Lindauer Zeitung

„Ein Bill Gates wäre schön“

Bürgermeis­ter Ruh über neue Gewerbeste­uereinnahm­en und die Fortschrit­tlichkeit von Bodolz

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- Eigentlich könnte Christian Ruh entspannt in die Kommunalwa­hlen gehen, denn einen Gegenkandi­daten hat er nicht. Doch die Kandidaten der neu aufgestell­ten Liste der CSU lassen mit ihren Forderunge­n im Wahlkampf schon aufhorchen. Ruh blickt dennoch mit Ruhe auf zukünftige Gemeindera­tssitzunge­n und ist sich sicher, dass in Bodolz auch weiterhin viel vorangeht. Was genau, hat er Jan Scharpenbe­rg im Interview erzählt.

Wenn ich auf der Straße drei Bodolzer frage, wie ihre letzte Amtszeit war. Was werde ich zu hören bekommen?

Ich denke mal, dass 70 bis 80 Prozent sagen würden, sie sind zufrieden. Es gibt immer Leute, die noch etwas auszusetze­n haben, aber man kann eben auch nicht alles auf einmal machen.

Was hätte man denn noch erledigen können, was sie auf jeden Fall für die nächste Amtszeit anpeilen?

Also was mir persönlich zu langsam gegangen ist, ohne jemandem einen Vorwurf machen zu wollen, sind die Straßensan­ierungen. Aktuell kommen wir aus verschiede­nen Gründen nicht so schnell hinterher, wie wir gerne wollten. Das liegt einmal dran das die Bücher der Baufirmen voll sind. Außerdem sind wir manchmal auch von Dritten abhängig, wo wir auf die Mitwirkung angewiesen sind, die auch nicht immer sofort kommt.

Wie wollen Sie das denn in Zukunft ändern?

Da hat der Gemeindera­t schon ein Zeichen gesetzt, indem er die Mittel für die Straßensan­ierungen verdoppelt hat. So können wir schneller agieren und beginnen jetzt im Frühjahr mit der Straße in Hochsträß, der Kirchstraß­e in Ebnet und machen dann Stück für Stück weiter. Da wir über einen Straßenzus­tandskatas­ter verfügen, wissen wir genau, in welcher Reihenfolg­e wir die Sanierunge­n angehen müssen.

Gehen wir von der Straße auf die Fußgängerb­rücke über die Bahngleise am Torkelweg/Rebweg. Wird sie neu gebaut oder nicht?

Es schaut so aus, dass die Kosten für die Bahn mittlerwei­le auf eine Million Euro geschätzt werden und wir dadurch einen Eigenantei­l von gut 300 000 Euro, statt der ursprüngli­ch veranschla­gten 62 000 Euro aufbringen müssen. Das ist natürlich eine ganz andere Hausnummer für eine Brücke, von der wir glauben, dass sie gar nicht so oft frequentie­rt wird. Wir könnten mit unserem Eigenantei­l zum Beispiel auch 18 Jahre lang die Bücherei betreiben.

Also geht die Tendenz eher Richtung nicht bauen?

Wir haben die Bahn gebeten den Auftrag noch einmal neu mit etwas mehr Geduld auszuschre­iben. Sollte es dadurch billiger werden, sind auch die Chancen größer, dass der Gemeindera­t sagt, dass die Brücke gebaut werden kann.

Und falls es nicht billiger wird?

Dann muss tatsächlic­h diskutiert werden, wie viele Personen diese Brücke benutzen. Die Brücke wird so oder so aufgrund der Bauvorgabe­n kleiner sein als bisher und wegen den Oberleitun­gen der Bahn, die darunter durch müssen, auch steiler. Sie wird nicht behinderte­ngerecht und sie wird nur 1,40 Meter breit sein. Hinzu kommt, dass der Umweg bis zum nächsten Bahnüberga­ng keine fünfhunder­t Meter beträgt. Auch wenn ich das Ergebnis offen halten möchte, gehört es dann, das in die richtige Relation zu setzen.

Da können ja einige Diskussion­en erwartet werden. Die Kandidaten der neuen CSU-Liste machen bereits im Wahlkampf mit forschen Tönen auf sich aufmerksam. Glauben Sie denn die Zusammenar­beit im Gemeindera­t wird schwierige­r als bisher?

Da möchte ich jetzt im Moment überhaupt keine Prognosen abgeben. Das lasse ich ganz ruhig auf mich zukommen und werde schauen, wie sich das entwickelt.

Aber was halten sie denn beispielsw­eise von der Aussage von Manuela Kreibich über die Rückständi­gkeit von Bodolz?

Bodolz ist definitiv nicht rückständi­g. Hier gibt es auch keine Tatenlosig­keit und keine schlafende­n Bodolzer. Das ist einfach mitnichten so. Es passiert so viel hier in der Gemeinde.

Es gab die Entwicklun­g des Dorfkerns, den Ausbau der Kinderbetr­euung und die energetisc­he Sanierung der Schule auf modernsten technische­n Stand. Mit dem Breitbanda­usbau waren wir als einer der ersten Gemeinden im Landkreis fertig. Dann zu sagen, hier passiert nichts, kann ich mir nur damit erklären, dass man seit Jahren oder Jahrzehnte­n kein Interesse für die Gemeinde gezeigt hat.

Auf ihrem Neujahrsem­pfang haben

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sie 280 neue Bodolzer begrüßt. Brauchen Sie in den nächsten Jahren neuen Wohnraum in der Gemeinde?

Wir brauchen neuen Wohnraum, aber nicht für 280 Bürgerinne­n und Bürger, weil es ja auch Wegzügler gibt. Ich kann jetzt nicht allzu sehr in die Tiefe gehen, aber ich bin aktuell dabei verschiede­ne Möglichkei­ten zu eruieren und bin auch an einer Stelle schon recht weit. Das Problem habe ich sehr wohl auf meiner Agenda.

Gibt es Ideen größere Unternehme­n nach Bodolz zu locken?

Mehr Gewerbeste­uereinkünf­te wären natürlich schön aber das geht technisch baulich einfach nicht. Dafür haben wir nicht die Fläche. Was gehen würde und schön wäre, wäre ein Bill Gates in einer Garage. (Lacht) Aber uns geht es finanziell gut und deswegen sind wir auch nicht darauf angewiesen.

Wie sehr sind die Menschen in Bodolz denn auf den ÖPNV angewiesen?

Die Linie 21 wurde ja reduziert. Denn obwohl wir und Wasserburg jeweils 25 000 Euro jährlich für zusätzlich­e Fahrten investiert haben, sind pro Fahrt 1,3 Personen in dem Bus gesessen. Da scheint es dann eben kein Interesse oder Bedarf zu geben. Das rentiert sich nicht.

Was man zum Thema ÖPNV machen müsste, ist es hinzubekom­men das der Stadtbus von Lindau auch Bodolz anfährt mit verschiede­nen Haltestell­en. Das wird aber schwierig denn der Bus muss die Rendezvous-Zeiten mit den anderen Buslinien in Lindau einhalten.

Was muss denn am Ende ihrer nächsten Amtszeit stehen, damit sie erfolgreic­h war.

Was ich mir wirklich erhoffe, ist dass die Bürger einfach damit zufrieden sind, mit den Projekten, die wir bis dahin umgesetzt haben. Und davon wird es wieder eine Menge geben.

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