Kinderarzt wappnet sich für Coronavirus
Praxen bereiten sich auf Krankheit und besorgte Eltern vor – Gesundheitsamt gibt
- Noch hat er Urlaub. Aber wenn der Lindauer Kinderarzt Dr. Harald Tegtmeyer-Metzdorf seine Praxis wieder öffnet, dann will er gewappnet sein für den Ernstfall, der da heißt: Coronavirus. Zwar gibt es laut Landratsamt in Lindau noch keine Infektion mit dem neuartigen Virus. Doch der Mediziner geht davon aus, dass sehr schnell einige Eltern mit kranken kleinen Kindern nach den Ferien nächste Woche in seiner Praxis stehen – mit der Angst, dass sich der Nachwuchs beispielsweise im Skiurlaub in Südtirol angesteckt hat. Das Lindauer Gesundheitsamt appelliert unterdessen an die Menschen, sich vorsichtig zu verhalten, um eine Ausbreitung des Virus im Kreis Lindau möglichst lange zu vermeiden.
Nein, Grund zur Panik gebe es nicht, sagt Tegtmeyer-Metzdorf ganz ruhig im Gespräch mit der LZ. Sorgen macht sich der Lindauer Mediziner dennoch: „Es ist schon zu befürchten, dass es in Bälde erste Fälle von Coronavirus-Erkrankungen auch hier in der Region geben wird.“Und das bedeute: Die im Kreis Lindau „eh schon am Limit arbeitenden Kinderarztpraxen“werden einen Ansturm erleben, von dem sie noch nicht wissen, wie sie diesen stemmen sollen.
Weil er die momentanen Faschingsferien in Bayern für eine kurze Auszeit nutzt, hat TegtmeyerMetzdorf am Montag „vorsichtshalber“eine Bestellung aufgegeben: Masken, Kittel und Kopfschutz lässt er sich liefern, damit er und sein Praxisteam einen gewissen Schutz haben, falls das Coronavirus bis in den Lindauer Raum vordringt. „Eigentlich müsste ja das Gesundheitsamt uns Ärzte ausrüsten“, denkt der Kinderarzt laut nach. Zwar ist die Behörde mit den Ärzten im Landkreis in Kontakt, hat Ende Januar erste Informationen zum neuen Virus herausgegeben. Aber eben keinen praktischen Schutz. Der Arzt ist froh, dass er sich Anfang der Woche selbst gekümmert hat. Denn jetzt, drei Tage später, sind die Großhändler nach seinen Worten ausverkauft.
Klar ist für Tegtmeyer-Metzdorf: „Für uns Ärzte und Praxismitarbeiter besteht ein erhöhtes Risiko.“Und fügt später mit ernstem Unterton an: „Am Coronavirus wird sich von den Ärzten und Schwestern fast jeder anstecken.“Das sieht der Arzt durchaus mit Sorge, schließlich sind er selbst und sein Lindauer Kollege Klaus Adams beide Mitte 60, zählen also bereits zur Risikogruppe, bei denen eine Corona-Ansteckung schwerer verlaufen könnte. „So ganz kalt lässt mich das nicht“, gibt TegtmeyerMetzdorf zu angesichts seiner Überzeugung, dass „die ersten Virusträger sicher schon unter uns sind“.
Für wichtig hält es der Kinderarzt jetzt, dass die Eltern Ruhe bewahren, wenn ihr Kind Fieber bekommt oder hustet. Echte Grippefälle hat er in diesem Jahr schon einige in seiner Praxis gehabt, von der Anzahl her „etwa auf dem gewohnten Niveau der Vorjahre“. Doch angesichts der vielen Berichte in den Medien über die Ausbreitung des Coronavirus geht Tegtmeyer-Metzdorf davon aus, dass ab Montag zusätzlich viele besorgte Eltern mit ihrem Nachwuchs in die Praxis drängen. „Sie sollten aber nur bei schweren Krankheitsfällen kommen – und auf jeden Fall nur nach telefonischer Voranmeldung“, so der Appell des Mediziners.
Auch im Lindauer Landratsamt kommt die Unsicherheit der Bürger bezüglich des Coronavirus an. Auf Anfrage der Lindauer Zeitung verschickt das Landratsamt konkrete Anweisungen, was bei einem möglichen Verdacht zu tun ist. „Bei Grippesymptomen wie einem jäh einsetzenden Krankheitsgefühl, Fieber, Husten und Atemnot sollte zwingend der Hausarzt vorab telefonisch kontaktiert werden“, schreibt Sprecherin Sibylle Ehreiser.
Um andere Personen zu schützen, sollte die Arztpraxis nicht ohne Anmeldung aufgesucht werden, bestenfalls kommt der Arzt zum Patienten. Auch sollte bei starken Symptomen der Kontakt mit anderen Menschen, zum Beispiel in öffentlichen Verkehrsmitteln, vermieden werden. Das Landratsamt rät außerdem, die Hustenetikette zu beachten, also Abstand
Dr. Harald Tegtmeyer-Metzdorf.
zu anderen Personen einzuhalten und in die Armbeuge oder in ein Taschentuch zu niesen und husten.
Laut Ehreiser wissen die Hausärzte im Landkreis Lindau genau, was im begründeten Verdachtsfall zu tun ist. Sie seien bereits zweimal, zuletzt Ende Januar, vom Fachbereich Gesundheit am Landratsamt Lindau informiert worden, welche Tests durchgeführt werden müssen und wie die umgehende Meldung der Krankheit erfolgen soll. Auf der Internetseite des Robert-Koch-Instituts gibt es außerdem tagesaktuell Risikoeinschätzungen und eine Übersicht über die Risiko-Regionen.
In Vorarlberg werden mittlerweile die ersten verdachtsfälle untersucht. Die Landessanitätsdirektion teilt am Donnerstagnachmittag mit, dass dort bisher 22 Verdachtsfälle aufgetreten sind, davon wurden sieben negativ getestet, Bei 15 steht das Ergebnis noch aus.
„Es ist schon zu befürchten, dass es in Bälde erste Fälle von CoronavirusErkrankungen auch hier in der Region geben wird.“
Bei Symptomen gibt es auch außerhalb der Praxisöffnungszeiten unter der Telefonnummer 116117 direkt Hilfe. Für Informationen über das Coronavirus hat das Landesamt für Gesundheit eine Hotline eingerichtet. Unter der Nummer 09131 / 68 08 51 01 können Bürger Fragen rund um das Coronavirus stellen. Die Infos des Robert-Koch-Instituts gibt es auf www.rki.de