Die Lindauer wollen den Wechsel
Bei den meisten Wahlen in Krisenzeiten setzen Wähler eher auf Bewährtes. Die Lindauer haben bei dieser Stichwahl wieder mal gezeigt, dass sie anders ticken. Sie haben Claudia Alfons gewählt, die von Anfang als diejenige aufgetreten ist, die von außen kommt und einiges anders machen und auf den Prüfstand stellen will. Dass sie sich in den wichtigen Themen naturgemäß nicht so gut auskennt, spielte für die Wähler demgegenüber keine Rolle. Die Lindauer wollen offenbar einen Wechsel. Gewählt haben die Lindauer außerdem diejenige, die mit frischem und strahlendem Auftreten punktet.
Auf die neue Oberbürgermeisterin kommen harte Zeiten zu. Nicht nur, dass sie Lindau aus der Coronakrise führen muss. Sie muss auch damit leben, dass eine deutliche Mehrheit im Stadtrat bei der Stichwahl einen anderen OB wollte. Die sie unterstützenden Gruppen verfügen im Stadtrat nur über fünf Sitze, also muss Alfons dort auf die anderen zugehen. Umgekehrt müssen sich die Räte der selbsternannten konstruktiven Mehrheit nun tatsächlich zu einer Zusammenarbeit mit der neuen OB bereitfinden, wenn es in Lindau nicht zum Stillstand kommen soll.
Alfons muss außerdem schnell beweisen, dass sie wirklich so unabhängig ist, wie sie in den vergangenen Wochen stets betont hat. Denn auch viele derjenigen, die ihr an diesem Sonntag die Stimme gegeben haben, betrachten die Rolle von Ulrich Jöckel, Roland Freiberg und Jürgen Müller skeptisch. Doch sie hat sich die Chance verdient, dass sie all das zeigen kann.