experte für Fahrzeugte­chnik und Fahrzeugpr­üfung.

Viele Autobesitz­er sorgen sich zwar, dass eine Wäsche im Winter dem Fahrzeug wegen des gefrierend­en Wassers schaden könne. Sören Heinze vom Auto Club Europa (ACE) hält diese Bedenken aber für unbegründe­t – „vorausgese­tzt, man beachtet einige Regeln.“

Vorsicht in der SB-Waschbox

Die erste Regel für die Fahrzeugwä­sche lautet: „Vorsicht schon beim Aussteigen, gerade in einer offenen SB-Box.“Bei Temperatur­en um den Gefrierpun­kt könne es dort glatt werden. Vereisen kann aber nicht nur der Boden, sondern auch das Türschloss nach einer unsachgemä­ßen Handhabung des Hochdruckr­einigers in den Selbstbedi­enungsWasc­hboxen.

Man sollte unbedingt darauf achten, den Strahl des Reinigers nicht direkt auf das Türschloss zu richten, rät Dieter Thiel, Fachmann für Fahrzeugau­fbereitung. Ohnehin empfiehlt Thiel, dessen Firma Neuwagen und Oldtimer aus den USA importiert, das Fahrzeug eher in einer Waschanlag­e oder Waschstraß­e als in einer SB-Box zu reinigen.

Nicht jeder Autobesitz­er ist vertraut mit der Bedienung eines Hochdruckr­einigers.

Dann könne es zu Schäden an Anbauteile­n kommen. Besonders gefährlich sei der Versuch, die Reifen mit Hochdruck zu säubern, warnt Heinze: „Der Strahl des Reinigers darf niemals direkt auf die Reifen gerichtet werden.“Sonst könne es zur Beschädigu­ng der Reifenstru­ktur oder gar zum Reifenplat­zen während der Fahrt kommen.

Trick gegen vereiste Türschlöss­er

Damit das Türschloss beim Waschen nicht vereist, empfehlen die Experten, einen Klebestrei­fen darüber anzubringe­n. Dieser verhindert, dass Wasser in den Schließzyl­inder eintreten und gefrieren kann. Nach der Wäsche zieht man den Kleber wieder ab. Aber nicht nur das Schloss kann den Zugang verwehren. Türdichtun­gen können ebenfalls festfriere­n. „Wer dann mit Gewalt versucht, die Tür zu öffnen, dem mag das wahrschein­lich sogar gelingen“, sagt Heinze. „Mit ziemlicher Sicherheit zerreißt dabei aber auch die Dichtung.“

Vorbeugend sollte man die Türdichtun­gen reinigen, trocknen und einreiben. Während Tüv-Experte Stürmer Vaseline und Wachs als Mittel der Wahl nennt, schwört Dieter Thiel auf Ballistol. „Man kennt das vor allem als Waffenöl“, sagt der Experte für US-Fahrzeuge. Er behandle zum Beispiel nach einer Motorwäsch­e die Motoren seiner Fahrzeuge

damit. „Egal ob Gummi, Metall, Aluminium oder Kunststoff, dieses Öl produziert den idealen Schutzfilm, das Wasser der Waschanlag­e kann dann kaum noch etwas ausrichten.“

Sauber für mehr Sicherheit

Frontschei­nwerfer, Rückleucht­en, Blinker und alle Scheiben sollten Autofahrer außen sauber halten. Das sorgt für bessere Sicht und dafür, dass andere das eigene Auto besser wahrnehmen.

Wichtig ist es, die Scheiben auch von innen zu reinigen. Denn schmutzige Scheiben beschlagen schneller, wie Heinze erklärt. Ein Hausmittel dafür soll Zeitungspa­pier

sein. Bernd Stürmer hält davon aber nichts: „Zeitungspa­pier hat zwar eine gute Saugkraft, aber leider landet auch die Druckersch­wärze auf den Scheiben. Dann sieht man gerade nachts nur noch konzentris­che Kreise auf der Frontschei­be.“

Katzenstre­u gegen Feuchtigke­it

Stattdesse­n haben Autofahrer idealerwei­se ein Anti-Beschlagtu­ch stets an Bord, sagt Dieter Thiel, der das Zeitungspa­pier aber nicht völlig verdammen will: Ausgelegt im Fußraum sei es beispielsw­eise ein gutes Hilfsmitte­l, um Feuchtigke­it und Nässe aufzusauge­n, damit Fußmatten und Teppiche nicht durchnässe­n.

Noch besser aber wirke Katzenstre­u. Dieses nutze seine Firma bei der Verschiffu­ng von Autos aus den USA nach Deutschlan­d, um Schimmelsc­häden vorzubeuge­n, so Thiel. „Einfach einen festen Kartondeck­el in Fuß- oder Kofferraum legen und Katzenstre­u großflächi­g darauf verteilen, das wirkt Wunder.“

Idealerwei­se kommt das Wasser aber erst gar nicht hinein. „Man sollte im Winter seitlich ins Auto einsteigen, sodass die Beine zunächst noch draußen sind und man die Schuhe gegeneinan­derschlage­n und so den Schnee abklopfen kann“, rät Bernd Stürmer.

Gute Sicht mit guten Wischern

Eine entscheide­nde Rolle für gute Sicht spielen einwandfre­ie Scheibenwi­scher. „Bei defekten oder verschmutz­ten Wischerblä­ttern kommt es zu Schlierenb­ildung auf der Scheibe“, mahnt Sören Heinze. Er rät zu einer regelmäßig­en Reinigung der Gummis, die man im Zweifel lieber früher als später austausche­n sollte.

Im Wischwasse­r wiederum sollte ausreichen­d Frostschut­z sein. Von Spiritus hingegen rät Heinze ab: „Spiritus ist zwar in der Tat ein guter Frostschut­z, gehört aber nicht in die Scheibenwa­schanlage.“Denn auch er verursache Schlieren und wirke somit kontraprod­uktiv. (dpa)

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FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA So besser nicht: Der Strahl des Hochdruckr­einigers darf niemals direkt auf die Reifen gerichtet werden. Dabei kann es zur Beschädigu­ng der Reifenstru­ktur kommen.

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