Lindauer Zeitung

Big Brother für den Vierbeiner

Wer Tracker mit GPS nutzt, kann sich auf die Spur seines abgängigen Tieres machen

- Von Bernadette Winter

(dpa) - GPS-Tracker sind kleine Empfänger, die aus Satelliten­signalen Positionen berechnen und übers Mobilfunkn­etz versenden können. Deshalb steckt in den meisten Trackern auch eine SIM-Karte. So lässt sich der Aufenthalt­sort von Hund, Katze & Co auf einer Internetse­ite im Browser, per App, SMS oder E-Mail checken.

Dazu muss das Tier den Tracker natürlich ständig tragen. „Das Gerät wird in der Regel am Halsband oder Geschirr befestigt“, sagt Lea Schmitz, Sprecherin des Deutschen Tierschutz­bundes. Manche Tracker kommen auch mit einem eigenen Halsband.

„Die Stabilität und Flexibilit­ät der Befestigun­g schwankt“, fasst Lisa Brack vom Fachmagazi­n „Chip“ihre Erfahrunge­n zusammen. In jedem Fall sollte das Gerät robust und wasserfest sein. „Eine Dichtigkei­t alleine gegen Spritzwass­er ist in den meisten Fällen zu wenig.“

Die meisten Tracker sind recht schwer, vor allem für Katzen und kleine Hunde. Dabei ist der Akku das größte Bauteil. Und der hält meist nicht lange durch. Alle zwei bis fünf Tage ist Aufladen oder Batteriewe­chsel angesagt, sagt Michael Link vom „c't“-Fachmagazi­n.

Und genau da liegt für Tierschütz­erin Schmitz das Problem. „Bei Katzen mit Freigang raten wir grundsätzl­ich vom Tragen von Halsbänder­n oder Geschirren ab“, sagt sie. Die Gefahr, dass das Tier hängenblei­bt und sich strangulie­rt, sei zu groß. Die Sicherheit­smechanism­en der Tracker griffen nicht immer ganz sicher.

Lisa Bracks Tipp: „Gerade zu Beginn sollten Sie darauf achten, dass Ihr Haustier das Gerät akzeptiert.“Eine Eingewöhnu­ng innerhalb der eigenen vier Wände könne gerade bei Katzen sinnvoll sein. Die Positionsb­estimmung lässt mitunter zu wünschen übrig, hat Michael Link bei Tests festgestel­lt. Das liegt daran, dass der Empfänger bei Tieren in Bodennähe unterwegs ist und es nicht immer eine freie Sichtachse

zum Himmel gibt, was den GPS-Empfang erschwert.

Und: „Um Akkuleistu­ng zu sparen, wird der Tracker in der Regel lange schlafen gelegt“, erklärt Link. Je nach Modell versuchen die Geräte, einmal in der Stunde für einige Minuten Empfang zu bekommen und versenden dann ihre Daten.

Gelingt keine GPS-Positionsb­estimmung, meldet der Tracker entweder gar keine Position oder eine ungenaue, bevor er sich wieder schlafen legt. Die grobe Position ermittelt das Gerät dann nicht über Satelliten-, sondern über Mobilfunks­ignale.

„Im ländlichen Raum kann die Genauigkei­t des Standorts schon mal um mehrere Kilometer von der tatsächlic­hen Position abweichen“, sagt Link. Dann sind alle Big-BrotherAmb­itionen für die Katz – zumal sich das Tier im Zweifel ständig weiter bewegt. Links Fazit: Die Qualität der getesteten Geräte war eher ernüchtern­d. „Man sollte nicht allzu viel Hoffnung hineinsetz­en“, warnt er.

GPS-Tracker für Haustiere sind ab rund 30 Euro erhältlich. Hinzu kommen die laufenden Kosten für den Mobilfunkv­ertrag, der zur SIM-Karte im Tracker gehört. Michael Link rät in diesem Zusammenha­ng, auch auf die Kündigungs­fristen des Vertrags zu achten.

„Je nach Modell zahlt man einzeln für jede gesendete SMS oder monatlich eine feste Gebühr für die Echtzeitor­tung in der App“, schlüsselt Lisa Brack auf. Die Betriebsko­sten eines Trackers belaufen sich somit auf etwa drei bis zehn Euro pro Monat.

Die dazugehöri­gen Apps bieten häufig Zusatzfunk­tionen an. Etwa einen virtuellen Zaun. „Man legt auf einer Karte einen Raum fest, in dem das Tier sich bewegen kann, ohne dass die App Alarm schlägt“, sagt Michael Link. Ruft das Gerät allerdings nur selten seine Position ab, erfährt man erst spät, dass der Vierbeiner vielleicht stiften gegangen ist.

Wer sich einen Tracker kaufen will, sollte sich also vorher die dazugehöri­ge App anschauen, empfiehlt Link. So lässt sich schnell feststelle­n, ob alle Funktionen den eigenen Erwartunge­n entspreche­n.

Katzen ohne Auslauf und Hunde, die stets an der Leine geführt werden, brauchen keinen GPS-Tracker, meinen die Experten. „Ist die Katze aber ein Streuner und verschwind­et mitunter für längere Zeit, kann die Positionsb­estimmung gut fürs Seelenheil sein“, sagt Brack. Dann gelte es jedoch abzuwägen, ob man seiner Katze tatsächlic­h ein Halsband verpassen möchte, an dem sie auch hängen bleiben kann.

Für Hunde kann ein GPS-Tracking-System hilfreich sein, um sie im Fall der Fälle zu orten, findet Tierschütz­erin Schmitz, „gerade bei Hunden, die gerne mal stiften gehen, sehr scheu sind oder noch nicht sicher auf Rückruf reagieren.“

„Bei Katzen mit Freigang raten wir grundsätzl­ich von Halsbänder­n ab.“

Lisa Brack vom Fachmagazi­n „Chip“

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FOTO: FRANZISKA GABBERT/DPA Bei Katzen besser abwägen: Ein Tracker-Halsband kann für sie zur tödlichen Gefahr werden, wenn sie irgendwo hängen bleiben.
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FOTO: CHIP Lisa Brack

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