Auch in Lindau gibt es jetzt ein Corona-Zelt
Ärzte, Schwestern und weitere Fachleute bereiten sich auf weitere Zunahme der Infizierten auch in Lindau vor
- 93 Coronakranke sind bis Freitag im Landkreis Lindau festgestellt worden. Ein Mensch ist gestorben. Doch das sei erst der Anfang, sind Fachleute überzeugt. Deshalb bereiten sich die Verantwortlichen auf eine sehr hohe Zahl an kranken Menschen vor.
Als Vorteil hat es sich in Deutschland bisher erwiesen, dass mehr Menschen als in anderen Ländern auf Corona getestet werden. Allerdings bereitet das bisherige Verfahren mit Tests an Haustüren oder vor Arztpraxen zunehmend Probleme. Da sich ein Zelt für Coronatests im Westallgäu bewährt hat, gibt es solches jetzt auch in Lindau.
Landrat Elmar Stegmann macht im Gespräch mit der LZ aber sehr deutlich, dass jetzt nicht jeder dort hinfahren kann, um einen Test zu erhalten. Lindauer Ärzte haben in Zusammenarbeit mit der Asklepios Klinik Lindau und dem Landratsamt das Zelt auf dem Parkplatz an der Friedrichshafener Straße gegenüber dem Krankenhaus eingerichtet. Nur wer über die 116 117, mittels Überweisung seines Hausarztes oder aber über das Gesundheitsamt einen Termin erhalten hat, wird dort getestet. Einen Termin bekommt nur, wer akute Symptome hat, so dass es konkrete Hinweise auf eine Infektion gibt. Patienten müssen ihre Versichertenkarte mitbringen, da die Krankenkasse bei begründeten Verdachtsfällen den Test bezahlt.
„Das Corona-Zelt ist als Entlastung für die niedergelassenen Ärzte gedacht. Patienten, die nicht so schwer erkrankt sind, dass sie die Wohnung nicht verlassen können, können hier getestet werden“, erklärt Stegmann.
Patienten erhalten Termine einzeln und mit zeitlichem Abstand, damit sie sich im Zelt nicht begegnen. Wer ohne Termin zum Zelt kommt, wird wieder weggeschickt. Der Landrat weist darauf hin, dass Ärzte und Labore nicht jeden testen können, sondern nur die, die sichtbar krank sind.
Stegmann dankt allen, die beim Aufbau des Corona-Zeltes mitgewirkt haben: Den beteiligten Ärzten, dem Verwaltungspersonal des MVZ Lindau-Lindenberg, der Asklepios Klinik
Lindau sowie dem THW Lindau. „Es ist wichtig, dass wir Strukturen so stärken, so dass sich jeder auf die Arbeit konzentrieren kann, die in seinem Bereich wichtig ist – die niedergelassenen Ärzte ebenso wie die Krankenhäuser“, sagt Stegmann. Die niedergelassenen Ärzte haben mit dem Corona-Zelt eine Alternative für leichtere Fälle, und die Krankenhäuser können sich mit voller Kraft auf die schwer erkrankten Patienten konzentrieren.
Beide Krankenhäuser seien gemäß den Vorgaben des Robert-Koch-Instituts gut vorbereitet auf erwartbar schwere Coronafälle. Stegmann bestätigt außerdem im Gespräch mit der LZ, dass Behörden für ganz Bayern Rechtsgrundlagen für weitgehende Maßnahmen geschaffen haben. Dazu gehört auch, ausreichend Betten bereitzustellen für den erwarteten Fall, dass die Zahl der Coronapatienten drastisch zunimmt. Im Landkreis Lindau brauche man dafür weder Hotels noch Turn- oder Messehallen, erklärt Stegmann. Denn im Landkreis gebe es in Reha-, Kur- und Schönheitskliniken ausreichend Betten für diese Zwecke.
Die Regierung von Schwaben habe zudem für den Bereich der Leitstelle Allgäu einen Ärztlichen Leiter Führungsgruppe Katastrophenschutz bestellt.
ANZEIGE Dessen Aufgabe ist im Ernstfall die Verteilung von Patienten auf die Kliniken. Er hat dafür Durchgriffsrecht auch auf private Krankenhäuser. Im Westallgäu haben sich ParacelsusKlinik und Panorama-Klinik in Scheidegg sowie die Klinik LindenbergRied bereits mit der Rotkreuzklinik Lindenberg abgestimmt.
Die Reha-Kliniken nehmen bereits keine Patienten mehr auf, haben zum Teil sogar Patienten wieder nach Hause geschickt. Sie bereiten sich darauf vor, Patienten anderer Kliniken zu übernehmen, wenn es dort zu Platzproblemen kommt. Patienten, die keine intensivmedizinische Versorgung benötigen aber auch nicht nach Hause können, sollen dann nach Scheidegg oder Ried verlegt werden, wo eine gute medizinische Versorgung sichergestellt sei. Ärzte und Pflegekräfte können nach Aussagen der Verantwortlichen infolge ihrer akutmedizinischen früheren Ausbildung und Tätigkeit diese Patienten behandeln.