OB ist für Kai Kattau der nächste Schritt
Der 50-Jährige ist der Einzelkämpfer unter den Kandidaten.
- Er ist anders als die anderen Kandidaten. Kai Kattau hat keine Partei oder Fraktion hinter sich, keine Berater und keine Coaches. Dass er Lindau als Oberbürgermeister führen könnte, davon ist der 50-Jährige trotzdem überzeugt. Für ihn wäre das der nächste logische Schritt auf seiner Karriereleiter.
Und er sei eben einer, der gern Schritt für Schritt vorgehe, sagt Kattau. Seit einigen Jahren leitet er die Garten- und Tiefbaubetriebe Lindau (GTL). Dass so manch einer überrascht auf seine Kandidatur reagiert hat, kann er überhaupt nicht nachvollziehen. „Gerhard Ecker ist mein direkter Chef, ich fände es naheliegend, wenn ich sein Nachfolger würde.“
Kattaus großes Thema ist die Mobilität. Und so war es letztlich die Diskussion um das Parkhaus am Karl-Bever-Platz, die für ihn den Ausschlag zur Kandidatur gegeben hat. „Ich halte es für grundsätzlich falsch, ein Parkhaus am Karl-BeverPlatz zu bauen“, sagt er. Die Gründe dafür hängen zwar auch, nicht nur mit dem Klimaschutz zusammen. Blechlawinen, die im Sommer stinkend und lärmend Richtung Insel rollen, will Kattau den Lindauern in Zukunft ersparen. Er ist sicher: Für Touristen muss es andere Möglichkeiten geben, auf die Insel zu kommen. Die beste Lösung wäre für ihn ein solarbetriebenes Schiff, das die Massen am Auffangparkplatz bei der Therme abholt. „Da fängt doch der Urlaub schon an“, sagt Kattau.
Kattau ist in Ulm geboren. Dort hat der Sohn eines Bundeswehroffiziers Abitur gemacht, in Biberach studierte er nach seiner eigenen Militärausbildung schließlich Bauingenieurswesen. Lindau hat er schon als Kind kennengelernt, weil seine Familie gern Ausflüge dorthin gemacht hat. Als Kattau nach seinem Studium als Verkehrsplaner in Ulm arbeitete, lernte er seine Frau kennen. 2003 bekamen sie ihren ersten Sohn. 2008 wurde Kattau Bauamtsleiter der Gemeinde UhldingenMühlhofen, und die Familie verlagerte ihren Lebensmittelpunkt an den Bodensee. Im gleichen Jahr wurde auch Kattaus Tochter geboren. Ein Jahr, nachdem Kattau 2012 schließlich Leiter des Lindauer Tiefbauamts wurde, zog die ganze Familie nach Lindau.
In den vergangenen acht Jahren sei er in alle wichtigen Themen der Stadt involviert gewesen. Prozesse wie das Lindauer Stadtentwicklungskonzept Isek, das klimafreundliche Mobilitätskonzept Klimo und den Rahmenplan für die Hintere Insel habe er teilweise federführend begleitet, erzählt Kattau. In dieser Zeit hat er auch einige
Bürgerbeteiligungen konzipiert und durchgeführt. Außerdem habe er an Telefonkonferenzen teilgenommen, wenn Oberbürgermeister Gerhard Ecker wichtige Verhandlungen mit der Bahn geführt habe.
Auch hinsichtlich seiner Kandidatur hat sich Kattau vorgenommen, einen Schritt nach dem anderen zu machen. Seit der amtierende OB Ecker im vergangenen Jahr bekanntgegeben hatte, dass er sein Amt vorzeitig niederlegen werde, überlegte Kattau, ob er sich um dessen Nachfolge bemühen solle. Im Familienurlaub am Gardasee im Sommer habe er sich Zeit genommen, darüber intensiv nachzudenken. Als der Urlaub vorbei war, stand auch der Entschluss: Er will es wagen. Seine Frau, aber auch sein 16-jähriger Sohn und seine zwölfjährige Tochter stehen hinter der Entscheidung.
Weil Kattau weder Mitglied einer Partei ist noch von einer der bestehenden Stadtratsfraktionen als OB-Kandidat aufgestellt wurde, war der nächste Schritt: Unterschriften sammeln. Dass er die nötige Anzahl von 190 zusammenbekommen würde, daran habe er eigentlich nur ganz am Anfang kurz
Kai Kattau gezweifelt. „Es ging schleppend los, zu Silvester hatte ich erst elf Unterschriften – da hatte ich schon mal kurz Bedenken“, sagt er. Doch dann sei es kontinuierlich aufwärts gegangen, bis schließlich feststand: Kattau ist im Rennen. Am Ende haben 275 Lindauer für Kattau unterschrieben, der darin einen großen Vorteil gegenüber den anderen Kandidaten sieht. „Ich fühle mich nominiert von den Menschen in Lindau.“
Trotzdem muss er die meisten Aufgaben in seinem Wahlkampf ganz allein bewältigen: Tausende Flyer hat er persönlich in Briefkästen geworfen, jedes Plakat hat er selber aufgehängt. Etwas neidisch hat er zu den vielen Helfern der Jungen Aktiven geschielt, die ihn nachts beim Plakate-Aufhängen überholten. „Die waren schon schnell“, erzählt Kattau und lacht. Dass bei ihm nicht alles perfekt läuft, ist ihm klar. „Ich hab kleinere Plakate als die anderen, und sie sind vielleicht nicht so gut lesbar – aber man erkennt ja, wer da drauf ist“, sagt er. Er baue darauf, dass die Lindauer sein Engagement sehen.
Einzelkämpfer hin oder her: In seiner Rolle als OB-Kandidat fühle er sich wohl, versichert Kattau. Und seit er seine Unterschriften beisammen hat, kann er sich auch voll und ganz auf den Wahlkampf konzentrieren. Vorher hatte er öffentliche Auftritte oft noch dazu genutzt, für Unterschriften zu werben. Es geht eben alles nur Schritt für Schritt. Dass es in diesem Jahr so viele Podiumsdiskussionen gebe, gefalle ihm, denn so hätten viele Menschen die Gelegenheit, ihn kennenzulernen und zu erleben.
Und ein Erlebnis ist das dann auch tatsächlich meistens. Denn wo Kattau auch auftaucht: Er sorgt für Unterhaltung. Bei der Veranstaltung der Wirtschaftsjunioren zum Beispiel, wo er es sich im Sessel vielleicht ein wenig zu gemütlich machte. Oder zuletzt beim Henkersmahl in der Stadtverwaltung, wo er mit einem selbst gedichteten Lied und jeder Menge Texthängern für Lacher sorgte. Unreflektiert ist er dabei allerdings nicht. „Ich weiß, dass ich manchmal etwas tapsig bin.“
Aber Kattau kann auch anders: Intelligent, schlagfertig und ironisch beantwortete er bei einer Veranstaltung im Casino eine Publikumsfrage, die ihn gezielt angriff – und erntete dafür viel Applaus.
Viel Freizeit bleibt Kattau derzeit nicht. Während seines Wahlkampfs arbeitet er ganz normal weiter.
Kai Kattau GTL-Chef möchte er übrigens auch bleiben, sollte er es nicht auf den OB-Sessel schaffen. Seine Hobbys wie das Heimwerken hat er komplett auf Eis gelegt. Wann er den Anbau seines Gartenschuppens fertig bekommt, weiß der Himmel. Die wenige Zeit, die neben Arbeit und Wahlkampf noch übrig bleibt, verbringt er auf dem Spieleteppich mit seinem jüngsten Sohn, der Nachzügler ist drei Jahre alt. Außerdem engagiert sich Kattau als stellvertretender Elternbeiratsvorsitzender im Kindergarten Villa Engel.
Wer den OB-Kandidaten Kattau kennenlernen möchte, der trifft ihn am besten auf einem seiner vielen Stadtspaziergänge. Die hat er schon ganz zu Beginn seiner Zeit in Lindau eingeführt. Eine Form der Bürgerbeteiligung, die ihm am Herzen liegt. Außerdem sind die Füße sein liebstes Verkehrsmittel, wie er sagt. Und damit will er nun am liebsten in die Fußstapfen seines Chefs treten.
„Gerhard Ecker ist mein direkter Chef, ich fände es naheliegend, wenn ich sein Nachfolger würde.“
„Ich fühle mich nominiert von den Menschen in Lindau.“
Die LZ stellt alle OB-Kandidaten in Portraits vor. Bisher erschienen sind Daniel Obermayr, Claudia Alfons, Mathias Hotz und Claudia Halberkamp. Einen Podcast des Gesprächs mit Kai Kattau finden Sie auf schwaebische.de/podcast und unter „Der Lindau Podcast“überall, wo es Podcasts gibt.